Singvögel bestimmen
Die Singvögel der Heimat
farbige Tafeln einheimischer Singvögel mit systematisch-biologischem Text und Beschreibung des Gesangs
Autor: Kleinschmidt, Konrad Ernst Adolf Otto (1870-1954), Erscheinungsjahr: 1921
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Singvögel bestimmen, Deutschland, Singvogelarten, einheimische, Gesang, Bestimmung, Fotos, Bilder, Singvögel im Garten, heimische Vögel, Vogelwelt, Vogelformen
Ein Ausspruch Kants über den ästhetischen Wert der Singvögel.
Die „Natur, die keinem Zwange künstlicher Regeln unterworfen ist,“ kann dem „Geschmacke für beständig Nahrung geben“. — „Selbst der Gesang der Vögel, den wir unter keine musikalische Regel bringen können, scheint mehr Freiheit und darum mehr für den Geschmack zu enthalten als selbst ein menschlicher Gesang, der nach allen Regeln der Tonkunst geführt wird; weil man des letztern, wenn er oft und lange Zeit wiederholt wird, weit eher überdrüssig wird. Allein hier vertauschen wir vermutlich unsere Teilnehmung an der Lustigkeit eines kleinen beliebten Tierchens mit der Schönheit seines Gesanges, der, wenn er vom Menschen (wie es mit dem Schlagen der Nachtigall bisweilen geschieht) ganz genau nachgeahmt wird, unserem Ohre ganz geschmacklos zu sein dünkt.“ Kritik der Urteilskraft I. Th. § 22.
Auszug aus der Einleitung zu heimischen Singvögeln
Das folgende Schriftchen will eine möglichst übersichtliche Darstellung der einheimischen Singvogelarten geben. Es durfte deshalb weder zu ausführlich, noch zu kurz sein. Rabe, Krähen, Dohle, Elster und Häher werden die meisten Leser kaum vermissen. Sie sind Singvögel, aber mehr Bauchredner als Sänger. Eine Anzahl seltener Arten ist nur im Anhang kurz aufgezählt. Sie sollten dem Anfänger nicht das einfache, klare Bild der einheimischen Fauna verwirren. So braucht niemand, der mit Hilfe dieses Büchleins unsre Singvögel kennen lernen will, bei manchen Gruppen den Mut zu verlieren. Achtet man auf die Rubrik „Vorkommen“, so sind es meist nur zwei, höchstens drei Arten, zwischen denen die Bestimmung zu entscheiden hat. Der Weg vom Bekannten zum Unbekannten, vom Alltäglichen zum Besonderen ist vom ersten Blatte an innegehalten.
Die „Natur, die keinem Zwange künstlicher Regeln unterworfen ist,“ kann dem „Geschmacke für beständig Nahrung geben“. — „Selbst der Gesang der Vögel, den wir unter keine musikalische Regel bringen können, scheint mehr Freiheit und darum mehr für den Geschmack zu enthalten als selbst ein menschlicher Gesang, der nach allen Regeln der Tonkunst geführt wird; weil man des letztern, wenn er oft und lange Zeit wiederholt wird, weit eher überdrüssig wird. Allein hier vertauschen wir vermutlich unsere Teilnehmung an der Lustigkeit eines kleinen beliebten Tierchens mit der Schönheit seines Gesanges, der, wenn er vom Menschen (wie es mit dem Schlagen der Nachtigall bisweilen geschieht) ganz genau nachgeahmt wird, unserem Ohre ganz geschmacklos zu sein dünkt.“ Kritik der Urteilskraft I. Th. § 22.
Auszug aus der Einleitung zu heimischen Singvögeln
Das folgende Schriftchen will eine möglichst übersichtliche Darstellung der einheimischen Singvogelarten geben. Es durfte deshalb weder zu ausführlich, noch zu kurz sein. Rabe, Krähen, Dohle, Elster und Häher werden die meisten Leser kaum vermissen. Sie sind Singvögel, aber mehr Bauchredner als Sänger. Eine Anzahl seltener Arten ist nur im Anhang kurz aufgezählt. Sie sollten dem Anfänger nicht das einfache, klare Bild der einheimischen Fauna verwirren. So braucht niemand, der mit Hilfe dieses Büchleins unsre Singvögel kennen lernen will, bei manchen Gruppen den Mut zu verlieren. Achtet man auf die Rubrik „Vorkommen“, so sind es meist nur zwei, höchstens drei Arten, zwischen denen die Bestimmung zu entscheiden hat. Der Weg vom Bekannten zum Unbekannten, vom Alltäglichen zum Besonderen ist vom ersten Blatte an innegehalten.
Inhaltsverzeichnis
- Haussperling, Pásser domésticus (L.)
- Feldsperling, Passer montánus (L.)
- Steinsperling, Petronia petronia (L.)
- Heckenbraunelle, Prunélla moduláris (L.)
- Edelfink, Fringilla coélebs (L.)
- Bergfink, Fringilla montifringilla (L.)
- Kernbeißer, Coccothraüstes coccothraustes (L.)
- Grünling, Acánthis*) chlóris (L).
- Stieglitz, Acanthis carduélis (L.)
- Erlenzeisig, Acanthis spinus (L.)
- Bluthänfling, Acanthis cannäbina (L.)
- Girlitz, Serinus serinus (L.)
- Gimpel, Pyrrhula europaéa Vieill.
- Kreuzschnabel, Lóxia curviróstra (L.)
- Goldammer, Emberiza*) citrinélla (L.)
- Grauammer, Emberiza calandra*) (L.)
- Rohrammer, Emberiza schoeniclus (L.)
- Feldlerche, Alaúda*) arvénsis (L.)
- Haubenlerche, Galerida cristáta (L.)
- Heidelerche, Lúllula arbórea (L.)
- Baumpieper, Anthus*) trivialis (L.)
- Wiesenpieper, Anthus pratensis (L.)
- Brachpieper, Anthus campetris (L.)
- Weiße Bachstelze, Motacilla*) alba (L.)
- Gebirgsbachstelze, Motacilla sulphúrea Bchst.
- Schafstelze, Motacilla fláva L.
- Rauchschwalbe, Chelidon rústica (L.)
- Mehlschwalbe, Hirúndo úrbica (L.)
- Uferschwalbe, Ripária riparia (L.)
- Segler, Apus ápus (L.)
- Seidenschwanz, Bombycílla gárrula (L.)
- Grauer Fliegenschnäpper, Muscícapa grísola (L.)
- Trauerfliegenschnäpper, Muscícapa atricapílla L.
- Zwerg-Fliegenschnäpper, Muscicapa párva (Bchst.)
- Raubwürger, Lánius*) excúbitor L.
- Schwarzstirn-Würger, Lanius mínor Gm.
- Rotköpfiger Würger, Lanius senátor L.
- Rotrückiger Würger, Lanius collúrio L.
- Steinschmätzer, Saxícola grísea Brehm
- Schwarzkehliger Wiesenschmätzer Saxicola*) rubícola (L.)
- Braunkehliger Wiesenschmätzer, Saxicola rubetra (L.)
- Hausrotschwanz, Erithacus*) áter (Brehm)
- Gartenrotschwanz, Erithacus phoenicúrus (L.)
- Blaukehlchen, Erithacus cyanécula (Wolf).
- Rotkehlchen, Erithacus rubécula (L.)
- Nachtigall, Erithacus megarhýndios (Brm.)
- Amsel, Túrdus*) mérula L.
- Wacholderdrossel, Turdus piláris L.
- Misteldrossel, Turdus viscívorus L.
- Rotdrossel Turdus músicus L. (nec auct.)*)
- Singdrossel Turdus philómelos Brm.
- Pirol Oríolus*) oriolus L.
- Star, Stúrnus*) vulgáris L.
- Wasserschwätzer, Cinclus*) aquáticus (Bchst.)
- Zaunkönig, Troglódytes*) troglodytes L.
- Mönch-Grasmücke, Sýlvia*) atricapílla L.
- Garten-Grasmücke, Sylvia hippoláis (L.)*)
- Dorn-Grasmücke, Sylvia commúnis Lath.
- Zaun-Grasmücke, Sylvia currúca L.
- Sperber-Grasmücke, Sylvia nisória (Bchst.)
- Drossel-Rohrsänger, Acrocéphalus*) arundináceus (L.)
- Teich-Rohrsänger, Acrocephalus stréperus (Vieill.)
- Getreide-Rohrsänger, Acrocephalus palustris (Bchst.)
- Ufer-Rohrsänger, Acrocephalus schoenobaénus L.
- Seggen-Rohrsänger, Acrocephalus aquáticus (Gm.)
- Garten-Laubvogel Hippolais*) icterína (Vieill.)
- Heuschrecken-Rohrsänger, Locustélla*) naévia (Bodd.)
- Weiden-Laubvogel Phyllóscopus*) collybíta (Vieill.)
- Fitis-Laubvogel Phylloscopus acrédula (L)
- Wald-Laubvogel, Phylloscopus sibilátrix (Bchst.)
- Gemeines Goldhähnchen, Régulus*) regulus (L.)
- Augenstreif-Goldhähnchen, Regulus ignicapíllus (Tem.)
- Kohlmeise, Párus*) májor L
- Blaumeise, Parus caerúleus L.
- Nonnenmeise, Parus commúnis Baldenst.
- Weidenmeise, Parus salicárius Brehm
- Tannenmeise, Parus áter L.
- Haubenmeise, Parus cristátus L.
- Schwanzmeise, Aegíthalus*) caudátus (L.)
- Spechtmeise, Sitta*) caésia Wolf
- Waldbaumläufer, Cérthia*) macrodáctyla Brehm
- Hausbaumläufer, Certhia bradiydáctyla Brehm
- Seltenere Arten der deutschen Singvogelwelt
- Ausnahmeerscheinungen der deutschen Singvogelwelt
- Eier
- Weitere wichtige Eiertypen
- Schwebende Nestbauten
- Nester mit seitlicher Öffnung
- Nest der Beutelmeise
- Nest des Pirols
- Nest des Grünlings im Epheu
- Verborgene Nestanlage
- Baumpiepernest
- Goldammernest
- Nistplätze eines Hausrotschwanzpärchens
- Gartenrotschwanz-Nest
- Schwalbennester
- Lieblingsplatz des Getreide- oder Sumpfrohrsängers
- Schlafplätze
- Naturaufnahmen freilebender Vögel
- Rückblick auf das Singvogelleben in der Gesamtheit
- Anhang
Man wird fragen, warum ich einige seltene Arten, wie Steinsperling, Seggen-Rohrsänger, Weidenmeise aufgenommen, kleine Abweichungen der Färbung, Millimetermaße und Grammgewichte angegeben habe, weshalb ich Namenänderungen dem Hausgebrauch ausliefere, die erst in der neuesten wissenschaftlichen Fachliteratur durchgeführt sind, warum ich dagegen den Gesang altmodisch mit Silben, die Zugzeit nur im gröbsten Umriss erwähne, in einem Buch, das Ortolan und Ringdrossel nur im Anhang bringt, die Verwandtschaftsgruppen benenne. Auf all diese Fragen will ich kurz antworten.
Wenn auch die Aufzählung der Arten aus obengenanntem Grunde möglichst vereinfacht wurde, so soll doch das Buch keine Auslese bringen, sondern ein zuverlässiger Führer sein, der in einzelnen Fällen den Hinweis nicht verschweigen darf: „Hier gibt es noch eine seltene Art, mit der man den gewöhnlichen Vogel nicht verwechseln wolle!“ Die Vereinfachung darf keine Beschränkung auf Kosten der Richtigkeit werden. Ich habe die kleinsten Färbungsverschiedenheiten erwähnt und Sorgfalt auf die Exaktheit der wissenschaftlichen Bezeichnung verwandt. Was würde man sagen, wenn in einem amerikanischen oder afrikanischen Schullesebuch stünde: „Die Sprache des Europäers ist die englische“. So mutet es mich an, wenn man immer noch mit rückständigen Lehrbüchern als willkommene und bequeme Vereinfachung die falsche Annahme gelten lässt, daß die deutschen Vogelformen durchweg mit den schwedischen identisch seien. Jahrzehnte mühevoller Arbeit haben uns endlich über das Wesen der deutschen Vogelwelt die Augen geöffnet. Sie ist nicht einheitlich. Sie besteht in der Hauptsache aus zwei Elementen, einem östlich-nordischen und einem westlich-südlichen, die nicht selten innerhalb derselben Art auftreten. Beide waren lange durch Eiszeitgletscher, Tundren oder Steppen getrennt. Nach deren Schwinden stießen sie wieder zusammen. Für diesen Fall haben wir ein Musterbeispiel in den Nachtigallen. Daneben haben wir Fälle einseitiger Besiedelung von Osten oder Westen, bzw. Süden her. Ich brauche nur Zwergfliegenfänger und Hausrotschwanz zu nennen. Es ist das Interessanteste und Wertvollste an unserer Vogelwelt, daß ihre Verbreitung zum großen Teil ein Naturdenkmal der Eiszeiten*) ist. Jeder, der den Gesang des freien Vogels dem des besten Kanarienrollers vorzieht, empfindet unbewusst etwas von dieser Wahrheit, denn in jedem Frühling wiederholt sich im kleinen, was einst im großen geschah, damals, als zum erstenmal wieder Vögel sangen auf Landstrecken, die viele Jahrtausende hindurch unter Schnee und Eis begraben gewesen waren.
*) Bei dem größten Gletschervorstoß, der Deutschland erreichte, schoben sich die Eisdecken bis zu den mitteldeutschen Gebirgen, bei dem letzten bis zu den Küstenländern der Ostsee südwärts. ...
Weitere Bilder von Singvögeln in Deutschland und Europa
http://www.wissenladen.de/Singvoegel.jpg
http://www.wissenladen.de/Singvoegel-Deutschland.jpg
http://www.ehlert-partner.de/Voegel-Heimat.jpg
weiter unter Einleitung
Wenn auch die Aufzählung der Arten aus obengenanntem Grunde möglichst vereinfacht wurde, so soll doch das Buch keine Auslese bringen, sondern ein zuverlässiger Führer sein, der in einzelnen Fällen den Hinweis nicht verschweigen darf: „Hier gibt es noch eine seltene Art, mit der man den gewöhnlichen Vogel nicht verwechseln wolle!“ Die Vereinfachung darf keine Beschränkung auf Kosten der Richtigkeit werden. Ich habe die kleinsten Färbungsverschiedenheiten erwähnt und Sorgfalt auf die Exaktheit der wissenschaftlichen Bezeichnung verwandt. Was würde man sagen, wenn in einem amerikanischen oder afrikanischen Schullesebuch stünde: „Die Sprache des Europäers ist die englische“. So mutet es mich an, wenn man immer noch mit rückständigen Lehrbüchern als willkommene und bequeme Vereinfachung die falsche Annahme gelten lässt, daß die deutschen Vogelformen durchweg mit den schwedischen identisch seien. Jahrzehnte mühevoller Arbeit haben uns endlich über das Wesen der deutschen Vogelwelt die Augen geöffnet. Sie ist nicht einheitlich. Sie besteht in der Hauptsache aus zwei Elementen, einem östlich-nordischen und einem westlich-südlichen, die nicht selten innerhalb derselben Art auftreten. Beide waren lange durch Eiszeitgletscher, Tundren oder Steppen getrennt. Nach deren Schwinden stießen sie wieder zusammen. Für diesen Fall haben wir ein Musterbeispiel in den Nachtigallen. Daneben haben wir Fälle einseitiger Besiedelung von Osten oder Westen, bzw. Süden her. Ich brauche nur Zwergfliegenfänger und Hausrotschwanz zu nennen. Es ist das Interessanteste und Wertvollste an unserer Vogelwelt, daß ihre Verbreitung zum großen Teil ein Naturdenkmal der Eiszeiten*) ist. Jeder, der den Gesang des freien Vogels dem des besten Kanarienrollers vorzieht, empfindet unbewusst etwas von dieser Wahrheit, denn in jedem Frühling wiederholt sich im kleinen, was einst im großen geschah, damals, als zum erstenmal wieder Vögel sangen auf Landstrecken, die viele Jahrtausende hindurch unter Schnee und Eis begraben gewesen waren.
*) Bei dem größten Gletschervorstoß, der Deutschland erreichte, schoben sich die Eisdecken bis zu den mitteldeutschen Gebirgen, bei dem letzten bis zu den Küstenländern der Ostsee südwärts. ...
Weitere Bilder von Singvögeln in Deutschland und Europa
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Tafel 01 Haussperling (oben Weibchen, unten Männchen), 2/3 nat. Gr.)
Tafel 02 Feldsperling (Männchen und Weibchen), 3/4 nat. Gr.
Tafel 03 Steinsperlinge (3/4 nat. Gr.)
Tafel 04 Heckenbraunelle (3/4 nat. Gr.)
Tafel 05 Edelfink, Männchen (3/4 nat. Gr.) Im Hintergrunde brütendes Weibchen im Neste.
Tafel 06 Bergfink (4/5 nat. Gr.)
Tafel 7 Kernbeißer (3/4 nat. Gr.)
Tafel 08 Grünling; vorn Männchen, hinten Weibchen, (3/4 nat. Gr.)
Tafel 14 Kreuzschnabel (2/3 nat. Gr.)