Ausnahmeerscheinungen der deutschen Singvogelwelt

Ausnahme-Erscheinungen der deutschen Singvogelwelt

Der durch seine Größe ausgezeichnete Wasserpieper, Anthus spinoletta (L), Abb. 11, bewohnt die Gebirge von Mittel- und Südeuropa und steigt im Winter in die Ebenen herab. Er trägt dann ein den andern Piepern ähnliches Kleid mit gefleckter Kehle. Seine etwas dunklere nordische Form (littoralis Brm.) besucht die deutschen Seeküsten. Sie ist keine besondere Art. Von dem hochnordischen rothalsigen Pieper, Anthus cervinus (Pall.), Abb. 12, dagegen lässt sich eher vermuten, daß er von dem Wiesenpieper, dem er sehr ähnelt, artverschieden ist.

Der weißliche Steinschmätzer, Saxicola hispanica (L), Abb. 13, ein merkwürdiger Südeuropäer, der in einem schwarzkehligen und einem weißkehligen Kleide vorkommt, mag als Beispiel einer echten Ausnahmeerscheinung, eines sog. Irrgastes, gelten. Er ist so grell schwarzweiß gefärbt, daß er sofort auffallen muss. Die Jungen und Weibchen lassen sich dagegen vom grauen Steinschmätzer fast nur an den rußigschwarzen Unterflügeln unterscheiden. Andere Irrgäste, wie sibirische Drosseln und Laubvögel habe ich weggelassen, da sie vom Beobachter kaum erkannt werden können. Recht beachtenswert ist dagegen die Steindrossel, Monticola saxatilis (L), Abb. 14, die jedoch keine echte Drossel ist, sondern den Steinschmätzern näher steht. Sie ist früher an vielen Stellen Deutschlands brütend gefunden worden. Auch kürzlich wieder auf Helgoland vorgekommen. Die Ringamsel, Turdus torquatus L, Abb. 15, ist ein ziemlich unbemerkt durchziehender Wanderer, der in einer etwas lichteren Form (alpestris Brehm) auf deutschen Gebirgen brütet. Der schmucke Rosenstar, Pastor roseus (L), Abb. 16, findet sich zuweilen in versprengten Stücken unter gewöhnlichen Staren. Er liebt noch mehr als diese die Nähe der Viehherden und ist ein eifriger Vertilger der schädlichen Heuschrecken. Der Berglaubvogel, Phylloscopus bonelli (Vieill.), Abb. 17, reicht mit seinem Brutgebiet nur in die südlichsten Teile Deutschlands. Er ähnelt dem Waldlaubvogel in Färbung des Gefieders und des Eies, ist aber kleiner und nur an den Flügeln so grün wie dieser, auf Kopf und Rücken bleich graubräunlich. Von den beiden größeren Schwirrern kommt der Nachtigallschwirl, Locustella lusciniodes (Savi.), Abb. 18, ein Schilfbewohner, an der holländischen Grenze und in der Mark, der Flußschwirl, Locustella fluviatilis (Wolf.), Abb. 19, ein Buschbewohner, im östlichen Deutschland vor. Die beiden so anmutig gefärbten, in Deutschland leider sehr selten gewordenen Schilfmeisen erinnern etwas an die Schwanzmeise, die Bartmeise, Parus biarmicus L, Abb. 20, durch ihren langen Schwanz, die Beutelmeise, Parus pendulinus (L), Abb., 21, durch ihren kunstreichen Nestbau (siehe Tafel 89)


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Singvögel der Heimat
Tafel 84 Ausnahme-Erscheinungen der deutschen Singvogelwelt

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