Gebirgsbachstelze, Motacilla sulphúrea Bchst.

Gebirgsbachstelze, Motacilla sulphúrea Bchst.

Die weiße Bachstelze ist schon ein anmutiger flinker Vogel, aber sie wird noch weit an Anmut und Flinkheit übertroffen durch die Gebirgsbachstelze. Diese verdient ihren Namen, denn sie entfernt sich selten vom Bache, folgt vielmehr seinem Lauf bei den täglichen Flügen und, soweit es geht, auf der Wanderung. Sie hält gern selbst im Winter, solange er nicht ganz zufriert, an ihm aus. Wie eine Tänzerin sich wiegend schreitet das feingebaute Geschöpf auf zierlichen*) Füßchen über die nassen Kiesel, und die von grellem Gelb zum zartesten Grau abgetönten Farben spiegeln sich im Wasser so klar, daß man oft mehr vom Spiegelbild als vom Vogel bemerkt. Plötzlich entdeckt dieser den nahen Beobachter. Mit erschrockenem Aufschrei wirft er sich in die Luft und schießt in schnellem Bogenflug leicht davon.

Name: Vom Aufenthalt an klaren Gebirgsbächen, „sulphúreus“ gelb von „sulphur“ = Schwefel, Bchst. = Bechstein.


Vorkommen: Mit Vorliebe an kleinen raschfließenden Bächen, daher an vielen Orten selten, aber keineswegs nur im Gebirge.

Artmerkmal: Gelbgrüner Unterrücken, grauer Rücken, langer Schwanz.

Größe: Zierlicher, aber langschwänziger als die gemeine Bachstelze. Flügel 8,0—8,7 cm.

Weibchen: Blasser, Brust bräunlich, Kehle teilweise oder ganz weiß.

Herbstkleid: Matter gefärbt, Kehle bräunlichweiß, ohne Schwarz.

Junge: Dem Herbstkleid der alten ähnlich, weniger gelb.

Lockton: „Ziss Ziss“, oder „stip stip“, am Nest „Iht“.

Gesang: „Zissississ, zier zi zi“.

Eier: 4—6 gelblich mit zarten bräunlichen Wölkchen und Fleckchen überrieselt, April bis Juli, zwei Bruten.

Nest: Aus Reisern, Wurzeln, Moos, mit Tierhaaren ausgefüttert.

Nistplatz: Löcher an Bachufern, an Mühlrädern und -wehren, unter Brücken usw.

Nahrung: Insekten. Vielleicht auch andere kleine Organismen.

Zug : März — August, Oktober. Fast überall einzeln überwinternd, und zwar auch fern vom Brutplatz.

Einzige deutsche Form der Verwandtschaftsgruppe Motacilla Sulphúrea.

*) Lange Stelzfüße haben die Bachstelzen nicht. Ihre Füße sind sogar entsprechend dem Schnabel ziemlich kurz. Mit langen Füßen könnten sie nicht so gewandt über alle Unebenheiten des Ufers laufen und gewissermaßen steigen oder klettern. Der Schwanz dient dabei als Balanzierstange.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Singvögel der Heimat
Tafel 25 Gebirgsbachstelze (Männchen im Frühling) 3/4 nat. Gr.

Tafel 25 Gebirgsbachstelze (Männchen im Frühling) 3/4 nat. Gr.

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