Stieglitz, Acanthis carduélis (L.)

Wie oft erfreuen sie an grauem Wintertag den einsamen Wanderer, wenn sie dicht neben ihm von einer Distel auffliegen, die einzigen lebenden Wesen in weithin öder Flur. Ein Glück für die Stieglitze, daß von den vielgehaßten Disteln trotz behördlicher Ausrottungsverordnung dank der Gleichgültigkeit des Landmannes gegen seine Feinde und Freunde einige übrig blieben. Wie eifrig taucht der Vogel den so fein zugespitzten Schnabel in den dürren Distelkopf.

Gleich lebhaft durchsucht er im Mai den blühenden Apfelbaum, wohl nach kleinen Insekten, wobei ihm sein Klettergeschick ebenso zustatten kommt wie bei der Distel. Er paart sich leicht im Käfig mit Kanarienvögeln und erzeugt mit ihnen Mischlinge. Am Ende ist aber ein schöner richtiger Stieglitz schöner als der schönste Bastard.

Name: Vom Lockton, auch „Distelfink“, schon lat. „carduelis“ von „Carduus = Distel“.


Vorkommen: Überall, wie die Nährpflanze.

Artmerkmal: Gelbe Binde im schwarzen Flügel.

Größe: Knapp Feldsperlingsgröße. 7,5 bis 8,4 cm, 18 bis 19,5 g.

Weibchen: Wie Männchen, Junge ohne bunte Kopfzeichen.
Lockton: „Didelit“ oder „Stieglitz“, warnend „Mai“.

Gesang: Fröhlich zwitschernd, bei einzelnen Männchen sehr schön klingend.

Eier: 4 bis 6, bläulich weiß mit einigen rötlichen Flecken und dunklen Kritzeln, Mai— Juni, zwei Bruten.

Nest: Kunstreicher Bau aus Wurzeln, Wolle, Moos, Flechten, innen Distelwolle, Borsten und Haare als Polster.

Nistplatz: Auf Bäumen, gern in den durch künstlichen Schnitt erzielten Quirlbildungen.

Nahrung: Distel- und andere Samen, Insekten aus Baumblüten, Blattläuse an Obstbaumzweigen.

Strichvogel: Im Herbst und Winter in Flügen.

Fraglich, ob einzige deutsche Form der geographisch besonders stark variierenden Gruppe Loxia Carduelis. Selten eine Aberration mit weißer Kehle.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Singvögel der Heimat
Tafel 09 Stieglitz (3/4 nat. Gr.)

Tafel 09 Stieglitz (3/4 nat. Gr.)

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