Goldammer, Emberiza*) citrinélla (L.)

Der (oder die) Goldammer ist wohl die alltäglichste Erscheinung des heimischen Vogellebens, denn auf der Straße, wie draußen auf dem Felde trifft man ihn im Winter, und selbst in der vogelärmsten Gegend erschallt noch in sommerlicher Sonnenglut sein Lied. Und doch freut man sich jedesmal, wenn ein Männchen, das seinem Namen Ehre macht, so recht leuchtend, gelbköpfig, am Wegrande sitzt, oder wenn man ihm ins Nest schaut und die mannigfach verzierten Eierchen bewundert. Die hätten für die alten Wahrsager dankbare Medien abgegeben, denn alles, was man will, könnte man aus den verschlungenen Schriftzügen, die sie bedecken, herauslesen.

Name: Ammer, angeblich von Hämmerling (nach dem hämmernden Gesang) gebildet. Emberiza das latinisierte deutsche Ammer-Ämmeritz-Embritz. citrinellus aus citrus (cedrus) Zitrone.

Vorkommen: Überall gemein.


Artmerkmal: Gelb am Kopfe und brauner Bürzel, allbekannte Gestalt.

Größe: Haussperlingsgröße, aber schlanker. Flügel 8,3 — 10,0 cm! — (22) 29,2—31, einmal 37 g.

Weibchen: Matter gefärbt, mehr gestrichelt, kommt in einer graueren und in einer gelberen Phase vor.

Lockton: „Ziß“, im Fluge „zitz zürrr.“

Gesang: „Zississississih“ (übersetzt: „Es ist, es ist noch früh“ oder „Wie hab ich dich so lieb“).

Eier: (2) 3 — 6, trübweiß, mit wunderbaren, Schriftzeichen ähnlichen Schnörkeln und Haarzügen, April bis August 2 — 3 Bruten.

Nest: Außen grobe, innen feinere Halme und Pferdehaare.

Nistplatz: Bald an der Erde, bald in Hecken oder in Büschen bis etwa 1 1/2 m hoch.

Nahrung: Sämereien, im Sommer viel Insekten.

Stand- und Strichvogel: Vielleicht im Norden teilweise Zugvogel.

In Skandinavien und in Ostpreußen die abgebildete Emberiza citrinella, im übrigen Deutschland eine wenig verschiedene Form (E. sylvestris) mit blasserem und mehr verschwommenem Brustband, so daß die Kehle weniger scharf begrenzt ist. Ganz anders die in dieselbe Verwandtschaftsgruppe (= Emberiza Vulgaris) gehörende Fichtenammer (E. leucoce’phala) ohne Gelb mit brauner Kehle, die bei uns nur als Irrgast aus Sibirien erscheint.

*) Die Ammern sind Finkenvögel mit eigentümlich gestaltetem Schnabel und Gaumen. Sie arbeiten beim Enthülsen der Samen mehr mit dem größeren Unterschnabel, indem das Samenkorn am Gaumenhöcker gedreht und mit dem kräftigen Unterschnabel von seinen Hüllen befreit wird.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Singvögel der Heimat
Tafel 15 Goldammer (altes Männchen der nordöstl. Form), 3/4 nat. Gr.

Tafel 15 Goldammer (altes Männchen der nordöstl. Form), 3/4 nat. Gr.

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