Weidenmeise, Parus salicárius Brehm

Weidenmeise, Parus salicárius Brehm

Die Weiden- oder Erlkönigsmeise ist keine Abart der vorigen. Sie ist zwar einer unserer seltensten Vögel, wo sie aber vorkommt, an dem Lockruf leicht aufzufinden und an manchen Orten — wenigstens im Herbst — in reichlicher Individuenzahl vorhanden. Die Annahme, daß wir es mit einem nahezu ausgestorbenen Vogel zu tun hätten, hat sich glücklicherweise nicht bestätigt. Wer sie einmal kennt, wird sie leicht wiedererkennen und nicht mit der Nonnenmeise verwechseln. So ähnlich sie in der Färbung der vorigen Art ist, steht sie doch hinsichtlich ihres Wesens und ihrer Schnabelbildung den folgenden, dünnschnäbligen Meisenarten näher. Die paradoxe Tatsache, daß der schwachschnäblige, nicht der starkschnäblige Vogel sich meist ein selbstgemeißeltes Nest baut, mag sich damit erklären, daß der erstere von der Natur auf weichere Hölzer angewiesen ist.

Name : „salicärius“ = in Weiden sich aufhaltend.


Vorkommen : Sehr beschränkt, in Thüringen, Schlesien usw. in Kopfweidenbeständen und im Nadelholze.

Artmerkmal: Mattschwarze Kappe, reinweiße oder rahmfarbene Halsseiten, meist ein weißlicher Schein auf dem dunkleren Flügel.

Größe: Wie vorige, Flügel von etwa 5,7—6,5 cm. Gewicht 10 -1 1,5 g.

Weibchen: Wie Männchen.

Junge: Wie Alte. Von voriger Art am Flügel unterscheidbar.

Lockton: „Spizidehdeh“ oder „spizi däh däh“ (lang gedehnt).

Gesang: Etwa „tschötschitschischöh“, Frühlingsruf „tjih tjih tjih“.

Eier*): 6—8 (10), denen der Nonnenmeise ähnlich, zuweilen vielleicht größer gefleckt, Ende April bis Juni (eine? Brut).

Nest: Aus Bast usw. in enger, wohl meist selbstgemeißelter Höhle.

Nistplatz: Im morschen Holze von Kopfweiden, Baumstrünken usw.

Nahrung: Insekten und Sämereien.

Standvogel: Wandernde Stücke sind gewiß seltene Ausnahmen, da die Art, fern von ihren beschränkten Standorten im allgemeinen nicht bemerkt wird. Höchstens besucht sie zur Zugzeit andrer Vögel einmal nahgelegene Gärten.

Realgattung Parus Salicárius, von der am Rhein zwei kleinere, braunere Formen vorkommen (rhenánus und subrhenánus), in Ostpreußen der größere, grauere (tischkri), in Schlesien der ähnliche natórpi, in Bayern der große submontdnus.

*) Über die Fortpflanzung ist wenig, über die der mitteldeutschen Form noch fast nichts bekannt.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Singvögel der Heimat
Tafel 76 Weidenmeise (5/6 nat. Gr.)

Tafel 76 Weidenmeise (5/6 nat. Gr.)

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