Schwanzmeise, Aegíthalus*) caudátus (L.)

Schwanzmeise, Aegíthalus*) caudátus (L.)

Es ist allemal eine drollige Überraschung, wenn man im Herbst oder Winter plötzlich den Ruf einer Schwanzmeise vernimmt und sich sofort für einen Augenblick von einer ganzen Schar dieser zwerghaften „Pfannenstielchen“ umgeben sieht. Die jungen Vögel im Nestgefieder haben braune Kopfseiten, und bei einem Teil der westlichen Vögel werden dunkle Kopfstreifen in den späteren Kleidern beibehalten. Das Nest ist ein großer Beutel mit seitlichem Eingang, meist äußerlich von ähnlicher Struktur wie die Finkennester. Der Schwanz des Weibchens ist während der Brütezeit vom Sitzen im Nest oft schief (krumm) gebogen.

Name: „Aegithalus“ von griech. „aigithos“ = antiker Vogelname (Meise?), „caudatus“ = geschwänzt: mit langem Schwanz.


Vorkommen: Überall, wo die Gegend nicht zu baumleer ist, wenigstens gelegentlich auf dem Strich.

Artmerkmal: Der lange Schwanz.

Größe: Zwischen Zaunkönig und Goldhähnchen. Flügel 6,3—6,8 cm. (Gewicht 8—9 g.)

Weibchen: Wie Männchen.

Junge: Mit dunklen Kopfseiten.

Lockton: „Zerr zerr, tititih“ (in Ruhe „sit“ oder „dz“).

Gesang: Zirpend mit einem klagenden Ton endend (Naumann).

Eier: 6—12, weißlich, fein (oft verschwindend oder gar nicht) rötlich gefleckt. April bis Juni, zwei Bruten.

Nest: Ein entzückender Bau, aufrecht länglichrund aus Moos, Gespinsten, Flechten, mit seitlichem Einflugsloch und reichem

Federpolster. Vgl. Tafel 88!

Nistplatz : Das Nest ist bald hoch, bald niedrig an einen Stamm angeklebt oder in Büschen mehr oder weniger versteckt eingebaut.

Nahrung: Insekten und deren Eier, Spinnen, Schildläuse, selten Samen.

Standvogel: Wandert auch etwas, wie Blau- und Tannenmeise, aber nicht so oft wie diese über freies Gelände.

Realgattung Parus Acrédula. In Deutschland lebt im Osten die in beiden Geschlechtern rein weißköpfige Form caudatus (L.), im Westen die meist mehr oder minder dunkel am Kopf gestreifte Form europaea (Hermann), dazwischen eine Reihe von Mittelstufen, die man unbenannt lassen oder als longicaüdus (Brm.) bestimmen kann. Viele deutsche Schwanzmeisen lassen sich nur als Realgattung, nicht der Form nach genau bestimmen.

*) Durch den langen Schwanz und den kleinen in den Gesichtsfedern fast versteckten Schnabel, sowie durch das verdickte obere Augenlid und den Nestbau recht von den anderen Meisen verschieden.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Singvögel der Heimat
Tafel 79 Schwanzmeisen  (oben westliche Form, unten östliche Form), 5/6 nat. Gr.

Tafel 79 Schwanzmeisen (oben westliche Form, unten östliche Form), 5/6 nat. Gr.

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