Rohrammer, Emberiza schoeniclus (L.)

Zu den Vögeln, die bei einer Frühjahrsüberschwemmung das angetriebene Genist nach Nahrung durchsuchen, gehört regelmäßig der Rohrammer. Der Name Rohrspatz wird bald auf ihn, bald auf den Teichrohrsänger angewandt, da bei diesem die Stimme lärmend, beim Rohrammer aber das Gefieder sehr sperlingsähnlich ist. Wenn das Männchen auf einem dürren Schilfstengel sitzt, leuchten weithin seine Farben, der schwarze Kopf, der weiße Hals und Unterkörper und der rotbraune Rücken. So bildet der Vogel eine sehr auffallende Staffage der Uferlandschaft, solange die Vegetation durchsichtig ist. Später fällt er weniger auf.

Name: Vom Aufenthalt im Schilfrohr, „schoeniclus“ von griech. „schoinos“: Binse.

Vorkommen: Am Wasser und auf Sumpfwiesen auf Rohrstengeln, nirgends selten.


Artmerkmal: Ammergestalt mit sperlingsartiger Färbung.

Größe: Wie Feldsperling, aber langschwänziger, Flügel 7,1 — 8,4 cm. Gewicht 13,5 g.

Weibchen: Kleiner, dunkle Kopfzeichnung in der Regel nur angedeutet.

Herbstkleid: Das Männchen dem Weibchen ähnlich, ebenso der junge Vogel.

Lockton: „Zih“.

Gesang: „Zja tit tai, zisiss-tai, zier, zisiss“ oder dgl.

Eier: 4—6, bräunlich mit dunklen Schnörkeln, Mai bis Juli, zwei Bruten,

Nest: Halme und andere Pflanzenteile, Haare.

Nistplatz: Zwischen Ufergebüsch oder Uferpflanzen, auf Seggenkufen oder auf der Erde.

Nahrung: Samen von Uferpflanzen und Insekten.

Zugvogel: März, April — September, Oktober, einzeln überwinternd.

Die Verwandtschaftsgruppe Emberiza Schoeniclus zeigt, wie bei den Kreuzschnäbeln, die wunderbarste Stufenfolge von Formen mit feinem Ammerschnabel zu verwandten Formen mit plumpem Gimpelschnabel. Ob in Deutschland nur die schwedische Form schoeniclus vorkommt, ist noch nicht untersucht.

Über seltenere Ammern siehe Tafel und Seite 83.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Singvögel der Heimat
Tafel 17 Rohrammer (altes Männchen im Frühjahr), 3/4 nat. Gr.

Tafel 17 Rohrammer (altes Männchen im Frühjahr), 3/4 nat. Gr.

alle Kapitel sehen