Wiesenpieper, Anthus pratensis (L.)

Wiesenpieper, Anthus praténsis (L.)

Der Wiesenpieper unterscheidet sicli von dem zum Verwechseln ähnHchen Baumpieper durch den Lockruf, in der Nähe besehen durch viel zierlicheren Wuchs und die lange Kralle der Hinterzehe. Diese gestreckte Gestalt der Hinterkralle kehrt bei anderen auf dem Boden lebenden Vögeln wieder, bei den Wiesenbachstelzen, den Lerchen und am Boden lebenden Ammern. Was diese sonderbar verlängerte Kralle wohl zu bedeuten hat? Als Halt gegen das Einsinken auf nassem Boden oder Schnee kann sie nicht dienen, den Wert einer Kralle hat sie ganz verloren, denn sie ist nur noch ein langer Sporn. Zum Laufen bringt sie keinen Vorteil, denn die besten Rennvögel haben gar keine Hinterzehe. So bleibt nur die Wahrscheinlichkeit, daß hier das berühmte Gesetz: „Durch Nichtgebrauch verkümmern die Organe“ in sein Gegenteil verwandelt wird, und das Verständliche an der Sache ist für uns, daß der Vogel mit der gestreckten Kralle beim Laufen durch das Gras und Moos nirgends hängen bleiben kann möglicherweise hat die merkwürdige Bildung eine schwer erkennbare Funktion beim Auffliegen von der Erde.

Name: „Pratensis“ von „pratum“ = Wiese.


Vorkommen: In den Kulturgegenden nur als gemeiner Zugvogel auftretend.

Artmerkmal: Lockton. Lange Hinterzehenkralle.

Größe: Deutlich geringer als die des Baumpiepers. Flügel 7,5—8,4 cm. Gewicht 17-22 g.

Weibchen: Gleichgefärbt.

Junge: Ähnlich, dunkler.

Lockton: „Ist, ist“ im Auffliegen oder „zirb zilib“ am Brutplatz.

Gesang: Im Fluge wie beim Baumpieper, aber viel unbedeutender.

Eier: 4 — 6, Lercheneiern oder Baumsperlingseiern ähnlich, Mai, Juni, zwei Brüten.

Nest: Halme usw., innen Haare.

Nistplatz: An der Erde, auf baumlosen Bergen und Sumpfwiesen.

Nahrung: Land- und Wasserinsekten, ganz kleine Schnecken.

Zug: März, April — September, Oktober, selten überwinternd.

Einzige sichere deutsche Form der Realgattung Anthus Pratensis. Der ähnliche Anthus cervinus mit rötlicher Kehle, sehr selten bei uns auf dem Durchzuge, gehört wohl nicht dazu.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Singvögel der Heimat
Tafel 22 Wiesenpieper (5/6 nat. Gr.)

Tafel 22 Wiesenpieper (5/6 nat. Gr.)

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