Garten-Grasmücke, Sylvia hippoláis (L.)*)

Garten-Grasmücke, Sylvia hippoláis (L.)*)

Die Gartengrasmücke hat das Unglück gehabt, daß ihre Namen immer wieder geändert werden mussten. Ich hoffe hier die endgültige und letzte Berichtigung gegeben zu haben. Sie sieht in der Färbung dem Teichrohrsänger und Getreiderohrsänger sehr ähnlich, ist aber nicht so schlank und spitzköpfig wie jene, auch, besonders am Halse, grauer. Ihr Gesang, den sie noch Ende Juli mit voller Kraft hören lässt, ist oft von wunderbarer Schönheit, und wenn sie die Stimme eines anderen Vogels, z. B. eines Finken nachahmt, klingt die Nachahmung besser als das Original. Im Herbst nascht sie an Obst, Trauben und Holunderbeeren. Der Kuckuck schiebt ihr mit Vorliebe in vielen Gegenden sein Ei ins Nest.

Name: „hippolais“, auch „hypolais“: dunkler antiker Vogelname, von dem man verschiedene Erklärungen zu machen versuchte, die aber keine Erwähnung verdienen.


Vorkommen: Überall nicht selten, wo Nistplätze vorhanden sind, treibt sich viel in den Baumkronen umher.

Artmerkmal : Eintönige rohrsängerartige Färbung. Der vorigen Art in Größe und Färbung sehr ähnlich, fast nur durch das Fehlen der Kappe verschieden.

Größe: Wie Mönchgrasmücke, Flügel 7,2 — 8,1 cm.

Weibchen: Wie Männchen.

Junge: Wie alte Vögel, frisches Herbstgefieder mehr gelblich.

Lockton: „Tack Tack“.

Gesang : Wunderschön, kraftvoll und doch sanft flötend, ausdauernd.

Eier: 4—6, wie die der Mönchgrasmücke, meist heller und weniger braun, Mitte Mai bis Juli (eine? Brut).

Nest: Aus Halmen usw., innen auch Halme, keine Haare.

Nistplatz : Lose eingebaut in Gebüsch oder Ranken, bald ganz niedrig, bald höher.

Nahrung: Insekten, im Herbst Holunderbeeren, Reineclauden, blaue Frühtrauben, im Süden Feigen.

Zug: April, Mai — August, September.

Anscheinend in Westdeutschland eine kleinere, in Ostdeutschland eine größere Form der sonst nahezu einförmigen Realgattung Sylvia Clára, erstere Sylvia Clara hippolais (L. ex Rajus), letztere Sylvia Clara clarae (Kl.) = woodwardi (Sharpe).

*) Früher irrig „hortensis“, daher neuerdings „simplex“ und „borin“ genannt, ist Linnés früher mißverstandene Motacilla hippolais 1758. Manche betonen hippólais.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Singvögel der Heimat
Tafel 57 Garten-Grasmücke (4/5 nat. Gr.)

Tafel 57 Garten-Grasmücke (4/5 nat. Gr.)

alle Kapitel sehen