Nest des Grünlings im Epheu

Nest des Grünlings im Epheu

„Eine mißglückte Aufnahme“ möchte ich unter diese Abbildung schreiben, denn sie ist nicht scharf geworden, obschon es ander nötigen Sorgfalt nicht fehlte.

Im Epheu an einer Mauer stand das Nest wohlversteckt unter dichtem Blätterdach. Von unten sprach ich es als Hänflingsnest an, aber wenn man etwas drucken läßt, muss man gewissenhaft sein. Also wurde erst der Vogel mit einem übergeworfenen Netz gefangen, bestimmt und freigelassen. Es war ein Grünling. Dann wurde ein Tisch aufgestellt, auf diesem ein Stuhl und darauf der langbeinige photographische Apparat und zwei Menschen, einer, der die das Nest bergenden Zweige und Blätter auseinanderhielt und einer, der knipste. Kein Wunder, daß das wacklige Gebäude im letzten Augenblick durch eine unbemerkte Verschiebung die Schärfe des Bildes verdorben hat, so daß die beabsichtigte Vergrößerung nicht möglich ist. Der Vogel saß bald nach erfolgter Aufnahme wieder auf dem Nest und brütete weiter. Aber auch er hatte Unglück wie wir. Das Gelege wurde einige Zeit darauf vernichtet, vermutlich von einer Katze. Durch die kleinen, unserm Auge nicht sichtbaren Veränderungen am Brutplatz zeigt man nur zu oft dem neugierigen Raubgesindel den Weg. Diese erste Naturaufnahme sollte ein Beispiel für eine gut versteckte und daher geglückte Brut werden. Sie ist das Gegenteil geworden, aber ich möchte sie nicht verschweigen, damit die vergebliche Brut nicht ganz vergeblich ist.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Singvögel der Heimat