Heckenbraunelle, Prunélla moduláris (L.)

Recht scharf muss man hinsehen. — Genau wie ein Spatz sieht der kleine Vogel aus, der da dicht vor uns durch die Hecke schlüpft, aber jetzt wendet er den Kopf, und zeigt seinen dünnen Schnabel und eine bleigraue Kehle, der er den Namen Bleikehlchen verdankt. Die Wissenschaft ist neuerdings geneigt, ihn in die Nähe der Sperlinge oder der Finken zu stellen, und sie hat vielleicht nicht unrecht*).

Schöner als der schlichtgefärbte Vogel ist sein Nest, außen grünes Moos mit kleinen Reisern, darin ein zierlicher Napf, ausgelegt mit den roten Kolbenträgern des Mooses, und auf diesem roten Grunde die herrlich grünblauen Eierchen! Nicht immer verwendet freilich der Vogel dies geschmackvolle, mit den Eiern kontrastierende Material zur Unterlage der Brut.

Name: Das deutsche „Braunelle“ von „braun“ vielleicht in Anspielung an französ. Prunelle (Schlehdorn) latinisiert? „modularis“ wohl gebildet von „modulari“ = melodisch singen.


Vorkommen: Nicht selten, aber vereinzelt, in Fichtenwald und Gärten.

Artmerkmal: Sperlingsartig gefärbt, dünnschnäblig, blaugrau an Kopf und Vorderhals.

Größe: Etwas unter Sperlingsgröße. Flügel etwa 6,7 bis 7,3 cm, Gewicht etwa 16 g.

Weibchen und einjähriges Männchen dem alten M. ähnlich.

Junge: Bräunlich mit schwarzen Flecken.

Lockton: „Sirri“ oder „titi“, im Fluge „bibbib“.

Gesang: Dem Lied des Zaunkönigs ähnlich, ohne- das Schürren.

Eier: 4 bis 6, grünblau, s. Tafel 85. April und Juni (2 Bruten).

Nest: Aus Moos und kleinen Zweigen, innen Tier- und Pflanzenhaare.

Nistplatz: In Hecken oder jungen Fichten, etwa 1 1/2 m hoch, besonders an Waldrändern.

Nahrung: Kleine Sämereien und Insekten.

Zug: März bis April — September bis Oktober, zuweilen überwinternd.

Einzige deutsche Form der Verwandtschaftsgruppe Prunélla Accéntor. (Accentor, der frühere Gattungsname, bedeutet: einer der mit anderen die gleiche Stimme singt.)

*) Sonst ist der Schnabelunterschied, wie wir ihn bei Sperling und Braunelle finden, das Hauptunterscheidungsmerkmal zwischen Körner- und Insektenfressern. Genau betrachtet ist aber der Braunellenschnabel ein ganz dünner Finkenschnabel. Ein asiatischer Hochgebirgsfink (Montifnngilla altaica) und unser Steinsperling haben, wenn auch wirkliche Verwandtschaft ausgeschlossen ist, doch viel Braunellenartiges gemeinsam.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Singvögel der Heimat
Tafel 04 Heckenbraunelle (3/4 nat. Gr.)

Tafel 04 Heckenbraunelle (3/4 nat. Gr.)

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