Edelfink, Fringilla coélebs (L.)

Im Winter der bescheidenste unter allen Gästen am Futterplatz, wo er buchstäblich nur nimmt, was von der andern Tische fällt, macht er im Frühling einen im hohen Grade selbstbewußten Eindruck. Im blankgescheuerten bunten Gefieder hüpft er durch die Zweige des Apfelbaums, hier und da den Schnabel in die Blüten tauchend und dazwischen mit laut schmetterndem Schlag den Nachbar zum Turnier herausfordernd. Sein Weibchen sitzt derweil auf oder richtiger in dem ziemlich freistehenden Nest, ohne sich um das Treiben des Männchens zu kümmern. Nur Kopf und Schwanz ragen etwas über das Nest, so daß dieses der Vorübergehende leicht für einen Astknorren hält. Das Nest hat die Eigentümlichkeit, daß es nicht nur von tragenden Zweigen umfaßt wird, sondern daß seine Unterseite diese und den Ast oder die Äste, worauf es steht, umfaßt und so doppelten Halt gewinnt.

Name: „Edelfink“: Wegen des guten Schlags. „Fink“: der Lockton. „Fringilla“: Lat. Name eines unbekannten kleinen Vogels, „coelebs“: Ehelos*).

Vorkommen: Überall bekannt und überall brütend.


Artmerkmal: Weiße Flügelbinden und grüner Bürzel.

Größe: Etwas schlanker als der Haussperling. Flügel etwa 8,1— 9,5 cm.

Gewicht: etwa 18,5—26 g, abgemagert 16 g.

Weibchen und Junge: Es fehlt das schöne Grau und Rotbraun.

Einjährige Männchen: Besonders im Herbst matter gefärbt als die alten.

Lockton: „Pink pink“, „jüb jüb“ im Fluge. „Trihf“ vor Regen.

Gesang: Etwa „tititü Würzgebier“ oder „tititi s’ist Frühjahr“ usw.

Eier: 4—7, grünlich oder bräunlich, mit schwarzen, mehr oder weniger rötlich umrandeten Fleckchen. April bis Juni (2 Brüten).

Nest: Aus Moos, mit Flechten und Raupengespinsten überzogen.

Nistplatz: Ziemlich frei auf Wald- und Obstbäumen.

Nahrung: Sämereien, im Sommer viel Insekten.

Zug: In großen Flügen März — Oktober, zum Teil überwinternd.

Nördliche Form der Verwandtschaftsgruppe Loxia Coelebs, die in Europa und der westlichen Hälfte Asiens fast einförmig, in Nordafrika dagegen durch drei und auf den atlantischen Inseln durch fünf Formen vertreten wird. Eine Aberration, der sechsspiegelige Fink, mit sechs am Ende weißgefleckten Federn im Schwanz, kommt bei uns selten, in manchen Gegenden vielleicht häufiger vor und erinnert noch an die südwestlichen Verwandten. Der Schlag ist lokal verschieden.

*) Man meinte früher, nur die Weibchen wanderten im Winter südwärts und die Männchen blieben im Winter „unbeweibt“ in der Heimat zurück, was aber irrig ist oder doch nicht ganz und für jede Gegend zutrifft.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Singvögel der Heimat
Tafel 05 Edelfink, Männchen (3/4 nat. Gr.) Im Hintergrunde brütendes Weibchen im Neste.

Tafel 05 Edelfink, Männchen (3/4 nat. Gr.) Im Hintergrunde brütendes Weibchen im Neste.

alle Kapitel sehen