Kreuzschnabel, Lóxia curviróstra (L.)

Der Kreuzschnabel brütet oft, nicht immer, im Winter. Sein Schnabel hat eine Form, die bei andern Vogelarten nur selten als eine die Nahrungsaufnahme erschwerende Mißbildung vorkommt. Ihm erleichtert sie das Fressen. So erscheint uns der Vogel ganz absonderlich. Aber man braucht sich nur seine nach links oder rechts übereinandergebogenen Schnabelspitzen gerade gebogen zu denken, und man sieht, daß dieser Kletterer eigentlich nur ein großer Zeisig mit verdrehter Schnabelspitze ist.

Name: „Loxia“ von griech. „loxos“ = seitwärts gebogen, „curviröstra“ = lat. Krummschnabel.


Vorkormmen: Jahrelang fehlend, dann wieder in Massen.

Artmerkmal: Die gekreuzten Schnabelspitzen.

Größe: Etwas über Sperlingsgröße, Flügel etwa 9,5 — 10,0 cm, 43 — 50g.

Weibchen: Ohne Rot, grünlich.

Junge: Gestreift, dann gleich rot oder gelb.

Lockton: „Güb güb“ oder „plüt plüt“.

Gesang: Hübsch zwitschernd und flötend.

Eier: 3—5 (5), grünlich weiß, rötlich oder schwärzlich gefleckt, Dezember (!) bis Juni.

Nest: Fichtenreiser, Moos, Flechten, Rinde, innen Wolle und Federn.

Nistplatz: Hoch auf Nadelbäumen im Walde.

Nahrung: Nadelholzsamen. Ersatznahrung Distelsamen, Blattläuse usw.

Zigeunervogel: Manchmal in ausgedehnten, riesigen Zugwellen wandernd.

Wie in bezug auf Schnabelgestalt, Brutzeit und Zug, so werfen die Kreuzschnäbel auch hinsichtlich ihrer Verbreitung alle sonst in der Vogelwelt geltenden Regeln um. Sie bilden Rassen, die es fertig bringen, in denselben Gegenden zu brüten, die sich gelegentlich vermischen und sich doch erhalten. Als echte Zigeuner bewahrt sie gerade ihre Unstetigkeit vor Aufgabe ihrer Eigenart*). So haben wir in Deutschland neben dem gemeinen Kreuzschnabel Schwärme des größeren und dickschnäbligen Kiefernkreuzschnabels Loxia pytiopsittacus Borkh., des kleinen schlanken weißbindigen Kreuzschnabels Loxia bifasciáta C. L. Brehm. Da sich sogar letzterer in Menge mit curvirostra mischt, liegt wenig Bedenken vor, alle als Rassen einer Realgattung Loxia Loxia aufzufassen.

*) Hier berühren sich die Extreme, denn feste Ansässigkeit und reines Nomadentum wahren beide ihren Stamm.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Singvögel der Heimat
Tafel 14 Kreuzschnabel (2/3 nat. Gr.)

Tafel 14 Kreuzschnabel (2/3 nat. Gr.)

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