Rotrückiger Würger, Lanius collúrio L.

Rotrückiger Würger, Lanius collúrio L.

Der überall gemeine rotrückige Würger heißt auch Neuntöter, weil man in der Nähe seiner Sitzplätze viele kleine Tiere, meist Frösche und Käfer, auf Dornen gespießt findet. Er tut dies, um sie bequemer zerreißen zu können, namentlich aber auch deshalb, weil er nicht fressen kann, solange er ein Gewölle im Halse hat, das er erst auswürgen muss. Es sind hauptsächlich die harten Chitinteile von Käfern, die er wieder ausspeit. Wie alle Vögel ihre Vorratskammern zum Teil wieder vergessen, so findet man auch die Opfer des Würgers öfters eingetrocknet, ein Beweis, daß er nur auf kurze Zeit diese Vorräte aufspeichert. Seine Schädlichkeit wird sehr übertrieben, doch holt er zuweilen einen jungen Vogel nach dem andern aus dem Nest und ähnelt also in seinem Wesen mehr dem Raubwürger als den anderen Gattungsgenossen. Das vielbedauerte Fehlen von Büschen ist daher in manchen Landschaften gar kein Nachteil für die Vogelwelt, denn es hält die Würger fern. Eine Merkwürdigkeit ist es, daß fast jeder erwachsene Neuntöter ein paar Fadenwürmer unter der Kopfhaut im Genick hat.

Name: „Collurio“, griechischer Vogelname: Kollyrion oder Koryllion.


Vorkommen: Überall gemein, wo es Dorn- und Wildrosenbüsche gibt.

Artmerkmal: Männchen und Weibchen verschieden, beide mit rotbraunem Rücken.

Größe: Etwas über Sperlingsgröße, Flügel 8,9—10,0 cm. Gewicht (des Weibchens) 29—34,5 g.

Weibchen: Sehr verschieden vom Männchen, Schwanz, Rücken und Flügel braun, Kopf graubraun, Brustseiten u. Rücken dunkel gewellt.

Junge: Dem Weibchen ähnlich, noch mehr gewellt, auch auf dem Kopf.

Lockton: „Gäck gäck“ und „Kräw“.

Gesang: Leises Gezwitscher, zuweilen viele fremde Stimmen nachahmend.

Eier: 4 — 7, grünlich, gelblich oder rötlich mit einem Kranz violettgrauer und derGrundfarbe entsprechend grünlicher,bräunlicheroder rötlicher Flecken, vgl.Tafel 85, Mai bis Juli, wohl nur eine Brut.

Nest: Wurzeln, Moos usw., innen (oft auch außen) Pflanzenwolle usw.

Nistplatz: Niedrig, in Dornbüschen, Hecken, selten etwas höher auf Bäumen.

Nahrung: Öfters junge Vögel, Mäuse, Frösche, doch meist Insekten, besonders Käfer.

Zug: (April) Mai — August, September.

Einzige deutsche Form der Verwandtschaftsgruppe Lanius Collurio.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Singvögel der Heimat
Tafel 38 Rotrückiger Würger (oben Weibchen, unten Männchen), 3/4 nat. Gr.

Tafel 38 Rotrückiger Würger (oben Weibchen, unten Männchen), 3/4 nat. Gr.

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