Hausbaumläufer, Certhia bradiydáctyla Brehm

Hausbaumläufer, Certhia bradiydáctyla Brehm

Der Hausbaumläufer — das ist nun endgültig ausgemacht — ist keine bloße Abart des vorigen, sondern eine völlig von ihm geschiedene Art. Er ist nicht grauer, sondern nur dunkler und hat einen andern Zeichnungscharakter, der aus der Abbildung ersichtlich ist. Die sichersten Kennzeichen sind die „ungefleckte Stirn und die ganz andere Stimme. Der Schnabel ist bei alten Männchen oft viel länger, die Hinterzehenkralle meist stärker gebogen. Ich habe ihn auch abwärts (kopfunter) klettern sehen. Er bewegt sich viel an Mauerwänden. Von meinem Schreibtisch aus sehe ich ihn oft in einem Halbkreis ums Zifferblatt der Kirchturmuhr kriechen, um unterm Dachrande Fliegen zu fangen. Schon bald nach der Mauser wird sein Gefieder schmutzig und dadurch grau. Auch er schleift sich im Laufe des Jahres einen guten Teil von den Schwanzfedern ab.

Name: „brachydäctylus“ = kurzfingerig.


Vorkommen: In Obstgärten und besonders an Kopfweiden häufig.

Artmerkmal: Vorderstirn ungefleckt, Kralle der Hinterzehe erheblich gekrümmt. Schwarzes Fleckchen am Innern Flügelrand.

Größe : Flügel 5,9—6,6 cm, also wenig kleiner, Schnabel beim alten

Männchen länger als bei voriger Art. 7,5—9,5 g.

Weibchen: Wie Männchen, etwas kleiner.

Junge: Wie Alte gefärbt, anfangs natürlich mit kurzem Schnabel.

Lockton: Laut und hell „Tit tit tit“.

Gesang: Individuell verschieden, doch im Klangbild ähnlich, etwa „ditt deh di di leh hih“, im Klettern (seltener im Sitzen?).

Eier: (5?), 6—7 (12?), weiß oder grauweiß mit rotbraunen Flecken, die viel größer sind, als in der Regel bei der vorigen Art und oft zu einem verwaschenen Kranz zusammenfließen. Selbstverständlich variabel. April (Mai*).

Nest: Moos, Bast, Federn.

Nistplatz : Mit Vorliebe in Löchern und Rindenspalten der Kopfweiden, auch in Hauswänden und unter Dachziegeln.

Nahrung: Insekten (Fliegen, Nachtschmetterlinge), Spinnen.

Standvogel: Im Herbst mehr umherstreichend.

Realgattung Certhia Brachyónyx (onyx = Kralle), schwach verschieden: im Osten
neumánni (grauer), im Westen megarhýnchos (brauner), dazwischen brachydactyla.

*) Am 13. Juni fand ich noch ausfliegende Junge. Über die Sommerbruten fehlen anscheinend bis jetzt genauere Beobachtungen.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Singvögel der Heimat
Tafel 82 Hausbaumläufer (5/6 nat. Gr.)

Tafel 82 Hausbaumläufer (5/6 nat. Gr.)

alle Kapitel sehen