Mehlschwalbe, Hirúndo úrbica (L.)

Mehlschwalbe, Hirúndo úrbica (L.)

Stadtschwalbe heißt sie lateinisch, denn da sie außen an den Häusern unterm Dachrande brütet, braucht sie sich weniger auf das Dorf zu beschränken. Die tadellos gepflasterten Straßen der modernen Stadt, auf denen sie nirgends feuchte Erde zum Nestbau findet, sind ihr freilich ebenso zuwider wie dem Freunde altmodischer Stadt- und Straßenbilder, und so flüchtet auch sie in das Dorf. Hier sieht man an dem pädagogisch so berühmten Dorfteich oft reizende Gruppen dieser Schwälbchen mit den weißbefiederten Füßchen auf dem Schlamm stehen und eifrig den Schnabel mit dem für sie höchst kostbaren Baumaterial füllen. Nur dadurch machen sie noch ihrem vornehmen Namen Ehre, daß sie ihre Nester oft in kleinen „Städten“ vereint anlegen und bei den ersten Bauversuchen eine schnurgerade Straßenlinie von Mörtel anwerfen. Auch die Bauart der Nester ist sozusagen etwas städtischer als die niedrige Wohnung der Dorfschwalbe.

Name: Von den reinweißen Gefiederteilen. „Hirundo“ = Schwalbe, „urbicus“ von „urbs“ = Stadt, also Stadtschwalbe.


Vorkommen: Stellenweise gemein, strichweise jahrelang selten oder nur auf dem Zuge.

Artmerkmal: Kurzer, im Sitzen meist gesenkter Schwanz, weiße Kehle, weißer Unterrücken, befiederte Füße.

Gröfee: Etwas kleiner als die vorige. Flügel 10,7 — 11,6 cm. Gewicht 19,5-23 g.

Weibchen: Wie Männchen.

Junge: Matter gefärbt, zuweilen mit grauer Kehle.

Herbstkleid: Mit bräunlichgrauem Anflug an Bürzel und Kehle, wenig bekannt.

Lockton: „Schäer“ oder „srüb“ (tzr), Angstruf „zier“.

Gesang: Zwitschernd, im Sitzen oder im Fluge, selten hörbar.

Eier: 4—5, einfarbig weiß, Mai bis August, zwei Bruten.

Nest: Halbkugel, oder doch oben bis auf das runde oder ovale Einflugloch geschlossen, aus Erde gemauert.

Nistplatz: Außen an Gebäuden unterm Dachrand, im Auslande öfter an Felswänden, gern in Kolonien.

Nahrung: Insekten.

Zug: April, Mai -August, September.

Einzige deutsche Form der Realgattung Hirúndo Urtica.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Singvögel der Heimat
Tafel 28 Mehlschwalbe beim Aufnehmen von feuchter Erde zum Nestbau (3/4 nat. Gr.)

Tafel 28 Mehlschwalbe beim Aufnehmen von feuchter Erde zum Nestbau (3/4 nat. Gr.)

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