Heuschrecken-Rohrsänger, Locustélla*) naévia (Bodd.)

Heuschrecken-Rohrsänger, Locustélla*) naévia (Bodd.)

Im hohen Wiesengras stehen einzelne niedrige Weidenbüsche. Schwind läßt auf einem seiner bekanntesten Bilder um einen solchen Busch eine Elfenschar tanzen. In Wirklichkeit treiben dort kleine, spukhafte Vögel ihr Wesen. In der Abenddämmerung sieht man sie miteinander zankend am Buschrande umherhuschen, und dann hört man ihr sonderbares Lied, eine der merkwürdigsten Vogelstimmen, die es gibt. Es klingt in einemfort „irrrrrr“. Auf Augenblicke kann man dabei den seltsamen Sänger sehen, dann verschwindet er wie eine Maus im dichten Pflanzengewirr. Nur die Geisterstimme des Koboldes haftet, einmal gehört, noch lange im Ohr.

Die Stellung auf der Abbildung ist einer Photographie Dr. Heinroths entnommen, dem es gelang, die Art in der Stube zu züchten.


Name: Der Vogel heißt auch Schwirl vom schwirrenden Gesang. „Locusta“ = Heuschrecke, „naevius“ = gefleckt (von „naevus“ = Muttermal). „Bodd.“ = Boddaert.

Vorkommen: An geeigneten Plätzen nicht selten.

Artmerkmal: Breitfederiger Keilschwanz, Stimme.

Größe: Die des Teichrohrsängers, Flügel 6,0— 6,6 cm; 14 g.

Weibchen: Wie Männchen.

Junge: Den Alten ähnlich, unten mehr bräunlich und etwas gefleckt.

Lockton: „Tzeck tzeck“ und „tett tett“.

Gesang: „Irrrr“, gleich dem Ton der grünen Heuschrecke, oft minutenlang.

Eier: 5—6, (7), rosa, dicht rostrot punktiert, Mai bis Juli (eine? Brut).

Nest: Tiefer Napf aus breiten Grasblättern.

Nistplatz: Auf dem Boden in feuchten Wiesen mit Weiden- und anderen Büschen.

Nahrung : Insekten.

Zug: April, Mai — September.

Einzige deutsche Brutform der Verwandtschaftsgruppe Locustella Threnétria,

*) Die Gattung Locustella steht den gefleckten Rohrsängern nahe, erinnert aber etwas an die Pieper. Über zwei seltenere Arten dieser Gattung siehe am Schluß des Buches. Von ihnen ist eine im Osten zahlreicher vertreten.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Singvögel der Heimat
Tafel 67 Heuschrecken-Rohrsänger oder Schwirl (4/5 nat. Gr.)

Tafel 67 Heuschrecken-Rohrsänger oder Schwirl (4/5 nat. Gr.)

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