Schlafplätze

Schlafplätze

Ein abgestorbener Baum ist hier in meinem Pfarrgarten stehen geblieben. Mancher würde das als einen Schönheitsfehler angesehen haben, aber der Epheu überwucherte allmählich das tote Holz so vollständig, daß nur noch wenige dürre Äste, den Vögeln bequeme Sitzplätze bietend, hervorsehen.

Es ist erstaunlich, wieviel Vögel (Goldammern, Amseln, Zaunkönige u. dgl.) im Winter hier übernachten. Versucht einmal eine Katze hier ihr Jagdglück, so entsteht so viel Geräusch, daß alle Schlafgäste rechtzeitig alarmiert werden. So beliebt dieser dicht am Hause gelegene Platz im Winter für die Schlafgäste ist, ebenso beliebt ist er im Sommer für die brütenden Vögel, Grünlinge, Hänflinge, Amseln usw. Auch die Nachtigall singt hier mit Vorliebe in mondheller Mainacht. Die Singdrossel nascht häufig von den Epheubeeren. Zaunkönig und Müllerchen schlüpfen gern durch das dichte Gezweig. An einem schönen Oktobermorgen stellte sich ein seltener Gast, der sibirische Tannenhäher ein, um an den Epheublüten Wespen zu fangen.


In einem kalten Winter erfror der Epheu und sah in den folgenden Jahren ganz kahl und häßlich aus. Jetzt überwuchert er aufs neue seine eigenen kahlen Äste und bildet erst recht ein malerisches Stückchen Urwald im kleinen.

Solche Sammelpunkte der Vogelwelt werden leider aus falschem Ordnungssinn meist zerstört. Sie gilt es vor allem zu schonen.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Singvögel der Heimat
Tafel 99 Bevorzugter Schlafplatz von Goldammern und Amseln

Tafel 99 Bevorzugter Schlafplatz von Goldammern und Amseln

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