Bluthänfling, Acanthis cannäbina (L.)

Den früh brütenden Vögeln fehlt für ihr Nest die schützende Laubhülle. Der Hänfling brütet daher mit Vorliebe in Epheuwänden und früh grünenden Büschen. Man kann ihm das Suchen nach einem Stützpunkt für sein Nest erleichtern, indem man einige Zweige von Zierbüschen zusammenbindet. Nicht minder reizvoll als die bunten Farben des Männchens ist der ausgezeichnet schöne Gesang, der freilich etwas süßlich ist, aber zu dem sanften Wesen des Vogels paßt. Überaus anmutig sind die Lockrufe, die er beim Ausfliegen der Jungen hören läßt, wie überhaupt das anziehende Familienleben ein weiterer Vorzug des beliebten Vogels ist.

Name: Bluthänfling: Von der blutroten Brust und der Nahrung. „Cannabina“ von griech. „cannabis“ = Hanf.

Vorkommen: Allenthalben gemein, auch zahlreich in Gärten und bei Gartenwohnungen nistend.


Artmerkmal: Die weißen Kanten der Schwung- und Schwanzfedern.

Größe: Unter der des Feldsperlings. Flügel 7,8 bis 8,6 cm; 22 g.

Weibchen: Ohne Rot, trüber gefärbt, Brust streifig gefleckt.

Junge: Dem Weibchen ähnlich.

Lockton: „Gäck gäck“ oder „geckgeckgeck“ im Fluge, am Nest „Djä, djü knäckenyh.“

Gesang: Auf Zweigspitzen (oder im Fluge), zuweilen im Winter, abwechslungsreich, zart pfeifend und flötend, oft erregt vorgetragen und durch knackende Zwischentöne gehoben.

Eier: 5 bis 6 (7), leicht bläulich, fast weißlich, mit einem Kranz violettbrauner Fleckchen, meist auch dunkler Kleckschen (Tafel 85); März bis August, 2 bis 3 Brüten.

Nest: Feine Wurzeln, Reiserchen usw., innen Wolle, Haare (Tafel 92).

Nistplatz: In Hecken, Epheuwänden, Büschen oft dicht über der Erde, selbst im Grase, in Lebensbäumen und anderen fremden Koniferen in Gärten und Friedhöfen, Fichtenschonungen usw.

Nahrung: Fast ausschließlich Sämereien.

Strich- und Zugvogel: Besonders März und November in Bewegung*).

Anscheinend zwei in der Größe ein wenig verschiedene Formen der Gruppe Loxia Cannabina in Deutschland, deren Glieder vom mittleren Skandinavien bis zu den Canaren und bis Kaschmir verbreitet sind.

*) Am Rhein viel überwinternde Vögel im mittleren Deutschland im Winter oft am engeren Brutplatz seltener oder fehlend, dagegen während des Vorfrühlings große Schwärme, wohl meist nordöstlich wohnende Durchzügler, zum Teil sich auflösende Überwinterungs-Genossenschaften.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Singvögel der Heimat
Tafel 11 Bluthänfling; oben Männchen, unten Weibchen (3/4 nat. Gr.)

Tafel 11 Bluthänfling; oben Männchen, unten Weibchen (3/4 nat. Gr.)

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