Meister Bertram tätig in Hamburg 1367-1415
Die Entdeckung des ältesten deutschen Malers und Bildhauers
Autor: Lichtwark, Alfred (1852-1914) deutscher Kunsthistoriker, Museumsleiter und Kunstpädagoge, Erscheinungsjahr: 1905
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Meister Bertram, Maler und Bildhauer, Mittelalter, Altare, Hamburg, Doberan, Grabow
Die Entdeckung des ältesten deutschen Malers und Bildhauers, dessen Namen, Leben und Werke wir kennen, ist reich an überraschenden Wendungen und unvermuteten Glücksfällen.
Inhaltsverzeichnis
- Bertrams Persönlichkeit
- Bertrams Werke
Vorwort
Bertrams Werke und ihre Erhaltung
Seit im Herbst 1900 der berühmte Grabower Altar von 1379 als ehemaliger Hauptaltar von St. Petri in Hamburg erkannt worden war, hat die Kunsthalle es für die dringlichste Aufgabe erachtet, den Spuren seines Urhebers, des durch Lappenberg seit zwei Menschenaltern bekannten Meisters Bertram, nachzugehen und seine Werke für die Vaterstadt zurück zu gewinnen. Es konnte seither eine große Anzahl von Bildern und Skulpturen des Meisters nachgewiesen und der weitaus bedeutendste und umfangreichste Teil der Kunsthalle zugeführt werden. Im August 1905 trafen die letzten der in den Werkstätten der Königlichen Museen zu Berlin von Übermalungen und Schmutz gereinigten Bilder und Skulpturen in der Kunsthalle ein.
Bei ihren Versuchen, die Hauptwerke Bertrams im Anschluss an die seines Nachfolgers Francke in der Kunsthalle zur Geltung zu bringen, hat die Direktion von vielen Seiten dankenswerte Unterstützung erfahren.
Die Verwaltung des St. Johannisklosters zu Hamburg hat im Einverständnis mit dem Direktor des Museums für Kunst und Gewerbe, Herrn Direktor Professor Dr. Brinckmann, den Harvestehuder Altar, den das Museum für Kunst und Gewerbe als Leihgabe besaß, der Kunsthalle unter demselben Titel überwiesen.
Schon auf dem Lübecker Kongress 1900 konnte Friedrich Schlie zu dem Versprechen bewogen werden, dass er, wie früher bei der Erwerbung der Werke Meister Franckes, so auch bei der des Grabower Altars der Kunsthalle zur Seite stehen wolle. Bei seinem Tode waren die Verhandlungen, die durch die Großherzogliche Regierung im Sinne des Gesuchs der Kunsthalle entschieden wurden, dem Abschluß nahe.
Auch die preußische Regierung hat aus Rücksicht auf das allgemein deutsche Interesse ihre Zustimmung gegeben, dass unter besondern Bedingungen das andere Hauptwerk Bertrams, der Buxtehuder Altar, nach der Kunsthalle überführt werden konnte.
Dem Vorsitzenden der Kommission für das Museum hamburgischer Altertümer Herrn Senator Dr. v. Melle und dem Vorstand des Museums Herrn Landrichter Dr. Schrader ist die Kunsthalle für die Überweisung des von Coignet 1595 übermalten Flügels des Grabower Altars verpflichtet.
Die Beede von St. Petri, der die Kunsthalle bereits für die Leihgabe des Christus als Schmerzensmann von Meister Francke und die Kreuzschleppung von Franciscus Franck zu großem Dank verpflichtet ist, hat der Kunsthalle die im Frühjahr 1905 ebenfalls unter Coignets Bemalung entdeckte letzte fehlende Tafel des Grabower Altars überwiesen.
Dem Vorsitzenden des Kirchenrats Herrn Senator Oswald und dem Vorsitzenden der Beede von St. Petri Herrn Dr. Ed. Brackenhoeft dankt die Direktion der Kunsthalle die Befürwortung ihres Gesuchs.
Wilhelm Bode, der als Unparteiischer den Vertretern der Grabower Kirche und der Kunsthalle durch ein Gutachten über die Entschädigung für die Überlassung des Grabower Altars den Abschluss der Verhandlungen ermöglichte, und Max Friedländer, der auf Bodes Wunsch den Altar an Ort und Stelle vorher noch einmal untersuchte, sei für ihre Mühewaltung der verbindlichste Dank ausgesprochen.
Um die Veröffentlichung über Meister Bertram weitern Kreisen in Hamburg zugänglich zu machen hat die Averhoffstiftung hochherzig einen erheblichen Zuschuss gewährt, so dass die Gesellschaft der Kunstfreunde das Werk in Hamburg annähernd für die Druckkosten zur Verfügung stellen kann.
Allen Forschern und Museumsvorständen, die mich bei meinen Untersuchungen unterstützt haben, besonders den Herren Carl Aldenhoven (Köln), Stephan Beissel (Luxemburg), M. von Brunn (Hamburg), Adolph Goldschmidt, Grafen v. Erbach, Arthur Haseloff (Berlin), Karl Lehmann (Rostock), Adolph Metz (Hamburg), Alexander Schnütgen (Köln), A. B. Skinner (London), Ernst Steinmann (Schwerin), Franz von Reber (München), sei noch einmal für ihre Mühewaltung gedankt.
Ganz besonders fühle ich mich Herrn Dr. J. H. Walther und Herrn Prof. Hans Brauneck in Hamburg verpflichtet, die, wie immer, bei Zweifeln und Fragen zu raten und helfen bereit waren.
Mit der Forschung nach erhaltenen Werken Bertrams und den Verhandlungen über ihre Zurückgewinnung gingen die Untersuchungen über Herkunft und Zusammenhang seiner Kunst Hand in Hand.
Diese Untersuchungen sind noch im Gange. Da sich aber die Ausstellung der Werke Bertrams nicht hinausschieben lässt, und da eine Einführung in die Kunst des Meisters nicht entbehrt werden kann, habe ich mich entschlossen, eine Charakteristik des Meisters auf Grund der bisher gewonnenen Einsicht zu versuchen. Ich habe dafür denselben Standpunkt gewählt wie bei den früher erschienenen Einzelschriften über hamburgische Künstler, den des heimischen Kunstfreundes, der die Kunstwerke ganz aus der Nähe und mit Musse betrachten kann. Der erste Teil versucht eine Charakteristik des Meisters, der zweite eine Einführung in die einzelnen Werke. Bei dieser Gruppierung und Gliederung des Stoffes waren gelegentliche Wiederholungen nicht zu vermeiden, wenn der Text nicht mit Hinweisen belastet werden sollte.
Soweit ich konnte, bin ich, nachdem die Erwerbung der Hauptwerke gesichert war, in den deutschen Sammlungen und Kirchen, in den Museen von Kopenhagen, Prag, Paris und London und auf den rückschauenden Ausstellungen in Brügge, Düsseldorf und Paris den Vorgängern und Zeitgenossen Bertrams nachgegangen, ohne jedoch irgendwo sichere Beziehungen zu finden.
Überraschend war dagegen bei der geringen Zahl der erhaltenen Werke an so vielen Stellen die Spuren Bertramscher Ideen bei seinen Nachfolgern im weiten Umkreis anzutreffen. An verschiedenen Stellen, die ich in der Regel auch hervorgehoben habe, war ich gezwungen, die Verfolgung der aufsteigenden Probleme abzubrechen, wenn ich mit dem Abschluß der Arbeit zur rechten Zeit fertig werden wollte.
Besonders habe ich zu beklagen, dass es mir nicht möglich war, die Miniaturen des 14. Jahrhunderts auf Beziehungen zu Bertram zu untersuchen. Doch haben mir die namhaftesten Kenner des Stoffes erklärt, dass sie bestimmte Anknüpfungen für die Darstellungen bei Bertram, die auf Miniaturen zurückgehen, noch nicht angeben könnten.
Auch den übrigen Forschern auf dem Gebiet unserer mittelalterlichen Kunst, soweit ich sie zu Rate ziehen konnte, war Bertram, wie er sich nach und nach aus der Fülle der nunmehr um ihn zusammengezogenen Werke offenbarte, eine neue Erscheinung.
Herr Professor Hauser und Herr Maler Böhnke haben in der Werkstatt der königlichen Museen zu Berlin die Reinigung und, soweit erforderlich, die Restauration der Kunstwerke übernommen und mit dankenswertester Hingabe und Sorgfalt ausgeführt. Die Generaldirektion der königlichen Museen und die Direktion der königlichen Gemäldegalerie zu Berlin haben die Ausführung dieser Arbeiten in stets aufs neue bewährter Hilfsbereitschaft in den Werkstätten der königlichen Museen gestattet und zum Teil überwacht.
Um die Bedeutung, die der Erwerbung der Bilder und Skulpturen Bertrams beizumessen ist, auch äußerlich hervorzuheben, ist für ihre Einführung zum erstenmal eine zusammenhängende Ausstellung der seit 1888 ausgebildeten Sammlungen zur Geschichte der Malerei in Hamburg und der um dieselbe Zeit gegründeten Sammlung von Bildern aus Hamburg veranstaltet worden.
Alfred Lichtwark
Bei ihren Versuchen, die Hauptwerke Bertrams im Anschluss an die seines Nachfolgers Francke in der Kunsthalle zur Geltung zu bringen, hat die Direktion von vielen Seiten dankenswerte Unterstützung erfahren.
Die Verwaltung des St. Johannisklosters zu Hamburg hat im Einverständnis mit dem Direktor des Museums für Kunst und Gewerbe, Herrn Direktor Professor Dr. Brinckmann, den Harvestehuder Altar, den das Museum für Kunst und Gewerbe als Leihgabe besaß, der Kunsthalle unter demselben Titel überwiesen.
Schon auf dem Lübecker Kongress 1900 konnte Friedrich Schlie zu dem Versprechen bewogen werden, dass er, wie früher bei der Erwerbung der Werke Meister Franckes, so auch bei der des Grabower Altars der Kunsthalle zur Seite stehen wolle. Bei seinem Tode waren die Verhandlungen, die durch die Großherzogliche Regierung im Sinne des Gesuchs der Kunsthalle entschieden wurden, dem Abschluß nahe.
Auch die preußische Regierung hat aus Rücksicht auf das allgemein deutsche Interesse ihre Zustimmung gegeben, dass unter besondern Bedingungen das andere Hauptwerk Bertrams, der Buxtehuder Altar, nach der Kunsthalle überführt werden konnte.
Dem Vorsitzenden der Kommission für das Museum hamburgischer Altertümer Herrn Senator Dr. v. Melle und dem Vorstand des Museums Herrn Landrichter Dr. Schrader ist die Kunsthalle für die Überweisung des von Coignet 1595 übermalten Flügels des Grabower Altars verpflichtet.
Die Beede von St. Petri, der die Kunsthalle bereits für die Leihgabe des Christus als Schmerzensmann von Meister Francke und die Kreuzschleppung von Franciscus Franck zu großem Dank verpflichtet ist, hat der Kunsthalle die im Frühjahr 1905 ebenfalls unter Coignets Bemalung entdeckte letzte fehlende Tafel des Grabower Altars überwiesen.
Dem Vorsitzenden des Kirchenrats Herrn Senator Oswald und dem Vorsitzenden der Beede von St. Petri Herrn Dr. Ed. Brackenhoeft dankt die Direktion der Kunsthalle die Befürwortung ihres Gesuchs.
Wilhelm Bode, der als Unparteiischer den Vertretern der Grabower Kirche und der Kunsthalle durch ein Gutachten über die Entschädigung für die Überlassung des Grabower Altars den Abschluss der Verhandlungen ermöglichte, und Max Friedländer, der auf Bodes Wunsch den Altar an Ort und Stelle vorher noch einmal untersuchte, sei für ihre Mühewaltung der verbindlichste Dank ausgesprochen.
Um die Veröffentlichung über Meister Bertram weitern Kreisen in Hamburg zugänglich zu machen hat die Averhoffstiftung hochherzig einen erheblichen Zuschuss gewährt, so dass die Gesellschaft der Kunstfreunde das Werk in Hamburg annähernd für die Druckkosten zur Verfügung stellen kann.
Allen Forschern und Museumsvorständen, die mich bei meinen Untersuchungen unterstützt haben, besonders den Herren Carl Aldenhoven (Köln), Stephan Beissel (Luxemburg), M. von Brunn (Hamburg), Adolph Goldschmidt, Grafen v. Erbach, Arthur Haseloff (Berlin), Karl Lehmann (Rostock), Adolph Metz (Hamburg), Alexander Schnütgen (Köln), A. B. Skinner (London), Ernst Steinmann (Schwerin), Franz von Reber (München), sei noch einmal für ihre Mühewaltung gedankt.
Ganz besonders fühle ich mich Herrn Dr. J. H. Walther und Herrn Prof. Hans Brauneck in Hamburg verpflichtet, die, wie immer, bei Zweifeln und Fragen zu raten und helfen bereit waren.
Mit der Forschung nach erhaltenen Werken Bertrams und den Verhandlungen über ihre Zurückgewinnung gingen die Untersuchungen über Herkunft und Zusammenhang seiner Kunst Hand in Hand.
Diese Untersuchungen sind noch im Gange. Da sich aber die Ausstellung der Werke Bertrams nicht hinausschieben lässt, und da eine Einführung in die Kunst des Meisters nicht entbehrt werden kann, habe ich mich entschlossen, eine Charakteristik des Meisters auf Grund der bisher gewonnenen Einsicht zu versuchen. Ich habe dafür denselben Standpunkt gewählt wie bei den früher erschienenen Einzelschriften über hamburgische Künstler, den des heimischen Kunstfreundes, der die Kunstwerke ganz aus der Nähe und mit Musse betrachten kann. Der erste Teil versucht eine Charakteristik des Meisters, der zweite eine Einführung in die einzelnen Werke. Bei dieser Gruppierung und Gliederung des Stoffes waren gelegentliche Wiederholungen nicht zu vermeiden, wenn der Text nicht mit Hinweisen belastet werden sollte.
Soweit ich konnte, bin ich, nachdem die Erwerbung der Hauptwerke gesichert war, in den deutschen Sammlungen und Kirchen, in den Museen von Kopenhagen, Prag, Paris und London und auf den rückschauenden Ausstellungen in Brügge, Düsseldorf und Paris den Vorgängern und Zeitgenossen Bertrams nachgegangen, ohne jedoch irgendwo sichere Beziehungen zu finden.
Überraschend war dagegen bei der geringen Zahl der erhaltenen Werke an so vielen Stellen die Spuren Bertramscher Ideen bei seinen Nachfolgern im weiten Umkreis anzutreffen. An verschiedenen Stellen, die ich in der Regel auch hervorgehoben habe, war ich gezwungen, die Verfolgung der aufsteigenden Probleme abzubrechen, wenn ich mit dem Abschluß der Arbeit zur rechten Zeit fertig werden wollte.
Besonders habe ich zu beklagen, dass es mir nicht möglich war, die Miniaturen des 14. Jahrhunderts auf Beziehungen zu Bertram zu untersuchen. Doch haben mir die namhaftesten Kenner des Stoffes erklärt, dass sie bestimmte Anknüpfungen für die Darstellungen bei Bertram, die auf Miniaturen zurückgehen, noch nicht angeben könnten.
Auch den übrigen Forschern auf dem Gebiet unserer mittelalterlichen Kunst, soweit ich sie zu Rate ziehen konnte, war Bertram, wie er sich nach und nach aus der Fülle der nunmehr um ihn zusammengezogenen Werke offenbarte, eine neue Erscheinung.
Herr Professor Hauser und Herr Maler Böhnke haben in der Werkstatt der königlichen Museen zu Berlin die Reinigung und, soweit erforderlich, die Restauration der Kunstwerke übernommen und mit dankenswertester Hingabe und Sorgfalt ausgeführt. Die Generaldirektion der königlichen Museen und die Direktion der königlichen Gemäldegalerie zu Berlin haben die Ausführung dieser Arbeiten in stets aufs neue bewährter Hilfsbereitschaft in den Werkstätten der königlichen Museen gestattet und zum Teil überwacht.
Um die Bedeutung, die der Erwerbung der Bilder und Skulpturen Bertrams beizumessen ist, auch äußerlich hervorzuheben, ist für ihre Einführung zum erstenmal eine zusammenhängende Ausstellung der seit 1888 ausgebildeten Sammlungen zur Geschichte der Malerei in Hamburg und der um dieselbe Zeit gegründeten Sammlung von Bildern aus Hamburg veranstaltet worden.
Alfred Lichtwark