Jakob und Esau

Der blinde Jakob hat sich von seinem Lager erhoben, durch Kissen im Rücken gestützt, und wendet sich zu Esau. Mit der Rechten tastet er nach dessen Hand, die Linke bewegt er im Bogen nach außen, wie es zu seinen verzichtenden Worten passt: Siehe, ich bin alt geworden. Er hat halblanges weißes Haar und kurzen weißen Bart. Sein Antlitz mit den geschlossenen Augen trägt den typischen Ausdruck des Blinden. Überaus fein ist das Spiel des Mundes gefühlt, obgleich er unter dem dicken Bart verborgen scheint. Auf dem Kopf trägt er eine rote Kappe, über dem blauen Untergewand einen langen grüngefütterten grauvioletten Hausrock ohne Ärmel, der Beine und Füße bedeckt. Esau trägt in der Linken den Bogen, die Rechte hält er gegen die tastende Hand des Vaters. Das lange Haar und der lange Bart sind dunkelblond, über der Stirn stehenwilde Strähnen hoch. Sein Blick ist wild, die vorgeschobene Unterlippe deutetauf rohe Kraft. Erträgt einen dunkelgelben Rock, dunkelgrüne Beinkleider und kurze braune Schuhe. Am Gürtel hängt der Köcher mit Pfeilen verschiedener Größe, teils mit, teils ohne Widerhaken. Hinter dem Kopfende des Bettes werden Kopf und Hände Rebekkas sichtbar. Sie hat mit offenem Munde gelauscht, hat, erschrocken über den dem Esau verheißenen Segen, die übereinander geschlagenen Hände an das Kinn erhoben und senkt den Blick wie in plötzlichem Entschluss.

Der Innenraum ist durch einen viereckigen reichen, auf den Hintergrund gemalten Baldachin angedeutet. Er hat in der grauen Architektur ornamentale Giebel auf den Ecken, einen Turm in der Mitte, und Erker in Form von Kranluken auf dem Dach. Unter dem ornamentalen Mittelturm ein Sterngewölbe, dessen rote Ausmalung den Schattenton trägt. Rote Dächer aus langen schmalen Pfannen mit Dorn.

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Dieses Kapitel ist Teil des Buches Meister Bertram tätig in Hamburg 1367-1415