Der Tod der Jungfrau Maria

Maria ruht auf dem niedrigen Sterbelager ausgestreckt, die Hände übereinander gelegt. Die Mundwinkel sind im Todesschmerz heruntergezogen, die Finger der Linken gekrümmt, die der Rechten staunend gespreizt, als habe die Mutter des Herrn im letzten Augenblick vor dem Tode den Sohn in seiner Glorie herabsteigen sehen. Über ihr schwebt Christus in der Mandorlaund neigtsich, mit der Rechten segnend, über den Leichnam. Auf dem linken Arm trägt er die Seele der Maria. Die zu den Seiten gruppierten Apostel sind zum großen Teil zerstört. Rechts beugt sich ein Alter — Petrus — über den Körper der Maria und fühlt mit beiden Händen, ob die Wärme schon entwichen ist. Über ihm betet ein Alter aus einem Buch und verhält sich mit der Hand den Atem. Ein Weißgekleideter, dessen Kopf zerstört ist, hält Eimer und Weihwedel. Auf der linken Seite ist vorn der Rest einer Figur zu erkennen, die mit ausgestrecktem Fuß auf dem Boden kniet und wie es scheint, ein Räuchergefäß anbläst. Über das Haupt der Jungfrau beugt sich Johannes und schwingt das Räuchergefäß. Oben jederseits zwei Engel, die der linken Seite bis auf Spuren zerstört. Die unteren musizieren, die oberen schwingen Räuchergefäße. Der rechts unten spielt die Harfe. Ein blauer Mantel hüllt seinen Körper ein, dessen Formen klar durchscheinen, seine roten Flügel sind pfauenfederartig geäugt. In den Ecken Engelsköpfe blau in blau in Wolken.

Farbig gehört dies Bild mit zu den schönsten der Reihe. Wie bei den meisten Bildern des Buxtehuder Altars spricht auch hier das Grau im Aufbau der Farbenkomposition entscheidend mit. Es tritt im Mittelpunkt unten im tonigen Weiß des Betttuches auf. Der Künstler benutzt die Farbe der Fliesen, der Strohmatte, des Betttuches, um den Vordergrund vom Ton aus räumlich aufzubauen. Das wirkt noch jetzt, wo es allein steht und die Gestalt des vorn an der Erde knieenden Jüngers, der das Rauchfaß anbläst, fast zerstört ist. Die Malerei ist in diesem Vordergrund so breit und flüssig, wie sie sich in der ganzen Epoche kaum wieder beobachten lässt, allein die Matte! Christus trägt, dem Augenblick der Trauer angemessen, ein reiches Violett, umspielt von Grün und dem Silber des Kleides, das die Seele der Maria trägt, und der Kirschrot auf Gold lasierten Pracht des Untergewandes. Herrlich die Purpur,Türkis, Grün und Rot und Weiß rechts in der Umgebung des Petrus, die verschiedenen Rot um das Buch mit dem weißen Schnitt des Jüngers, der sich den Atem verhält.


381 Der Tod Mariä


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Meister Bertram tätig in Hamburg 1367-1415