Kains und Abels Opfer

Aus den Wolken neigt sich Gott Vater, die Rechte segnend erhoben, zu dem links knieenden Abel, der ihm das Lamm zum Opfer hinhält, während er die Linke in abwehrender Gebärde Kain zuwendet. Rechts ist Kain mit seiner Garbe im Begriff niederzuknieen und blickt, wie Abel, auf Gott Vater. Die Brüder sind scharf gegeneinander gestellt. Abel ist hellblond von Bart und Haar und trägt einen langen blauen Rock. Kain, dunkler, hat krauses langes Haar und trägt Wams und Beinkleider enganliegend mit einem scharfangezogenen Gürtel um die schlanke Hüfte. Die Ärmel des Wamses sind halblang und weit über engen, glockenförmig auf die Hand fallenden Unterärmeln. Seine langen spitzen roten Schuhe sind schwarz besetzt. Als er sieht, wie sich der Herr seinem Bruder zuwendet, hebt er unwillkürlich seine Garbe höher, als wolle er Gottes Auge auf sich lenken. Gott Vaters Bewegung ist beinahe leidenschaftlich pathetisch.

213 Kains und Abels Opfer



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Meister Bertram tätig in Hamburg 1367-1415