Das Opfer Abrahams

Die Linke auf dem Kopf des gebunden und mit vor Angst angezogenen Knieen vor ihm liegenden Isaak steht Abraham vor dem Altar, die Rechte mit dem Schwert zum Schlag erhoben. Er sieht sich erschrocken um, denn aus den Wolken hat sich ein Engel heruntergelassen und fällt ihm mit der Linken ins Schwert, während die Rechte auf den Widder zeigt, der sich unten mit einem Hörn an einem Baumzweig aufgehängt hat. Isaak schreit laut mit verzerrtem Gesicht und windet sich, auf Ellbogen und Knie gestützt. Er trägt einen langen roten Rock mit langen Ärmeln. Abraham grünen Mantel mit rotem Futter über gelbgrünem Rock mit Ärmeln. Isaaks gebundene Hände sind krampfhaft gespreizt. Der Künstler hat, wohl um den Eindruct: des Starren zu erwecken, die Glanzlichter auf dem Knochen der Handrücken und der Finger sehr stark betont. Ebenso die Lichtlinien auf dem verzerrten Antlitz, in dessen offenem Munde die Zähne sichtbar werden. Auch bei Abraham sieht man indem vorSchreck geöffneten Munde die Zähne schimmern, und um die Sorgenfalten der Stirn spielen die Lichter. Unter die dunkelblonden Barthaare mischen sich weiße Strähnen. — Der Engel taucht mit rotem Mantel und gelbbraunen Flügeln aus blauen Wolken. Verglichen mit der Komposition dieser Szene auf dem Doberaner Altar (s.d.) erscheint diese als fortgeschritten. Auf dem Doberaner Altar hält Isaak geduldig still, die dramatische Erschöpfung des Gedankens bringt Bertram erst hier.

219 Abrahams Opfer



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Meister Bertram tätig in Hamburg 1367-1415