Joachim bei den Hirten

Bei der Erscheinung des Engels wendet sich Joachim um, die Linke staunend erhoben, die Rechte auf einen Stab mit forkenartiger Spitze gestützt. Der Engel, dessen Gewand noch von rascher Bewegung zeugt, weist auf sein Spruchband mit der Inschrift: annuncio tibi preces tuas esse exauditas. Er hat grüngoldene noch vom Fluge hochstehende Flügel von Pfauenfedern, karmin Mantel mit grünem Futter, grünes Untergewand mit goldenen Ranken. Joachim trägt auf allen drei Bildern das gleiche Gewand.

Rechts eine Berglehne, auf der eine Schafherde weidet. Oben im Schatten des Waldes, der den Abhang krönt, lauert der Fuchs auf die jungen Lämmer. Im Halbdunkel steht er fast als Silhouette, nur das Weiß das Bauches leuchtet heraus. An den Früchten in den Bäumen nascht ein Vogel, ein anderer sieht sich nach dem Engel um. Unter der Herde fällt das säugende Mutterschaf auf. Beim saugenden Lamm ist außerordentlich fein beobachtet, wie es vor dem Euter kniet, mit dem Kopf gegenstößt und mit dem Schwanz schlägt. Zwei Böcke stoßen sich, vorn liegt ein wiederkäuendes Schaf. Hinter dem Abhang erscheint der graue Kopf des Wolfes.


349 Joachim bei den Hirten


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Meister Bertram tätig in Hamburg 1367-1415