Mittel- und Nord-Deutschland
Handbuch für Reisende. Teil 2
Autor: Baedeker, Karl (1801-1859) deutscher Verleger und Autor von Reiseführern, Erscheinungsjahr: 1871
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Reiseführer, Handbuch für Reisende, Norddeutschland, Mitteldeutschland, Hamburg, Kiel, Flensburg, Sylt, Wanderungen, Reiserouten, Preise, Eintritts- Wegegelder
Hamburg ist die größte und lebhafteste Handelsstadt Deutschlands, nach London und Liverpool die wichtigste in Europa. (Einwohnerzahl einschließlich der Vorstädte St. Georg und St. Pauli 224.974, darunter etwa 6.000 Katholiken und 13.000 Juden; das ganze Gebiet des kleinen Freistaats hat 306.507 Seelen auf 6 2/3 Quadrat-Meilen.) Die Elbe, welche unter Hamburgs Mauern fließt und sich 15 Meilen weiter in die Nordsee ergießt, ist so tief, dass mit der zweimaligen täglichen Flut auch die schwersten Seeschiffe bis in den Hafen gelangen. 1867 liefen 5.055 Seeschiffe von 954.055 Last (a 4.000 Pfd.) ein, 5071 Schiffe von 956.375 Last aus. Gleichzeitig kamen von der Oberelbe 3.852 Schiffe nebst 147 Holzflößen an. Die Hamburger Reederei hat einen Bestand von 432 Seeschiffen, darunter 26 Seedampfer. Im J. 1867 betrug die Einfuhr 50.625.000 Zentner im Wert von 363.019.000 Thlr. Der englische Handel mit dem nördlichen Europa geht größtenteils über Hamburg. In Altona, das handelspolitisch nur einen Teil von Hamburg ausmacht, liefen 1867 1.212 Seeschiffe ein, in dem gegenüberliegenden Harburg 678. Auswanderer schifften sich 38.214 hier ein.
Inhaltsverzeichnis
- Hamburg
- Geld, Währung
- Gasthöfe, Kaffeehäuser, Restaurationen, Bier
- Theater, Zeitungen, Posten
- Dampfboote
- Flussbäder, warme Bäder
- öffentliche Belustigungsorte
- Häfen
- Kleinhandel, Börse, Kunsthalle
- Elbe, Alster, Flethe, Siele
- Nicolaikirche, Petrikirche, Catharinenkirche, Michaeliskirche
- Bibliotheken, Museen
- Krankenhäuser und Stifte
- Die Umgebungen der Binnen-Alster
- Stadt-Wasserkunst, Botanischer Garten
- Holstentor, Sternwarte, Millerntor, Wandsbeck
- Von Hamburg nach Kiel
- Reiseroute und Reisekosten
- Altona, Ottensen
- Blankenese, Neumühlen, Elbufer
- Universität, Mineralogisches Museum, Kunstmuseum
- Pinneberg, Rellingen, Tornesch, Ütersen, Elmshorn, Krückau, Horst, Kellinghusen, Neumünster
- Bordesholm, Eidertal, Dorfgaarden
- Kiel
- Universität, Mineralogisches Museum, Kunstmuseum, Kunsthalle
- Die Handelsstadt
- Hafen, Ellerbeck, Neumühlen, Schrevenborn, Möllemort, Laboe
- Glückstadt,Itzehoe, Marschland der Ditmarschen Bauern
- Von Hamburg nach Flensburg
- Schleswig, Schloss Gottorp
- Cappeln, Angeln, Borby
- Flensburg, Oeversee, Idstedt
- Sundewitt, Alnöer, Gravenstein
- Die Insel Alsen, Sonderburg
- Die friesischen Nordsee-Inseln
- Föhr und Sylt
- Die Seebäder Wyck auf Föhr und Westerland auf Sylt
- Husum, Watten, Halligen, Föhr
- Wyck, Boldixum, Vogelkojen, Föhr, Oland, Langness, Amrum, Dagebüll
- Westerland
- Friedrichstadt, Tönning, Ditmarschen
- Von Hamburg nach Lübeck
- Von Hamburg nach Helgoland
Hamburg, 803 durch Karl d. Gr. gegründet, seit 823 Erzbistum, schloss im 13. Jahrh. mit Lübeck ein Bündnis, das sich durch Beitritt anderer Städte zur mächtigen Hansa erweiterte. Vom 30jähr. Kriege ganz unberührt, litt es unter der franz. Okkupation (1810 in Frankreich einverleibt) sehr empfindlich. Seine vorzeitige Erhebung 1813 ward von Davoust aufs Härteste geahndet. Seitdem ist die Stadt in fortwährendem Zunehmen begriffen.
Ein furchtbarer Brand zerstörte vom 5. bis 8. Mai 1842 fast ein Vierteil der Stadt, einen Schaden von ca. 45 Mill. Thaler verursachend. Ein neues Hamburg ist aus der Asche erstanden, mit großartigen und zum Teil auch geschmackvollen Gebäuden, welche der Stadt nun den Ruhm einer schönen gebührend sichern. Der Gegensatz zwischen dem alten und neuen Hamburg tritt nirgends greller hervor, als in der Breiten Straße, in der Nähe der Jacobikirche (PI. 21): an der Südseite, die vom Brand verschont blieb, das kleine Gewerbe in bürgerlichen Wohnhäusern, wie sie das 17. u. 18. Jahrh. schuf, gegenüber hohe vierstöckige Neubauten.
Hamburgs geschichtliche Denkmäler, seine Sammlungen für Kunst und Wissenschaft sind, die Stadtbibliothek (S. 48) ausgenommen, für eine so alte und reiche Stadt wenig erheblich, obgleich es bis zu Anfang dieses Jahrhunderts einen nicht unbedeutenden Anteil an Deutschlands literarischem Ruhm hatte, besonders durch die erste lustige Opernbühne in Deutschland 1678, durch Lessing, der sich 1767 längere Zeit hier aufhielt, durch Klopstock, der 30 Jahre lang, von 1774—1803 hier in der Königstraße Nr. 27 wohnte (S. 50), durch Reimarus († 1768), Busch († 1800), Schröder (†1816), Claudius († 1815), s. S. 50 S u. A.
Ein furchtbarer Brand zerstörte vom 5. bis 8. Mai 1842 fast ein Vierteil der Stadt, einen Schaden von ca. 45 Mill. Thaler verursachend. Ein neues Hamburg ist aus der Asche erstanden, mit großartigen und zum Teil auch geschmackvollen Gebäuden, welche der Stadt nun den Ruhm einer schönen gebührend sichern. Der Gegensatz zwischen dem alten und neuen Hamburg tritt nirgends greller hervor, als in der Breiten Straße, in der Nähe der Jacobikirche (PI. 21): an der Südseite, die vom Brand verschont blieb, das kleine Gewerbe in bürgerlichen Wohnhäusern, wie sie das 17. u. 18. Jahrh. schuf, gegenüber hohe vierstöckige Neubauten.
Hamburgs geschichtliche Denkmäler, seine Sammlungen für Kunst und Wissenschaft sind, die Stadtbibliothek (S. 48) ausgenommen, für eine so alte und reiche Stadt wenig erheblich, obgleich es bis zu Anfang dieses Jahrhunderts einen nicht unbedeutenden Anteil an Deutschlands literarischem Ruhm hatte, besonders durch die erste lustige Opernbühne in Deutschland 1678, durch Lessing, der sich 1767 längere Zeit hier aufhielt, durch Klopstock, der 30 Jahre lang, von 1774—1803 hier in der Königstraße Nr. 27 wohnte (S. 50), durch Reimarus († 1768), Busch († 1800), Schröder (†1816), Claudius († 1815), s. S. 50 S u. A.