Helgoland, Gasthöfe

In Helgoland wird man auf der von Felsen und Düne gebildeten Rhede in großen Booten ans Land gesetzt und hat hier die Revue neugieriger Badegäste (die sog. „Lästerallee“) zu passieren, welche bei Ankunft des Boots am Landeplatz aufmarschiert stehen. Ausschiffen 12 S.; das Gepäck wird nach dem Conversationshaus gebracht, von wo jedes Stück nach dem Unterland für jeden Träger 2 S., nach dem Oberland 4 S.

Gasthöfe: *Stadt London, *Queen of England, beide gut, Belvedere im Oberland; *Mohr, Krüss (ersterer nur zum Wohnen), beide im Unterland, gut für Touristen. Table d'hôte in den beiden ersteren, sowie im Oberland im Conversationshaus um 3 U. für 2 M. (Abonnement 1 M. 14 S.), nach der Karte wird im „Deutschen Hof bei Jasper M. Bufe im Unterland und *Fremdenwillkomm (Köln, und Voss. Ztg.), dann in der reichlich, aber nicht mit Servietten, versehenen Restauration auf der Düne gespeist. Kaffehaus: der *Pavillon unten am Strand. Gutes Bier (bair.) bei Maier, Leuchtturmstr., u. bei Jansen, zunächst der Kirche im Oberland, und in der Erholung im Unterland an der Treppe. Für Badegäste sind die Wohnungen mit Aussicht auf die See am Falm im Oberland am teuersten (12 bis 15 M. wöchentlich); billiger im Unterland, am billigsten in den Seitengässchen des Oberlands (etwa 8 M.). Wer im Gasthof wohnen will, wird sich für Wohnung, Frühstück, Mittagstisch und Abendtee leicht zu etwa 30 Mark (12 Thaler) wöchentlich einigen. Preuss. Geld, Papier und Courant, nimmt man zum Hamburger Cours (S. 41) gern. Das Trinkwasser wird gewöhnlich aus Regenzisternen genommen; gutes Brunnenwasser ist in der Bierbrauerei zu haben (4 S. wöchentlich). Der Badeplatz ist auf der 10 Min. s.o. liegenden Sanddüne, wohin man für 6 S. hin und zurück übergesetzt wird* Bad 11 S. (Dtz. 8 M. 12 S.). Die Badezeit ist hier nicht von Ebbe und Flut (Unterschied 6 Fuß), wohl aber die Überfahrt zum Badeplatz und auch der Wellenschlag vom Winde abhängig (vergl. S. 81). Die Flut stürzt oft mit großer Gewalt durch den 20 Fuß tiefen Meeresarm, welcher die Düne von der Klippe trennt. Die Entfernung von Hamburg beträgt 23, Cuxhaven 9, Norderney 8, Wangeroog 6 Meilen. Schiffertaxe: Schaluppe 10 M.; großes Boot 7 M. 8 S.; Mittelboot (bis 8 Pers.) Segeln 5 M., Dorschfang 6 M.; kleines Boot (bis 4 Pers.) 2 M. 8 S. Um die Insel 1—2 Pers. 2 M., 3—4 Pers. 2 M. 8 S., 6 Pers. 8 M.


Helgoland, früher zu Schleswig gehörig, 1807 von den Engländern besetzt und seitdem unter ihrer Herrschaft, war zur Zeit der Kontinentalsperre (1812) ein Hauptsitz des Schmuggelhandels. Es ist eine von drei Seiten fast senkrecht aus dem Meer an 200 Fuß hoch aufsteigende Klippe von hartem roten Ton und Mergel, ein langes schmales Dreieck (an 5.000 Fuß lang, 2.000 Fuß br.); nur an der s.ö. Seite taucht aus dem Wasser ein kleines flaches Stück Sandland auf, das Unterland, mit Badhaus und Conversationshaus (Lesezimmer gratis, Hazardspiel), Apotheke, Speisehäusern u. a. Gebäuden. Am Ende der Straße („Bindfadenallee“) ein Badeplatz, das „rote Meer“ genannt, weil hier das Wasser durch abgespülte Erde stark rot gefärbt ist. Wenn wegen Sturm nicht zur Düne übergefahren werden kann, wird hier gebadet.

Vom Unterland führt eine bequeme Treppe von 190 hölzernen Stufen auf den Felsen, das sogenannte Oberland. Dieses bildet eine meist mit Kartoffeln bepflanzte, der Länge nach von der „Kartoffelallee“ durchschnittene Ebene; die Grasweide nährt nur noch Ziegen und an 500 Schafe. („Grün ist das Land, rot ist die Kant, weiß ist der Strand, das ist die Flagge von Helgoland.“) In 420 Häusern wohnen über 2.000 Einwohner (Nordfriesen), ein in Sitte und Tracht eigenartiges Volk friesischer Zunge. Hochdeutsch ist aber Kirchen- u. Schulsprache. Das Seebad u. Fischerei sind ihre Erwerbsquellen; das Lootsenwesen ist großenteils in andere Hände übergegangen. Sehenswert ist der mit Vermeidung alles brennbaren Materials aus Stein, Kupfer u. Eisen aufgeführte Leuchtturm (Trinkg. 2 S.). Sehr lohnend die *Fahrt (1 St.) um die ganze Insel. Man fährt dicht an den zerklüfteten Felsen, Höhlen, ausgewaschenen Felsentoren (welche in der Kegel einmal in der Saison mit bengal. Flammen, Raketen und Pechtonnen erleuchtet werden) hin: einzelne Felsstücke haben Namen, wie Nonne, Mönch, Pastor, Prädtstuhl u. a.

Das Meeresleuchten wird bei Helgoland häufiger und stärker beobachtet, als anderswo, meist bei Südwind, dunkelm Himmel und schwüler stiller Luft. Schlägt man ins Wasser, so scheint jedes Wasserstäubchen ein feuriger Funke. Es entsteht von zahllosen, dem bloßen Auge kaum sichtbaren Mollusken, die, wenn sie im Wasser sich bewegen oder geschüttelt werden, wie Johanniswürmchen leuchten.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Mittel- und Nord-Deutschland