Schwarzwälder Dorfgeschichten. Band 1

Autor: Auerbach, Berthold (1812–1882), Erscheinungsjahr: 1861

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Themenbereiche
Inhaltsverzeichnis
  1. Der Tolpatsch.
    1. Ich sehe dich vor mir, guter Tolpatsch, in deiner leibhaftigen Gestalt, ...
    2. Eines Abends bat der Jörgli das Marannele ...
    3. In der Kompanie unsers Aloys war auch ein verlorener Maler. ...
  2. Die Kriegspfeife.
    1. Das ist eine ganz absonderliche Geschichte, ...
  3. Des Schloßbauers Vefele.
    1. Wenige werden erraten, wie der obenstehende Name eigentlich im Kalender heißt, ...
    2. Man irrt sich gar gewaltig, wenn man glaubt, auf dem Lande da könne man ...
    3. Vefele zog nun zu seinem Bruder Melchior nach Ergenzingen; ...
  4. Befehlerles.
    1. 1. Am ersten Maimorgen prangte an des Wagner Michels Haus ein stattlicher Maibaum; ...
    2. 2. Mit dieser Geschichte hängt aber noch eine andre von allgemeiner Bedeutung zusammen. ...
  5. Die feindlichen Brüder.
    1. In der spärlich bewohnten kalten Gasse, „der Kniebis“ genannt, steht ein kleines Häuschen, ...
  6. Ivo, der Hajrle.
Ich sehe dich vor mir, guter Tolpatsch, in deiner leibhaftigen Gestalt, mit deinen kurzgeschorenen blonden Haaren, die nur im Nacken eine lange Schichte übrig hatten; du siehst mich an mit deinem breiten Gesichte, mit deinen großen blauen Glotzaugen und dem allweg halboffenen Munde. Damals, als du mir in der Hohlgasse, wo jetzt die neuen Häuser stehen, einen Lindenzweig abschnittst, um mir eine Pfeife daraus zu machen – damals dachten wir nicht daran, daß ich einst der Welt etwas von dir vorpfeifen würde, wenn wir so weit, weit auseinander sein werden. Ich erinnere mich noch wohl deiner ganzen Kleidung: freilich ist sie leicht zu behalten, denn Hemd, roter Hosenträger, und für alle Gefahren schwarzgefärbte leinene Hosen war ja alles. Am Sonntag, ja da war es anders, da hattest du deine Pudelkappe, dein blaues Wams mit den breiten Knöpfen, die scharlachrote Weste, die kurzen gelben Lederhosen, die weißen Strümpfe und die klapsenden Schuhe so gut wie ein andrer, ja sogar meist noch eine frisch gepflückte Blutnelke hinterm Ohr stecken. Aber es war dir nie recht wohl in dieser Pracht. Drum bleib’ ich bei dir in deinem Alltagskleide.

Jetzt aber, nimm mir’s nicht übel, lieber Tolpatsch, und mach dich wieder fort. Ich kann dir deine Geschichte nicht so ins Gesicht hinein erzählen; sei ruhig, ich werde dir nichts Böses nachsagen, wenn ich auch per „Er“ von dir spreche.