10. Neues Zusammentreffen. - Nachdem Ivo nur wenige Tage zu Hause geblieben war, machte er sich auf den Weg zu seinem Freunde, ...

10. Neues Zusammentreffen. - Nachdem Ivo nur wenige Tage zu Hause geblieben war, machte er sich auf den Weg zu seinem Freunde, dessen Wohnort am andern Ende Württembergs, nach Franken hin, lag. Als er nun zum erstenmal auf der jenseitigen Anhöhe stand, gedachte er jenes Abends vor der Primiz Gregors, da er geglaubt hatte, hier könne man in den Himmel hineinsteigen. Jetzt wußte er, daß es keine irdische Stelle gibt, von wannen sich der Eingang in den Himmel öffnet; ja, dieser selbst stand ihm nicht mehr vor dem Auge, und er fragte nach dem Wo – Er suchte das Himmelreich auf Erden und wußte es nicht zu fassen.

Mit stillen Betrachtungen durchwanderte er die Städte und Dörfer, mit fragendem Blicke betrachtete er das Treiben der Menschen; das Rätsel des Daseins verwirrte sich stets mehr vor seinen Augen. Der traubenreiche Herbst jubelte durch das Unterland, Lieder schallten, Pistolen knallten von den Geländen, aber Ivo fragte: „Sammelt ihr den Wein, der sich in Blut verwandelt?“


Es war am dritten Abend, Ivo wanderte der guten Stadt Schwäbisch Hall zu, die Sonne ging feierlich unter, es war wie an jenem Abende, da er mit Nazi im Veigelesthäle gewesen. Er stand still und gedachte mit Wehmut des armen Freundes, den er auf immer verloren; da sah er einen Schäfer, der, mit dem Rücken gegen die Straße gewendet, auf seinen Stab gelehnt, hineinschaute in die Abendgluten; er sang das Lied:

Da droben, da droben
An der himmlischen Thür,
Und da steht eine arme Seele,
Schaut traurig herfür.

Ivo durchzuckte es wie eine Ahnung, er sprang schnell feldein, er wollte den Schäfer fragen, wie weit er noch nach Hall habe; da bellte der Hund, der Schäfer rief, sich umwendend: „Still, Bleß!“ und mit dem Rufe: „Bist du’s?“ lag Ivo seinem Nazi am Halse.

Nun war des Fragens kein Ende. Die Nacht war hereingebrochen, und Ivo sagte:

„Ach Gott, ich muß jetzt schon fort; ich muß sehen, daß ich eine Herberge krieg’.“

„Warum?“ erwiderte Nazi, auf die rote Schäferhütte deutend, „gefällt dir der Gasthof zum roten Haus nicht? Bleib du nur bei mir, ich duck’ mich in ein’ Eck’, du sollst gut schlafen; oder ich mach’ mir nichts daraus und bleib’ ganz auf, heut nacht um zwei Uhr kommt ein Hauptstern.“

Ivo willigte gern ein, mit Nazi in der Hütte zu schlafen.

„Hast Hunger?“ fragte Nazi. „Da unterm Dach ist mein Keller.“ Er holte Brot und Milch herbei, machte ein kleines Feuer und wärmte für Ivo die Milch; dann hob er die hölzerne Gabel weg, auf der der Hinterteil der Hütte während des Tages aufgerichtet war, und sagte: „Sodele“ (Verkleinerungsform von „so“), da kennen wir gut schlafen, das Gesicht muß gegen Sonnenaufgang liegen.“

Wie das so oft geschieht, daß, wenn man so viel zu sagen hat, man gerade das Unbedeutendste zuerst vorbringt, so fragte auch Ivo: „Was bedeuten denn die wunderlichen Figuren von Messingnägeln auf dem Riemen da?“

„Das sind die drei Haupthimmelszeichen, die schützen das Vieh gegen böse Geister; weiter kann ich dir nichts sagen.“

Wieder wie in den Tagen seiner Kindheit saß Ivo neben Nazi auf dem Feldraine und verzehrte ein einfaches Mahl; aber es war Nacht, sie waren in fremder Gegend, und vieles hatten sie seitdem erlebt.

„Was macht denn die Emmerenz?“ fragte Nazi.

„Die ist jetzt Magd bei uns.“

„Wenn du nicht Pfarrer würdest, bigott (Bei Gott), die hättest du heiraten müssen.“

„Das hätt’ ich auch,“ sagte Ivo mit fester Stimme; die Nacht verdeckte die Röte, die in seinem Antlitze aufstieg.

Nun fragte Ivo nach den Lebensschicksalen Nazis, und dieser begann:

„Du bist jetzt in dem Alter, daß ich dir alles erzählen kann, wer weiß, ob wir uns je wieder sehen, und du sollst alles von mir wissen, du bist mein Herzbruder. Ich bin nicht aus deiner Gegend gebürtig, ich bin von der andern Seite vom Schwarzwald, gegen den Rhein zu. Wenn man von Freiburg aus durchs Himmelreich und das Höllenthal geht und die Höllsteig oben ist, da sieht man rechts ein Thal, wo die Treisam fließt und viel viel Hammerwerke, Sägmühlen und Mahlmühlen sind, und wenn man auf der andern Seite den Berg ‘naufgeht, man heißt’s das Windeck, da sieht man ein groß ›Buurehus‹, das ist des Beßtebuuren, und das war mein Vater. Du kannst dir denken, was das für ein Gut ist: es hält seine sechzig, auch siebzig Stückle Vieh, und man braucht kein Hämpfele (Hampfel = handvoll) Heu kaufen. Dort ist es nicht wie da hier ‘rum und bei euch, da wohnt ein jeder Buur für sich, mitten auf seinem Grund und Boden. Das Haus ist ganz von Holz, nur die Grundmauern sind von Stein, die Fenster sind alle hart nebeneinander gegen die Morgenseite hin, ums ganze Haus herum geht eine Altane, und das Dach geht weit vor und ist von Stroh, das vor Alter grau geworden ist, da ist’s wärmer wie im schönsten Schloß. Ach Gott, wenn du einmal kannst, mußt du einmal hingehen, wo dein Nazi aufgewachsen ist; thu’s mir zulieb. Unsere Aecker, die gehen weit auf den Feldberg ‘nauf und ‘nab bis zur Treisam, und zweihundert Morgen Waldung, man kann ganz leicht für zehntausend Gulden Holz schlagen. Es ist ein’ Pracht. Wo man hinguckt, ist alles eigen und alles in gutem Stand.

Wir waren drei Kinder, wie das gewöhnlich ist, ich war der Aelteste, und nach mir noch ein Bruder und eine Schwester, und das muß ich dir noch sagen, daß beim Absterben vom Vater, oder wenn er sein Sach abgibt, der Hof nicht geteilt wird; der älteste Sohn kriegt alles, und der Vater macht den Anschlag, was er seinen Geschwistern an Geld ‘rausbezahlen muß. Wenn aber eins von den Kindern klagt, nachher teilt die Regierung den Hof. Das ist aber nur ein paarmal vorkommen und ist nie gut ausgangen. Nun hat vierhundert Schritt von uns, auf einem ganz kleinen Schnipfele Feld, eine Witfrau ihr einzecht stehend Häusle gehabt, und darin hat sie gelebt mit ihrer einzechten Tochter. Sie waren im dritten Glied Nachkommen von einem jüngeren Kind und waren blutarm, aber lieb und gut wie die Engel, so sind sie mir wenigstens vorkommen. Die Mutter, weißt du, das war eine von den langen Weibern, die immer so freundlich thun können; das Lisle, nein, in dem war keine falsche Ader, das muß ich noch heut sagen. Die Mutter und Tochter haben sich davon ernährt, daß sie Strohhüt’ genäht haben, denn drüben überm Berg, im Glotterthal und weiter hinein, da tragen die Weibsleut’ runde, hellgelbe Strohhüt’, grad so wie in der Stadt die Herren, und die Mannen tragen schwarze Strohhüt’. Ein Hut vom Windecker Lisle hat immer drei Groschen (Man zählt im obern Schwarzwald noch nach Groschen) mehr gegolten; und wenn eine noch so Wüste (Wüst, hässlich) einen Hut von ihm aufgehabt hat, war sie schön. Das Lisle hat Händ’ gehabt so zart und so weiß wie eine Heilige; es hätt’ aber doch auch recht im Feld schaffen können. Wenn es so am Fenster gesessen ist und hat genäht, bin ich oft draußen hingestanden und hab’ ihm zuguckt; wenn es sich einmal in den Finger gestochen hat, ist mir’s durch Mark und Bein gangen. Mein Vater hat’s bald gemerkt, wie’s mit mir und dem Lisle steht, und er hat’s nicht leiden wollen, aber ich hätt’ eher vom Leben gelassen, als von ihm; und da hat mich mein Vater vom Hof weg auf die Sägmühle gethan, die gehört eigentlich nicht zu unserm Erblehen, die hat mein Vater nur so angekauft, und da hab’ ich die ganze Woch’ keinen Menschen gesehen, als das Kind, das mir das Essen gebracht, und die Leut’, die die Stämme her- und die Bretter fortgeführt haben. Nachts bin ich aber als auf und davon, um nume (Nume, so viel als nur, im obern Schwarzwald, gegen den Rheinabhang hin gebräuchlich.) noch ein Wörtle mit dem Lisle zu reden. Da ist plötzlich mein Vater gestorben und hat das Gut meinem Bruder vermacht, und für mich zehntausend Gulden und auch so viel für meine Schwester; das ist ein Bettel, das ist das Holz von einem Jahr. Meine Schwester hat sich nach der Neustadt an einen Uhrmacher verheiratet; ich war ganz rabiat und hab’ gesagt, ich geh’ nicht aus dem Haus, ich lass’ es auf einen Prozeß ankommen. Da geh’ ich einmal abends ‘nüber zum Lisle, und wie ich zum Fenster ‘neinguck’, wer meinst, daß darin sitzt und das Lisle küßt und herzt? Mein Bruder, und die alt’ Hex’ steht dabei und lacht, daß ihr Gesicht doppelt so lang gewesen ist. Ich ‘nein ins Haus, das Messer ziehen, meinem Bruder in den Leib stechen – das war all eins.“

Hier seufzte Nazi tief, schwieg eine geraume Zeit, dann fuhr er fort: „Mein Bruder ist auf dem Boden gelegen und hat sich nicht geregt, das Lisle ist seiner Mutter um den Hals gefallen und hat geschrieen: ›Mutter, an dem Tod seid Ihr schuld. Geh fort, Nazi, ich kann dich nicht mehr sehen.‹

Ich bin davon, wie wenn mich der Teufel am Bändel hätt’ und hinten nachschleifen thät, und einmal übers andre bin ich wieder stehen blieben und hab’ mich an einen Baum aufhängen wollen. Da trifft mich der Schmiedjörg, und ich geh’ mit ihm und versteck’ mich bei ihm bis den andern Tag. Tausendmal hab’ ich gebetet, daß Gott mein Leben von mir nehmen und mir die schwere Schuld des Brudermords nicht aufladen soll. Ich hab’ die Hand aufs Herz gelegt und hab’ heilig geschworen, von da an ein bußfertiges Leben zu führen, und unser Herrgott hat mich erhört. Am andern Morgen, ganz früh, kommt der Schmiedjörg zu mir in die Scheuer, wo ich im Heu gelegen hab’, und hat gesagt: ›Dein Bruder lebt, und er kann davon kommen.‹

Da bin ich fort über Berg und Thal, hab’ meinem Bruder alles gelassen und hab’ mich zum Buchmaier als Schäfer verdingt; ich hab’ nimmer unter Menschen sein mögen, ich war froh, so allein auf dem Feld. Mein Hellauf, der war mein einziger Freund; du erinnerst dich wohl, ich hab’ dir ja oft von ihm erzählt – ich bin schändlich drum gekommen.“

Hier hielt Nazi wiederum ein, sein neuer Hund schmiegte sich an ihn und sah traurig zu ihm auf, gleich als gräme es ihn, den alten Verlust nicht ersetzen zu können.

„Wie ich so allein auf dem Feld gewesen bin,“ fuhr Nazi fort, „hab’ ich mir viel Kräuter gemerkt, hab’ sie gesammelt und Tränke daraus gemacht. Einmal im Winter kriegt ein Nebenknecht von mir das Fieber, daß es ihn schier zum Bett herausgeworfen hat; ich helf’ ihm schnell, und von der Zeit an sind alle Leut’ aus der Umgegend zu mir kommen, wenn einem etwas gefehlt hat, und ich hab’ ihnen so ein Tränkle geben müssen. Weißt du noch, wie du einmal so krank vom Feld heimkommen bist? da hab’ ich dir auch geholfen, das war seitdem das erste Mal, daß ich jemand was gegeben. Damals hat das der Doktor erfahren und hat mich bei Amt angezeigt. Es ist mir bei hoher Straf’ das Quacksalbern verboten worden. Ich hab’ nun keinem Bitten und keinem Betteln mehr nachgegeben.

Da ist ein’ Geschicht’ passiert, du kannst dich nicht erinnern, du warst noch zu klein: der Dick’, draußen in den Hinterhäusern, hat zwei Söhn’ gehabt, der eine war ein Mensch wie ein Graf, er war bei der Gard’ in Stuttgart und war auf Urlaub; sein bester Freund war sein kleiner Bruder, so ein halbgewachsener, wilder Bub, der hat Jochem geheißen. Der Gardist ist zu dem schönen Walpurgle, zu der Näherin, gegangen, du kennst sie wohl, die mit dem feinen Gesicht, die allfort so in Pantöffele ‘rumlauft; die hat aber auch noch einen andern Liebhaber gehabt von Betra. Des Dicken Buben, die beiden Brüder, die haben dem einmal aufgepaßt, um ihn tüchtig durchzukarbatschen, der Betramer wehrt sich aber tapfer; da zieht der kleine Jochem das Messer und sticht nach ihm und sticht seinem Bruder gerad in den Leib.

Ich lieg’ in meinem Schäferhäuschen und hör’ auf einmal schreien und rufen und heulen, ich steh’ auf, und da sind viel Männer und auch der Jochem, und sie erzählen mir alles und bitten mich, ich soll dem Erstochenen ‘was geben; da ist mir selbe Nacht von daheim in den Sinn kommen, das Walpurgle und das Lisle sind auch einander gleich gewesen, kurzum, ich hab’ meine Schaf’ dem Schackerle übergeben und bin mit. Wie der Gardist fast ganz tot dagelegen ist und ich hab’ ihn angesehen, hat mir’s als einen Herzschütterer nach dem andern geben. Ich hab’ geweint wie ein Kind, und die Leut’ haben mein Mitleid gelobt; sie haben nicht gewußt, wie mir’s ist, und ich hab’s ihnen nicht sagen können. Ich hab’ dem Gardist ein Tränkle eingegossen, daß er den Brand nicht kriegen soll, und da sind hernach die Doktor gekommen, und er ist doch gestorben. Kurz und gut, sie haben mich ins Gefängnis gesperrt und ein Jahr ins Zuchthaus. Der Jochem ist auch ins Zuchthaus gekommen; der war schlecht, er hat lang alles geleugnet und die Schuld auf den Betramer geschoben, bis sich’s bewiesen hat, daß er’s gethan hat. Bruderherz!“ sagte Nazi, die Hand Ivos fassend, „was ich im Zuchthaus ausgestanden hab’, das ist nicht zu vermelden; in der Höll’ kann man bei keinem schlechteren Gesindel sein, ich hab’ aber alles gern ertragen und hab’s als Sündenschuld für mein vergangen Leben angesehen.

Einmal hab’ ich auch dem Pfarrer gebeichtet und hab’ ihm alles erzählt. Er hat gesagt: ich hätt’ neues Unrecht gethan, ich hätt’ mein Vermögen der Kirch’ vermachen müssen; seitdem ließ’ ich mich eher verreißen, eh’ ich an einen Beichtstuhl geh’! Wie ich ‘nauskommen bin, war mein erstes, daß ich den Hellauf wieder aufgesucht hab’, der Dick’ hat ihn zu sich genommen; aber sie haben gesagt, der Hund sei, wie ich fort gewesen bin, toll geworden, und da haben sie ihn auf den Kopf geschlagen. Des Dicken hätten mich gern bei sich behalten. aber ihr Haus war ganz verruiniert: die Mutter ist ein Jahr lang nicht ans Tageslicht gegangen, nur nachts nimmt sie ein Laternle und geht auf das Grab von ihrem Hannesle und betet dort. Du wirst dich noch wohl erinnern, sie geht ihr Lebtag schwarz gekleidet. Wie ich nun so das Dorf hinausgeh’, allein und nicht einmal mein Hund mehr bei mir, da verkommt [Fußnote] Begegnet. mir dein’ Mutter; sie hat wohl gewußt, daß ich nicht schlecht bin, wenn ich auch ein Sträfling war, und da bin ich halt zu deinem Vater in den Dienst kommen. Ich hab’ nimmer mögen Schäfer sein, ich hab’ wieder unter Menschen leben müssen. Wie mir’s nachher gegangen ist, weißt du. Ich hab’ jetzt wieder einen guten Dienst da auf dem Deurershof; aber es ist mir doch als, als müßt’ ich zu meinem Bruder und wär’ mein’ Demut erst die recht’, wenn ich bei ihm dien’.“

Nazi hielt inne und drückte sich mit der Hand die Augen zu; da sagte Ivo: „Du hättest eigentlich sollen in ein Kloster gehen und Mönch werden, das paßt für dich.“

„Pfaff?“ sagte Nazi mit ungewöhnlich scharfem Tone, „da ließ’ ich mir lieber die Händ’ abhacken; vom Frommsein leben, das ist nichts nutz. Nimm mir’s nicht übel, verzeih mein einfältig Geschwätz, ich bin ein dummer Kerl; du wirst Pfarrer, und du thust recht daran, du hast ein rein Gemüt, aber komm,“ sagte er dann, nach den Sternen aufschauend, „es ist schon bald elf Uhr, wir wollen schlafen.“

Mit tief bewegter Seele schlüpfte Ivo mit Nazi in den Karren.

„Sag mir einmal, du bist doch g’studiert,“ begann Nazi, „wie kommt’s, daß die Lieb’ das meiste Unglück über die Menschen bringt? wär’s nicht besser, sie wär’ gar nicht da?“

Ivo war verlegen, er hatte darüber noch nicht nachgedacht; mit schläfriger Stimme antwortete er indes: „Das kommt vom Sündenfall, von der Erbsünde . . . ich will aber darüber nachdenken. Gute Nacht.“

Die müde Seele und der ermattete Körper Ivos wurden von den weichen Armen des Schlafes empfangen. Als er andern Morgens erwachte, war ihm alles wie ein Traum, er fand den Nazi nicht mehr an seiner Seite, und als er den Kopf zum Häuschen herausstreckte, stand der Schäfer schon pfeifend bei seinen Tieren.

Nach einem einfachen Morgenimbiß trennten sich die beiden Freunde, und noch als Ivo fort war, rief ihm Nazi abermals nach: „Wenn du einmal nach Freiburg gehst, komm zum Beßtebuur, da bin ich.“ – –

Mit Klemens verlebte Ivo fröhliche Tage, nur einmal schüttelte er den Kopf über seinen Jugendgenossen; er erzählte ihm nämlich sein Zusammentreffen mit Nazi und dessen Geschichte, da sagte Klemens: „Donner und Doria! das ist ein prächtiges Abenteuer, du bist ein Glückskind, ich beneide dich fast darum; die Geschichte von dem Knecht ist ganz schön schauerlich, nur fehlt noch ein Geist oder ein Gespenst darin.“

Ivo verstand den Klemens nicht, er begriff es nicht, wie man die herben Schicksale des Menschen als Phantasiegebilde eines müßigen Weltgeistes betrachten könne.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Schwarzwälder Dorfgeschichten. Band 1