Namen und Lage der Stadt Wineta auch Jumin, Julin, Jomsburg.

(Aus Jordan’s slawischen Jahrbüchern auf wiederholtes Verlangen besonders abgedruckt.)
Autor: Schafarik, Paul Joseph (1795-1861), Erscheinungsjahr: 1846
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In der Geschichte der Pommerschen Slawen zeigen sich Tier verschiedene Städtenamen, über deren Verhältnis zu einander unter den späteren Geschichtsforschern eine große Meinungsverschiedenheit herrschte, und über die auch bis zur Stunde noch der Streit unentschieden, und die Wahrheit nicht über allen Zweifel sicher gestellt ist. Diese Namen sind Wineta, Jumin oder Jomsburg, Julin und Wolin, welche nach der verschiedenen Darlegung entweder alle acht und wahr, bald der eine, Wineta, ersonnen und durch spätere Umschreiber fälschlich in die allen Handschriften hineingebracht, und wiederum bald alle auf eine und dieselbe Stadt, das heutige Wolin, oder auf zwei, Wolin und Jomsburg, oder endlich auf drei, Wolin, Jomsburg und Wineta, zu beziehen sein sollen. Nicht weniger verschieden sind die Meinungen über die Lage von Wineta und Jomsburg bei denen, welche sie von Wolin oder Julin unterscheiden. Erwägen wir die reinen und nackten Zeugnisse der ältesten Berichterstatter über die Pommerschen Slawen, von der Mitte des 1l. bis zum Ende des 14. Jahrhunderts, das ist von Adam von Bremen (1072 — 1076) bis zu dem Meklenburger (Mecklenburger) Analisten Kirchberg (1578), so scheint das Rätsel nicht über alle Begriffe dunkel noch über die Möglichkeit einer genügenden Lösung verwickelt; allein geben wir dazu freilich noch die Erforschungen, Erklärungen und Düfteleien der späteren Schriftsteller von Krantz (gest. 1517) bis auf die Gegenwart, namentlich auf Lewezow, Barthold und Giesebrecht, da erwachen wir allerdings in einem Labyrinth sich widersprechender Meinungen und Ansichten, wo uns der Ariadnefaden der Wahrheit und Überzeugung allmählich verschwindet, und der Verstand in dem Dunkel des Zweifels und der Ungewissheit zu wanken beginnt.

Um uns also davor zu retten und doch endlich einmal eine Gewissheit hierüber zu erlangen, wollen wir unser Augenmerk ausschliesslich auf diese alten Zeugnisse wenden und versuchen, was wir selbst mit gesunder Vernunft und nüchterner Urteilskraft aus ihnen herausbringen können.*)

*) Die Literatur über Wineta findet man bei F. W. Barthold, Geschichte von Rügen und Pommern. Hamburg 1639. I. S. 301. Anmerkung 3, und eine breite Abhandlung darüber S. 296 bis 307 und 396 bis 420. Dazu: L. Giesebrechts wendische Geschichten. Berlin 1843. I. S. 27, 205 bis 250, H. 80, 127, 156, 209, 214, 271, III. 222, 366 a. a. 0.)