2. Adam von Bremen (1072 — 1076).

In Meissen geboren, Kanonicus und Rector der Schule in Bremen (von 1067 an, gestorben nach 1076), spricht Adam in seiner zwischen 1072 und 1076 geschriebenen Kirchengeschichte des Nordens an einigen Stellen von der Hauptstadt der Slawen an der Mündung der Oder, und nennt sie nach dem gedruckten Text drei Mal Julin, und eben so viel Mal Jumne, und zwar mit folgenden Worten:

„In cujus (Oddorae fluminis) ostio, qua scythicas aliuit paludes, nobilissima civitas Julinum (var. Jumne) celcberrimam barbaris et Graecis, qui in circuitu, praestat stationem. De cujus praeconio urbis, quia magna quaedam et vix credibilia recitantur, volupe arbitror pauca inserere digna relatu. Est sane maxima oninium, quas Europa claudit, civitatum, quam incolunt Slavi cum aliis gentibus Graecis ac barbaris. Nam et advenae Saxones pareni cohabitandi legem acceperunt, si tamen christianitatis titulum ibi morantes non publicaverint. Omnes enim adhuc paganicis ritibus aber rant; ceterum moribus et hospitalitate nulla gens honestior aut benignioi poterit inveniri. Urbs illa mercibus omnium septentrionalium nationum locuples, nihil non habet jucundi aut rari. Ibi est olla Vulcani, quod incolae graecum vocant ignem, de quo etiam meminit Solinus. Ibi cernitur Neptunus triplicis naturae, tribus enim fretis alluitur illa iusula, quoruni unum viridissimae ajunt esse speciei, alterum subalbidae, tertium vero motu furibundo perpetuis saevit tempestatibus. ... “ Und unmittelbar darauf: „Oddora vergens in boream per medios Winulorum transit populos, donec perveniat ad Juminem, ubi Pomeranos dividit a Wilzis.“ An einer andern Stelle spricht er von der Besiegung des dänischen Königs Harald durch dessen Sohn, und seiner Flucht zu den Slawen im Jahre 984: „Ipse (Haraldus) autem vulneratus ex acie fugiens ascensa navielapsus est ad civitatem Slavorum, quae Julinum (var. Jumno) dicitur. A quibos contra spem, quia pagani erant, receptus, post aliquot dies ex eodem vulnere deficiens, in confessione Christi decessit.”) Endlich in seiner Beschreibung der nördlichen Länder: „Noster metropolitanus statuit Bircam illis gentibus (Getis, Dacis, Sarmatis, Neuris, Alanis, Gelonibus, Anthropophagis, Troglodytis!) metropolini, quae in medio Sueoniae posita contra civitatem Slarorum opposita respicit Juminem.“ (De situ Daniae c, 228. Ed. Fabric. g. 59). Zu diesem überaus wichtigen Zeugnisse bemerken wir:


1. Adam nennt ein und dieselbe Stadt dreimal Julinum mit der Var. Jumne, und dreimal Jumne mit unbedeutenden Wortabweichungen Juminem, Jumno. Über die Richtigkeit oder Unrichtigkeit dieser Leseweisen können wir nicht urteilen, da wir genügende Kenntnis der Handschrift nicht besitzen. Möglich dass schon Adam beide Namen gebrauchte, möglich auch, dass erst die Abschreiber den einen zu dem andern hinzusetzten, was sehr leicht geschehen konnte, da beide Namen von derselben Stadt wirklich im Gebrauche waren. In den ältern und bessern Handschriften (der Wiener, der ehemaligen Seveli’schen u. a.) soll immer Jumin, Jumne stehen, niemals Julin.

2. Der Verfasser schöpfte seine Kenntnis über die Stadt und ihre Lage teils von Kaufleuten und christlichen Missionairen, da er ihre Entfernung von andern Handelsstädten zu Wasser und zu Land angibt, und die religiösen Verschiedenheiten und die löblichen Sitten wiederholt erwähnt, teils aus Volkssagen, da er dunkle und unverständliche Dinge von einer „Olla Vulcani“ beimischt, über die die Gegenwart sich vergeblich im Streite abmüht.

3. Dass er überall nur ein und dieselbe, keineswegs aber zwei verschiedene Städte vor Augen hat, liegt offen dar; und zwar war dies die damalige allgemein bekannte Hauptstadt der Pommerschen Slawen auf einer der Inseln in der Mündung der Oder, und dient ihm dieselbe zugleich als Mittelpunkt der geographischen Beschreibung dieses Landes, dessen Lage hinsichtlich anderer näherer und entfernterer Städte er mit großem Fleiß zu bestimmen sich bemüht. 4. An einer Stelle spricht Adam von lange verflossenen Zeiten, indem er im Einverständnis mit dem späteren Saxo Gramaticus den Tod König Harald’s in Julin erwähnt, der in das Jahr 985 fällt; an den übrigen Stellen spricht er von Julin, als von einer zu seiner Zeit, also zwischen 1067 und 1076 blühenden und weit berühmten Stadt.