Mecklenburgische Volksüberlieferungen - 2. Band - Die Tiere im Munde des Volkes. Erster Teil.
Im Auftrage des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde gesammelt und herausgegeben von Richard Wossidlo
Autor: Wossidlo, Richard (1859-1939) Gymnasiallehrer, gilt als Nestor der mecklenburgischen Volkskunde, Erscheinungsjahr: 1899
Exemplar in der Bibliothek ansehen/leihen
Exemplar in der Bibliothek ansehen/leihen
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Volkskunde, Heimat, Heimatkunde, Volksüberlieferungen, Sagen und Märchen, Rätsel und Sinnsprüche, heimische Sagenwelt, Tierleben, Tiernamen, Volksmund, Volkstümliches, Sprichwörter, Redensarten, Reime und Gedichte, Mundart, Plattdeutsch, Landessprache,Tiere der Heimat, Kröte, Fuchs, Maulwurf, Hase, Schlange, Heuschrecke, Libelle, Rotauge, Maus, Sau, Schwein, Bulle, Laubfrosch
[Anmerkung der Redaktion: Bei der Übertragung des Textes der Originalausgabe: WISMAR, Hinstorff'sche Hofbuchhandlung Verlagsconto, 1899, in die Lexikus online Bibliothek, wurde die Original-Schreibweise beibehalten. Das betrifft auch die Groß- und Kleinschreibung. 2016]
******************************
******************************
Inhaltsverzeichnis
- Zweites Orts- und Mitarbeiter-Verzeichnis.
- Tiergespräche, Tiersprüche und Deutungen von Tierstimmen.
- Tiergespräche
- Goden abend, fru abendblank 001.
- Goden abend, fru abendblank 002. bis 010.
- Goden abend, fru abendblank 011. bis 019.
- Goden abend, fru abendblank 020. bis 023.
- Goden abend, fru abendblank 024. bis 027.
- Goden abend, fru abendblank 028. bis 029.
- Goden abend, fru abendblank 030.
- Goden abend, fru abendblank 031. bis 037.
- Goden abend, fru abendblank 038. bis 048.
- Goden abend, fru abendblank 049. bis 057.
- Goden abend, fru abendblank 058. bis 059.
- Goden abend, fru abendblank 060. bis 063.
- Goden abend, fru abendblank 064. bis 065.
- Goden abend, fru abendblank 066. bis 081.
- Goden abend, fru abendblank 082. bis 088.
- Goden abend, fru abendblank 089. bis 098.
- Igel und Sau 099.
- Bolle und Eber 100.a. bis 100.c.
- Fuchs (Wolf) und Storch 101.a bis 101.c.
- Storch und Sperling 102.a. bis 102.c.
- Storch (Schwalbe) und Sperling (Zaunkönig) 103.a. bis 103.g.
- Scholle und Hering 104.
- Was die Tiere sagen
- Sprichwörter, in welchen Tiere redend eingeführt werden
- Fuchs (Voss) 128. bis 182.d.
- Wolf (Wulf) 183. bis 189.
- Ochse (Oss) 194. bis 200.
- Bock (Buck) und Esel 201. bis 208.
- Igel (Swinägel) 209. bis 212.b.
- Katze (Katt) und Maus (Muus) 213. bis 224.
- Ente (Aant, Arpel) und Gans (Goos) 225. bis 228.
- Hahn und Huhn (Hohn) 229. bis 238.
- Storch (Adeboor) 239. bis 242.
- Sperling (Sparling) 243. bis 251.
- Papagei, Schwalbe (Swoelk), Krähe (Kreih) Eule (Uhl) Kibitz (Kiwitt) 252. bis 261.b.
Die Sammlung mecklenburgischer Volksüberlieferungen hat seit dem Erscheinen des ersten Bandes sehr erfreuliche Fortschritte gemacht. Die Hoffnung freilich, dass das Rätselbuch selbst in weitere Kreise dringen und dem Unternehmen eine größere Zahl neuer Freunde zufuhren werde, erfüllte sich nicht. Die Anlage des Buches bereitete wohl Manchem eine Enttäuschung; man hatte leichtere Unterhaltung erwartet. So schien denn erneute Werbearbeit um so dringender geboten, als auch die Mehrzahl der alten Helfer lässig zu werden begann. Die Sammlung als abgeschlossen anzusehen, konnte mir nach den Erfahrungen, die ich selbst bei fortgesetzter Sammeltätigkeit hier in Waren und in der Umgegend machte, nicht ernstlich in den Sinn kommen. Der Aufgabe, die gehobenen Schätze zu ordnen, werden sich auch Andere nach mir willig unterziehen; für das Sammeln gilt es Tag und Stunde zu nutzen.
Schon die im Sommer 1897 vorgenommene Versendung eines von mir entworfenen Fragebogens über die heimische Sagenwelt*) weckte neues Leben. Aber erst der bis ins Kleinste durchgeführte Fragebogen über das Tierleben im Munde des Volkes, den ich im Frühjahr 1898 in 2000 Exemplaren ins Land sandte, hatte einen vollen Erfolg Einzelne neue, hervorragend tüchtige Mitarbeiter widmeten sich mit hingebender Lust dem liebgewonnenen Werke. Das Erscheinen von E. H. Meyers schönem Buche „Deutsche Volkskunde" kam äußerst gelegen, solchen Genossen den Blick zu erweitern, ihre Sammelarbeit zu vertiefen und fruchtbringender zu gestalten. Der Stoff zum Tierleben schwoll immer mehr an; und Sagen und Reime und Redensarten allerlei Art fielen ernstlichem Bemühen zu leichter Beute.
*) Dieser Fragebogen steht auf Anfordern Jedermann gern zu Diensten.
Durch diese unerwarteten Erfolge ermutigt, ließ ich im Sommer d. J. mehrere Hundert Werbebriefe und Karten (mit Rückantwort) mit Anfragen über ganz bestimmte einzelne Punkte (seltene Tiernamen, Anrufe an Tiere u. ä.) an Landlehrer ergehen. Enttäuschungen blieben nicht erspart. Viele würdigten die Anfrage überall keiner Antwort; Andere erklärten, dass in ihrem Wohnorte derlei nicht aufzutreiben sei. Aber auch erfreuliche Ergebnisse blieben nicht aus. Wo ich dann in den Antworten irgend verständnisvolles Entgegenkommen zu finden glaubte, suchte ich durch Zueignung des Rätselbuches oder meiner Erstlingsschrift*) die erwachte Teilnahme zu beleben. Auch ein Vortrag im Mirower Seminar, der Besuch der Lehrerversammlung in Stargard und wiederholte Reisen taten ihre Wirkung. Das Lübtheener Seminar und mehrere höhere Schulen des Landes stellten tüchtige Helfer.
So strömte es denn wieder von allen Seiten herbei. Allein in dem Einen Jahre 1898 liefen 607 Beiträge ein; auch in bisher wenig berührten Gegenden war's endlich gelungen, festeren Boden zu gewinnen. Die mecklenburgische Lehrerschaft vor allem hat sich durch emsige Mitarbeit ein bleibendes Verdienst erworben und ein Beispiel gegeben, das in anderen deutschen Ländern zur Nacheiferung anspornen wird.**)
Freilich, als ich dann im Spätherbst d. J. an die Bearbeitung des Tierlebens ging, erschlaffte die Teilnahme bald. Es zeigt sich eben immer mehr, dass ein Einzelner, der seine beste Kraft dem Berufe zu widmen hat, unfähig ist, neben der Leitung der Sammelarbeit zugleich die Verarbeitung des Stoffes und die Vergleichung der Fachliteratur zu beschaffen. So werde ich die aufreibende Werbearbeit nach jedem Bande von Neuem beginnen müssen. Nur immer wieder erneute Versendung von Fragebogen, unausgesetzte Anregung durch vertrauten Briefwechsel, eingehende Mitteilungen über den Wert und die Bedeutung einzelner Stücke, nur das volle Einsetzen der Persönlichkeit vermag einen größeren Kreis williger Helfer bei der Arbeit festzuhalten.
*) Volkstümliches aus Mecklenburg. Erstes Heft. Beiträge zum Tier- und Pflanzenbuch. Rostock 1885.
**) In einem neuen Berichte, der demnächst in den Zeitungen des Landes erscheinen wird, werden die Verdienste der Mitarbeiter im Einzelnen hervorgehoben werden.
Der zweite Band des Sammelwerkes sollte nach dem ursprünglichen Plane umfassen: Das Tier- und Naturleben im Munde des Volkes. Dass das Naturleben gesondert zu behandeln sei, zeigte sich bald. Nun hat auch vom Tierleben nur etwa der dritte Teil in diesem Bande Platz finden können. Allein an Tiernamen und Sprichwörtern und Redensarten, in denen Tiere vorkommen, liegen aus Mecklenburg nahezu 24.000 Nummern vor. Die Redaktions-Kommission fasste den Beschluss, herauszugreifen, was den größten Reiz zu bieten und zugleich ein geschlossenes Ganze darzustellen schien: Tiergespräche, Tiersprüche und Deutungen von Tierstimmen, Anrufe an Tiere, und sonstige Tierreime und Lieder. Die zahlreichen eigentlichen Tiersagen und die weitschichtige Masse des Aberglaubens über Tiere mussten zurückgestellt werden; Sagen und Märchen freilich, die entweder auf Deutungen von Tierstimmen hinauslaufen, oder ein durchgeführtes Gespräch von Tieren enthalten, durften hier nicht fehlen.
Die Fülle des Stoffes wird auch Kundige überraschen. Wie die Anmerkungen zeigen, bringt der Band mehrfach das Fünf- und Zehnfache von dem, was bisher aus dem ganzen übrigen Deutschland ans Licht gebracht worden ist.*) Und doch hat auch hier wieder der wirkliche Besitz unseres Volkes nicht im Entferntesten als erschöpft zu gelten. Gerade dieser Stoff liegt nicht an der Oberfläche; reiche Nachträge stehen sicher zu erwarten. Die üblichen Vorstellungen von dem heutigen Stande volkstümlicher Überlieferung bedürfen eben einer völligen Umgestaltung; das Klagen über den Verlust des alten Erbgutes muss endlich aufhören.
*) Der Band enthält — unter Einrechnung der mit a. b. c. . . oder 1. 2. 3; . . . bezeichneten selbständigen Fassungen 2.622 Nummern, die Zahl der Varianten beträgt 1.831; das macht zusammen 4.453 Überlieferungen.
Bei der Sichtung des Stoffes glaube ich mit der nötigen Strenge verfahren zu sein. Immer wieder habe ich durch Rückfragen bei den Mitarbeitern über die Quellen Klarheit zu gewinnen gesucht. Was verdächtig erschien, ist gestrichen oder in die Anmerkungen verwiesen worden.*) Derbe und geschlechtliche Dinge berührende Stücke bringt auch dieser Band, wenn auch in erheblich geringerer Zahl. Die Aufnahme solcher Stücke in den ersten Band ist von der Fachkritik ausnahmslos gebilligt worden. Jede Änderung musste als Fälschung verwerflich erscheinen; und jedes Abweichen von dem Grundsatze, ein ungeschminktes Bild volksmäßigen Empfindens zu geben, würde zu Halbheiten führen und dem Sammelwerke den Charakter eines urkundlichen Quellenwerkes rauben.
*) Auch die Nummern 1874 ff. hätten besser in den Anmerkungen Platz gefunden.
Die Anordnung des Stoffes ließ namentlich innerhalb der ersten Gruppe der Willkür ziemlich erheblichen Spielraum. Die Ordnung der verschiedenen Fassungen und Varianten bot zum Teil arge Schwierigkeiten. Irgend ein Muster für die Verarbeitung von mehr als zweihundert Fassungen eines einzelnen Volksreimes lag nicht vor. Koppmanns Rat half vielfach einen gangbaren Weg finden. In der Bearbeitung des Verwunderungsliedes hätte ich vielleicht noch größere Knappheit erstreben sollen.
Bei den Deutungen der Tierstimmen habe ich auf eine möglichst genaue Wiedergabe der Laute grundsätzlich verzichtet. Klangfarbe, Tonfall und Rhythmus lassen sich ja doch nicht wiedergeben; willige Leser werden das Fehlende zu ergänzen wissen. Die in vielen Reimen auftretende eigenartige Mischung mundartlicher und schriftsprachlicher Wortformen habe ich sorgsam bewahrt. Von der im ersten Bande durchgeführten Schreibung der mundartlichen Wörter abzugehen, lag keine Veranlassung vor. Die Erfüllung des von der Kritik mehrfach geäußerten Wunsches, in den Anmerkungen oder im Register Worterklärungen in weiterem Umfange gegeben zu sehen, war schon durch Raummangel verboten; auch wäre ja ein Ende gar nicht abzusehen.
In den Anmerkungen habe ich das, was in den trefflichen Arbeiten Karl Schillers „Zum Tier- und Kräuterbuche des mecklenburgischen Volkes" zu finden ist, meist nur in kurzen Hinweisungen berührt. Im Übrigen glaubte ich, in der Erkenntnis, dass nur eine umfassende Vergleichung der Überlieferungen anderer Völker den Reichtum der lieben Heimat in das rechte Licht rücken könne, und in der Hoffnung, eine brauchbare Grundlage für künftige Forschung zu liefern, die Fachliteratur in weiterem Umfange heranziehen zu sollen, als dies im ersten Bande geschehen ist. Die Stellung an der Spitze der verwandten großen Sammelwerke, die der Zufall unserem mecklenburgischen Unternehmen nun einmal zugewiesen hat,*) legt eben besondere Pflichten auf. Die Register suchte ich durch Zusammenstellung größerer Gruppen nutzbringender zu gestalten. Der Redaktions-Kommission bin ich für die meinen Wünschen entgegenkommende Entscheidung über die Gestaltung des Bandes und für wertvolle Fingerzeige im Einzelnen zu lebhaftem Danke verpflichtet. Herr Heidmüller in Wismar hat mich auch bei diesem Bande in steter Hilfsbereitschaft mit sachkundigem Rate unterstützt. Auch ist es mir eine liebe Pflicht, Herrn Schriftsetzer Tiedt in Wismar für seine treue Arbeit auch an dieser Stelle herzlich zu danken.
Meinen Mitarbeitern ist der vorliegende Band gewidmet. Das Entgegenkommen des Vereinsausschusses und der Verlagshandlung werden es mir ermöglichen, ihn allen denen in die Hände zu legen, die sich ernstlich um das Werk bemühten. Dass gerade dieser Band an solcher Stelle eine freundliche Aufnahme finden werde, glaube ich zuversichtlich erwarten zu dürfen. Was sich hier darbietet, geschöpft aus jener ahnungsvollen, mitempfindenden, von goldigem Humor belebten Beobachtung des Tierlebens, die Jacob Grimm so unübertrefflich an unserem Altertum zu rühmen weiß, wie sollte es nicht das Herz eines Jeden erfreuen, der überall einmal redlich versuchte, volksmäßige Art verstehen zu lernen. Möchten alle jene lieben Genossen mir helfen, dem Volke wiederzugeben, was aus ihm genommen ist; ich weiß aus eigenster Erfahrung, wie dankbar es ist, wenn man ihm einmal einen vollen Trunk aus den Quellen heimatlicher Erde bietet. Möchten vor allem auch die Lehrer in Stadt und Land es nicht verschmähen, hie und da den Kindern an einem der sinnigen Märchen zu zeigen, wie eng sich die Vorzeit mit der Tierwelt verbunden wusste; leuchtende Augen werden 's ihnen lohnen. Und wenn meine Mitarbeiter in der Freude an dem Bande zugleich eine Anregung finden wollten, sich dem vaterländischen Werke mit neuem Eifer hinzugeben, so würde mir das eine gar freundliche Ermunterung sein, der Sache, der mein ganzes Herz gehört, in treuer Arbeit zu dienen. Unermessliche Schätze harren noch der glücklichen Hand; was ich tun kann, den Weg zu ihnen finden zu helfen, das soll geschehen.
*) Es sei mir gestattet, hier — gegenüber Darlegungen an anderer Stelle — darauf hinzuweisen, dass der Plan zu unserem Sammelwerke ohne jede Anregung von außen her entstanden ist, dass in Sonderheit die Gründung des Berliner Vereins für Volkskunde erst erfolgt ist, als unser Unternehmen bereits in der Ausführung begriffen war.
Der dritte und vielleicht auch der vierte Band werden einen Teil der Volks- und Kinderreime bringen. Dann sollen mehrere Bände Sagen und Gebräuche folgen, die eine erstaunliche Fülle echtester Volkspoesie enthüllen werden. Und im Hintergrunde steht neben vielem anderem das mecklenburgische Idiotikon, das das erste umfassende Wörterbuch einer niederdeutschen Mundart zu werden bestimmt ist. Freilich, das alles wird nur möglich sein, wenn Regierungen und Landtag weitere Mittel zur Verfügung stellen. Dass das geschehen werde, ist meine gewisse Hoffnung. Erhebliche Aufwendungen sind nun einmal unbedingt notwendig, um das große Sammelwerk der Vollendung zuzuführen; nur mit eigenen Opfern habe ich es bis hierher fördern können. Den wissenschaftlichen Wert des Werkes wird ja wohl nach der Aufnahme, die der erste Band in den Kreisen der Fachgelehrten gefunden hat, Niemand mehr bestreiten wollen. Aber ich vertraue, dass auch jene Erkenntnis von der der Volkskunde innewohnenden nationalen Bedeutung, die der jungen Wissenschaft in deutschen Landen von Gau zu Gau immer zahlreichere Freunde gewinnt, auch in den leitenden Kreisen der engeren Heimat immer mehr sich Bahn brechen wird. Beurteiler des Rätselbuches haben hervorgehoben, dass nur ein im Kern durch und durch gesunder Volksstamm eine solche Fülle echten Volkstums bewahren konnte. Wir haben Ursache, uns eines solchen Urteils zu freuen und dürfen hoffen, dass das Unternehmen, wenn ihm ein glücklicher Fortgang beschieden sein sollte, die Aufgabe voll erfüllen werde, die ihm bei seinem Entstehen zugewiesen ward: alt-mecklenburger Art weithin zu neuen Ehren zu bringen.
Waren im Oktober 1899.
Richard Wossidlo.
Oberlehrer.
Inhaltsübersicht.
Vorwort
Zweites Orts- und Mitarbeiterverzeichnis
Tiergespräche, Tiersprüche und Deutungen von Tierstimmen
Tiergespräche
Was die Tiere sagen
Apologische Sprichwörter
Bezeichnungen der Tierlaute
Deutungen von Tierstimmen in Märchenform
Deutungen von Tierstimmen in Form von Gesprächen verschiedener Tiere
Deutungen der Stimmen einzelner Tiere
Anrufe an Tiere
Sonstige Tier-Reime und Lieder
Das Verwunderungslied
Klipper klapper adeboor
Die Vogelhochzeit
Achter den aben, dor danzen de raben
Ball der Tiere
De wind dee weiht, de hahn dee kreiht
De kukuk up den tune satt
Der kukuk ist ein braver mann
Auf einem baum ein kukuk sass
Kukuk in'n haben, kann schriben, kann läsen
De kukuk un de nachtigaal
De kukuk un de sparling (u. a.)
De kukuk un de pimpelmeis’
De kukuk un de kiwitt (u. a.)
Kiwitt, wo blief ik?
Der sperling hat ein schnäbelein
De katt dee seet in 'n nettelbusch
Misemaukätting, wo wisst du hen?
Katze und Katzmann
Des Häsleins Klage
Der wunde Hirsch
Floh und Laus
Zweites Verzeichnis der für die Anmerkungen benutzten volkskundlichen Literatur
Anmerkungen
Verzeichnis der Tiere
Scherz-, Ehren- und Scheltnamen der Tiere
Register
Melodien zu Nr. 1572 und 1764
Schon die im Sommer 1897 vorgenommene Versendung eines von mir entworfenen Fragebogens über die heimische Sagenwelt*) weckte neues Leben. Aber erst der bis ins Kleinste durchgeführte Fragebogen über das Tierleben im Munde des Volkes, den ich im Frühjahr 1898 in 2000 Exemplaren ins Land sandte, hatte einen vollen Erfolg Einzelne neue, hervorragend tüchtige Mitarbeiter widmeten sich mit hingebender Lust dem liebgewonnenen Werke. Das Erscheinen von E. H. Meyers schönem Buche „Deutsche Volkskunde" kam äußerst gelegen, solchen Genossen den Blick zu erweitern, ihre Sammelarbeit zu vertiefen und fruchtbringender zu gestalten. Der Stoff zum Tierleben schwoll immer mehr an; und Sagen und Reime und Redensarten allerlei Art fielen ernstlichem Bemühen zu leichter Beute.
*) Dieser Fragebogen steht auf Anfordern Jedermann gern zu Diensten.
Durch diese unerwarteten Erfolge ermutigt, ließ ich im Sommer d. J. mehrere Hundert Werbebriefe und Karten (mit Rückantwort) mit Anfragen über ganz bestimmte einzelne Punkte (seltene Tiernamen, Anrufe an Tiere u. ä.) an Landlehrer ergehen. Enttäuschungen blieben nicht erspart. Viele würdigten die Anfrage überall keiner Antwort; Andere erklärten, dass in ihrem Wohnorte derlei nicht aufzutreiben sei. Aber auch erfreuliche Ergebnisse blieben nicht aus. Wo ich dann in den Antworten irgend verständnisvolles Entgegenkommen zu finden glaubte, suchte ich durch Zueignung des Rätselbuches oder meiner Erstlingsschrift*) die erwachte Teilnahme zu beleben. Auch ein Vortrag im Mirower Seminar, der Besuch der Lehrerversammlung in Stargard und wiederholte Reisen taten ihre Wirkung. Das Lübtheener Seminar und mehrere höhere Schulen des Landes stellten tüchtige Helfer.
So strömte es denn wieder von allen Seiten herbei. Allein in dem Einen Jahre 1898 liefen 607 Beiträge ein; auch in bisher wenig berührten Gegenden war's endlich gelungen, festeren Boden zu gewinnen. Die mecklenburgische Lehrerschaft vor allem hat sich durch emsige Mitarbeit ein bleibendes Verdienst erworben und ein Beispiel gegeben, das in anderen deutschen Ländern zur Nacheiferung anspornen wird.**)
Freilich, als ich dann im Spätherbst d. J. an die Bearbeitung des Tierlebens ging, erschlaffte die Teilnahme bald. Es zeigt sich eben immer mehr, dass ein Einzelner, der seine beste Kraft dem Berufe zu widmen hat, unfähig ist, neben der Leitung der Sammelarbeit zugleich die Verarbeitung des Stoffes und die Vergleichung der Fachliteratur zu beschaffen. So werde ich die aufreibende Werbearbeit nach jedem Bande von Neuem beginnen müssen. Nur immer wieder erneute Versendung von Fragebogen, unausgesetzte Anregung durch vertrauten Briefwechsel, eingehende Mitteilungen über den Wert und die Bedeutung einzelner Stücke, nur das volle Einsetzen der Persönlichkeit vermag einen größeren Kreis williger Helfer bei der Arbeit festzuhalten.
*) Volkstümliches aus Mecklenburg. Erstes Heft. Beiträge zum Tier- und Pflanzenbuch. Rostock 1885.
**) In einem neuen Berichte, der demnächst in den Zeitungen des Landes erscheinen wird, werden die Verdienste der Mitarbeiter im Einzelnen hervorgehoben werden.
Der zweite Band des Sammelwerkes sollte nach dem ursprünglichen Plane umfassen: Das Tier- und Naturleben im Munde des Volkes. Dass das Naturleben gesondert zu behandeln sei, zeigte sich bald. Nun hat auch vom Tierleben nur etwa der dritte Teil in diesem Bande Platz finden können. Allein an Tiernamen und Sprichwörtern und Redensarten, in denen Tiere vorkommen, liegen aus Mecklenburg nahezu 24.000 Nummern vor. Die Redaktions-Kommission fasste den Beschluss, herauszugreifen, was den größten Reiz zu bieten und zugleich ein geschlossenes Ganze darzustellen schien: Tiergespräche, Tiersprüche und Deutungen von Tierstimmen, Anrufe an Tiere, und sonstige Tierreime und Lieder. Die zahlreichen eigentlichen Tiersagen und die weitschichtige Masse des Aberglaubens über Tiere mussten zurückgestellt werden; Sagen und Märchen freilich, die entweder auf Deutungen von Tierstimmen hinauslaufen, oder ein durchgeführtes Gespräch von Tieren enthalten, durften hier nicht fehlen.
Die Fülle des Stoffes wird auch Kundige überraschen. Wie die Anmerkungen zeigen, bringt der Band mehrfach das Fünf- und Zehnfache von dem, was bisher aus dem ganzen übrigen Deutschland ans Licht gebracht worden ist.*) Und doch hat auch hier wieder der wirkliche Besitz unseres Volkes nicht im Entferntesten als erschöpft zu gelten. Gerade dieser Stoff liegt nicht an der Oberfläche; reiche Nachträge stehen sicher zu erwarten. Die üblichen Vorstellungen von dem heutigen Stande volkstümlicher Überlieferung bedürfen eben einer völligen Umgestaltung; das Klagen über den Verlust des alten Erbgutes muss endlich aufhören.
*) Der Band enthält — unter Einrechnung der mit a. b. c. . . oder 1. 2. 3; . . . bezeichneten selbständigen Fassungen 2.622 Nummern, die Zahl der Varianten beträgt 1.831; das macht zusammen 4.453 Überlieferungen.
Bei der Sichtung des Stoffes glaube ich mit der nötigen Strenge verfahren zu sein. Immer wieder habe ich durch Rückfragen bei den Mitarbeitern über die Quellen Klarheit zu gewinnen gesucht. Was verdächtig erschien, ist gestrichen oder in die Anmerkungen verwiesen worden.*) Derbe und geschlechtliche Dinge berührende Stücke bringt auch dieser Band, wenn auch in erheblich geringerer Zahl. Die Aufnahme solcher Stücke in den ersten Band ist von der Fachkritik ausnahmslos gebilligt worden. Jede Änderung musste als Fälschung verwerflich erscheinen; und jedes Abweichen von dem Grundsatze, ein ungeschminktes Bild volksmäßigen Empfindens zu geben, würde zu Halbheiten führen und dem Sammelwerke den Charakter eines urkundlichen Quellenwerkes rauben.
*) Auch die Nummern 1874 ff. hätten besser in den Anmerkungen Platz gefunden.
Die Anordnung des Stoffes ließ namentlich innerhalb der ersten Gruppe der Willkür ziemlich erheblichen Spielraum. Die Ordnung der verschiedenen Fassungen und Varianten bot zum Teil arge Schwierigkeiten. Irgend ein Muster für die Verarbeitung von mehr als zweihundert Fassungen eines einzelnen Volksreimes lag nicht vor. Koppmanns Rat half vielfach einen gangbaren Weg finden. In der Bearbeitung des Verwunderungsliedes hätte ich vielleicht noch größere Knappheit erstreben sollen.
Bei den Deutungen der Tierstimmen habe ich auf eine möglichst genaue Wiedergabe der Laute grundsätzlich verzichtet. Klangfarbe, Tonfall und Rhythmus lassen sich ja doch nicht wiedergeben; willige Leser werden das Fehlende zu ergänzen wissen. Die in vielen Reimen auftretende eigenartige Mischung mundartlicher und schriftsprachlicher Wortformen habe ich sorgsam bewahrt. Von der im ersten Bande durchgeführten Schreibung der mundartlichen Wörter abzugehen, lag keine Veranlassung vor. Die Erfüllung des von der Kritik mehrfach geäußerten Wunsches, in den Anmerkungen oder im Register Worterklärungen in weiterem Umfange gegeben zu sehen, war schon durch Raummangel verboten; auch wäre ja ein Ende gar nicht abzusehen.
In den Anmerkungen habe ich das, was in den trefflichen Arbeiten Karl Schillers „Zum Tier- und Kräuterbuche des mecklenburgischen Volkes" zu finden ist, meist nur in kurzen Hinweisungen berührt. Im Übrigen glaubte ich, in der Erkenntnis, dass nur eine umfassende Vergleichung der Überlieferungen anderer Völker den Reichtum der lieben Heimat in das rechte Licht rücken könne, und in der Hoffnung, eine brauchbare Grundlage für künftige Forschung zu liefern, die Fachliteratur in weiterem Umfange heranziehen zu sollen, als dies im ersten Bande geschehen ist. Die Stellung an der Spitze der verwandten großen Sammelwerke, die der Zufall unserem mecklenburgischen Unternehmen nun einmal zugewiesen hat,*) legt eben besondere Pflichten auf. Die Register suchte ich durch Zusammenstellung größerer Gruppen nutzbringender zu gestalten. Der Redaktions-Kommission bin ich für die meinen Wünschen entgegenkommende Entscheidung über die Gestaltung des Bandes und für wertvolle Fingerzeige im Einzelnen zu lebhaftem Danke verpflichtet. Herr Heidmüller in Wismar hat mich auch bei diesem Bande in steter Hilfsbereitschaft mit sachkundigem Rate unterstützt. Auch ist es mir eine liebe Pflicht, Herrn Schriftsetzer Tiedt in Wismar für seine treue Arbeit auch an dieser Stelle herzlich zu danken.
Meinen Mitarbeitern ist der vorliegende Band gewidmet. Das Entgegenkommen des Vereinsausschusses und der Verlagshandlung werden es mir ermöglichen, ihn allen denen in die Hände zu legen, die sich ernstlich um das Werk bemühten. Dass gerade dieser Band an solcher Stelle eine freundliche Aufnahme finden werde, glaube ich zuversichtlich erwarten zu dürfen. Was sich hier darbietet, geschöpft aus jener ahnungsvollen, mitempfindenden, von goldigem Humor belebten Beobachtung des Tierlebens, die Jacob Grimm so unübertrefflich an unserem Altertum zu rühmen weiß, wie sollte es nicht das Herz eines Jeden erfreuen, der überall einmal redlich versuchte, volksmäßige Art verstehen zu lernen. Möchten alle jene lieben Genossen mir helfen, dem Volke wiederzugeben, was aus ihm genommen ist; ich weiß aus eigenster Erfahrung, wie dankbar es ist, wenn man ihm einmal einen vollen Trunk aus den Quellen heimatlicher Erde bietet. Möchten vor allem auch die Lehrer in Stadt und Land es nicht verschmähen, hie und da den Kindern an einem der sinnigen Märchen zu zeigen, wie eng sich die Vorzeit mit der Tierwelt verbunden wusste; leuchtende Augen werden 's ihnen lohnen. Und wenn meine Mitarbeiter in der Freude an dem Bande zugleich eine Anregung finden wollten, sich dem vaterländischen Werke mit neuem Eifer hinzugeben, so würde mir das eine gar freundliche Ermunterung sein, der Sache, der mein ganzes Herz gehört, in treuer Arbeit zu dienen. Unermessliche Schätze harren noch der glücklichen Hand; was ich tun kann, den Weg zu ihnen finden zu helfen, das soll geschehen.
*) Es sei mir gestattet, hier — gegenüber Darlegungen an anderer Stelle — darauf hinzuweisen, dass der Plan zu unserem Sammelwerke ohne jede Anregung von außen her entstanden ist, dass in Sonderheit die Gründung des Berliner Vereins für Volkskunde erst erfolgt ist, als unser Unternehmen bereits in der Ausführung begriffen war.
Der dritte und vielleicht auch der vierte Band werden einen Teil der Volks- und Kinderreime bringen. Dann sollen mehrere Bände Sagen und Gebräuche folgen, die eine erstaunliche Fülle echtester Volkspoesie enthüllen werden. Und im Hintergrunde steht neben vielem anderem das mecklenburgische Idiotikon, das das erste umfassende Wörterbuch einer niederdeutschen Mundart zu werden bestimmt ist. Freilich, das alles wird nur möglich sein, wenn Regierungen und Landtag weitere Mittel zur Verfügung stellen. Dass das geschehen werde, ist meine gewisse Hoffnung. Erhebliche Aufwendungen sind nun einmal unbedingt notwendig, um das große Sammelwerk der Vollendung zuzuführen; nur mit eigenen Opfern habe ich es bis hierher fördern können. Den wissenschaftlichen Wert des Werkes wird ja wohl nach der Aufnahme, die der erste Band in den Kreisen der Fachgelehrten gefunden hat, Niemand mehr bestreiten wollen. Aber ich vertraue, dass auch jene Erkenntnis von der der Volkskunde innewohnenden nationalen Bedeutung, die der jungen Wissenschaft in deutschen Landen von Gau zu Gau immer zahlreichere Freunde gewinnt, auch in den leitenden Kreisen der engeren Heimat immer mehr sich Bahn brechen wird. Beurteiler des Rätselbuches haben hervorgehoben, dass nur ein im Kern durch und durch gesunder Volksstamm eine solche Fülle echten Volkstums bewahren konnte. Wir haben Ursache, uns eines solchen Urteils zu freuen und dürfen hoffen, dass das Unternehmen, wenn ihm ein glücklicher Fortgang beschieden sein sollte, die Aufgabe voll erfüllen werde, die ihm bei seinem Entstehen zugewiesen ward: alt-mecklenburger Art weithin zu neuen Ehren zu bringen.
Waren im Oktober 1899.
Richard Wossidlo.
Oberlehrer.
Inhaltsübersicht.
Vorwort
Zweites Orts- und Mitarbeiterverzeichnis
Tiergespräche, Tiersprüche und Deutungen von Tierstimmen
Tiergespräche
Was die Tiere sagen
Apologische Sprichwörter
Bezeichnungen der Tierlaute
Deutungen von Tierstimmen in Märchenform
Deutungen von Tierstimmen in Form von Gesprächen verschiedener Tiere
Deutungen der Stimmen einzelner Tiere
Anrufe an Tiere
Sonstige Tier-Reime und Lieder
Das Verwunderungslied
Klipper klapper adeboor
Die Vogelhochzeit
Achter den aben, dor danzen de raben
Ball der Tiere
De wind dee weiht, de hahn dee kreiht
De kukuk up den tune satt
Der kukuk ist ein braver mann
Auf einem baum ein kukuk sass
Kukuk in'n haben, kann schriben, kann läsen
De kukuk un de nachtigaal
De kukuk un de sparling (u. a.)
De kukuk un de pimpelmeis’
De kukuk un de kiwitt (u. a.)
Kiwitt, wo blief ik?
Der sperling hat ein schnäbelein
De katt dee seet in 'n nettelbusch
Misemaukätting, wo wisst du hen?
Katze und Katzmann
Des Häsleins Klage
Der wunde Hirsch
Floh und Laus
Zweites Verzeichnis der für die Anmerkungen benutzten volkskundlichen Literatur
Anmerkungen
Verzeichnis der Tiere
Scherz-, Ehren- und Scheltnamen der Tiere
Register
Melodien zu Nr. 1572 und 1764
Wossidlo, Richard (1859-1939) Gymnasiallehrer, gilt als Nestor der mecklenburgischen Volkskunde
Hauskatze
Hausmäuse
Kuh
Schaf
Ziegenbock
Der Fuchs - Waidmanns Heil!
Der Wolf - Mutterglück
Tauben 001 Römer
Tauben 083 Tümmler - Langschnäblige. Elstern
Schwarzdrossel, Turdus merula L.
Feldlerche, Alauda arvensis L.
Feldsperling, Pater montanus (L.)
Gemeiner Star, Sturnus vulgaris L.
Rauchschwalbe, Hirundo rustica L.
Hausschwalbe, Chelidonaria urbica (L.)
Jungbäuerin
Hahn und Hennen
Mittagstisch auf dem Bauernhof
Mittagspause bei der Feldarbeit
Kinderfest
Kindergarten
Jungbauer mit Welpen
Landjugend, Kinder mit Hund
Landjugend, beim Eiertrinken
Schafe, Lämmer
Bauernjunge
Jungbauer
Viehmarkt