Darstellung der Landwirtschaft in den Großherzogtümern Mecklenburg. Band 1
Nach eigener Anschauung und Praxis, den besten ältern und neuern Quellen und Hilfsmitteln entworfen von Alexander von Lengerke
Autor: Lengerke, Alexander von (1802-1853) einer der kreativsten und vielseitigsten deutschen Agrarschriftsteller, Redakteur, Erscheinungsjahr: 1831
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg, Landwirtschaft, Land und Leute, Sitten und Gebräuche, Alexander von Lengerke, Brückner
Lengerke, Alexander von (1802-1853) einer der kreativsten und vielseitigsten deutschen Agrarschriftsteller, Redakteur, Erbherr auf Wiesch im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin, Ehren- und ordentliches Mitglied und Distrikts-Sekretär des Mecklenburgischen patriotischen Vereins, korrespondierendem Mitgliede der Kaiserl. Königl. Landwirtschaftsgesellschaft in Wien, der Schleswig-Holsteinischen patriotischen Gesellschaft, der Cellischen Landwirtschaftsgesellschaft, der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur und des Hessischen landwirtschaftlichen Vereins, Ehrenmitgliede der Königl. Sächsischen ökonomischen Gesellschaft, ordentlichem Mitgliede der ökonomischen Gesellschaft für das Großherzogtum Baden und der philomatischen Gesellschaft in Rostock.
Inhaltsverzeichnis
- Geographische und örtliche Verhältnisse Mecklenburgs
- Lage
- Grenzen
- Größe
- Klima
- Form der Oberfläche und Schichtung des Bodens
- Beschaffenheit der dem Landbau gewidmeten Fläche
- Seen und Flüsse
- Wiesen
- Wald
- Wege
- Produkte, Kunstfleiß und Handel
- Hauptprodukte
- Zerealien, Futterhandelsgewächse, Obst
- Erzeugnisse der Viehzucht, Bienenzucht und Fischerei
- Mineralische Produkte, Brandweinbrennereien und Essigbrauereien
- Mangel an Kunstfleiß
- Erzeugnisse des technischen Erwerbsfleißes
- Handelsplätze
- Hauptausfuhren
- Gegenstände der Einfuhr. Handelsbilanz
- Maß, Gewicht und Münze
- Getreidemaß
- Maß für flüssige Dinge
- Flächenmaß
- Gewicht
- Münzen
- Einwohner, Kulturzustand und Charakter der ackerbauenden Klasse
- Bevölkerung
- Volkscharakter
- Die Gutsherren
- Die Pächter
- Die Holländer und Schäfer
- Die Bauern
- Die Kleinen Ackersleute
- Das Gesinde
- Historische Bemerkungen über die Landwirtschaft, ihren Zustand in allen Zeiten, die Hauptperioden ihrer Verbesserung
- Ältester Zustand des Ackerbaues und Kunstfleißes in Mecklenburg
- Zerstörender Einfluss des dreißigjährigen Krieges auf den aufblühenden Ackerbau; Hindernisse des wieder aufkeimenden Wohlstandes
- Unveränderte Lage des Ackerbaues im ersten Viertel des achtzehnten Jahrhunderts
- Vermutungen über eine ältere Existenz der Koppel- und Mergelwirtschaft
- Aufdämmende Morgenröte über Mecklenburgs Fluren
- Von den Lühes Wirtschaftsreformen
- Segensvoller Einfluss der neuen Wirtschaftsmethoden
- Die Einführung der Koppelwirtschaft ... Nachteile
- Viehsterben von 1745 - 1750
- Unterzeichnung des Landes- Grund- Gesetzlichen Erbvergleichs. Siebenjähriger Krieg
- Abermalige Viehseuche von 1764 - 1768
- Wesentliche, auf den Ruin des Landwirts einwirkende Umstände
- Große Schneemasse im Jahre 1770. Verunglückte Ernte im Jahre 1774. Wiederkehr des Viehsterbens 1775. Heilung und Ausrottung derselben durch die Impfung
- Aufnahme der Mecklenb. Ackerkultur seit dem Jahre 1776. Glückliche Konjunkturen für den Landbau
- Schwankende Begriffe über die vorteilhafteste Einteilung der Felder. Vermehrter Weizenbau und Folgen desselben. Wachsende Intelligenz des Landwirts
- Den Spekulationsgeist fördernde Verhältnisse. Mecklenburgs goldene Zeit
- Glückliche Beendigung des 13. Jahrhunderts, nach vorhergegangener Stiftung der Landwirtschaftsgesellschaft
- Urbarmachung ungebauter Ländereien. Anfang der Mergelung und der damit verbundenen Meliorationen
- langsames Fortschreiten in der Kenntnis neuer Methoden
- Misswachs- und Kriegsjahre von 1806 - 1815
- Niederdrückende Verhältnisse. Stiftung des ritterschaftlichen Kreditvereins 1818
- Trockne doch im Ganzen gesegnete Jahre von 1816 - 1821
- Abminderung des Notstandes
- Aufhebung der Untertänigkeit
- Stiftungsfeier der Mecklenburgischen Landwirtschaftsgesellschaft. Fortdauernder Einfluss der niedrigen Getreidepreise aus das Gewerbe
- Blick in die Zukunft
- Beurteilung des Grundeigentums, Beschaffenheit der Besitzungen, Beschaffenheit der Besitzungen, Vorzüge, Lasten und Abgaben
- Allgemeines Raisonnement über die unvorteilhafte Verteilung des Grundeigentums in Mecklenburg
- Landverteilung in Mecklenburg-Schwerin
- Landverteilung in Mecklenburg-Strelitz
- Begriff des Feldmaßes „Hufe“
- Unterschied zwischen Lehn und Allodium
- Die wichtigsten Realvorzüge der Rittergüter
- Abgaben
- Beschaffenheit der Bauernhöfe im Dominio
- Die Bauern der Rittergüter
- Die Büdnereien
- Wirtschaftshöfe und Gebäude
- Lage der Höfe
- Lage der Gebäude
- Wohngebäude. Ein Mecklenburger Pächterhaus. Holländerwohnungen
- Bauernwohnungen
- Deputatisten-Tagelöhnerwohnungen. Katen
- Die Hundt’sche Bauart
- Lehmschindeldächer. Das alte Mecklenburger Lehmschindeldach. Unverbrennliche Strohdächer
- Viehställe
- Rindviehställe
- Schafställe
- Pferdeställe
- Schweinehäuser
- Die Scheuern. Beschreibung eines runden Wirtschaftsgebäudes
- Ackergeräte
- Der Haken
- Der Pflug
- Die Eggen
- Die Walze
- Die Sämaschine
- Geräte zu Steinarbeiten
- Wagen und Karren
- Kleine Geräte
- Die Viehzucht
Vorwort
Im Herbst 1827 forderte mich Herr Regierungs-Registrator Boccius in Schwerin auf, für eine von ihm im Vereine mit dem Herrn Hofmedicus Brückner zu Ludwigslust zu redigierende „Übersicht der naturhistorischen, statistischen und topographischen Verhältnisse Mecklenburgs“ die beiden Gegenstände: „Ackerbau und Viehzucht,“ zu bearbeiten.— Zu obigem Werke hatte die Cotta'sche Buchhandlung zu Stuttgart den Impuls gegeben, welche die Absicht hegt, nach einem aufgegebenen Plane ein allgemeines geographisch-statistisches Wörterbuch herauszugeben, das die Artikel mit einer Gründlichkeit und Genauigkeit abhandeln soll, wie bisher noch von keinem Werke der Art geschehen ist. So gewagt, umfänglich und zeitraubend es erwähnten beiden Herren auch schien, die Mecklenburg betreffenden Beiträge zu liefern; so sind sie doch durch den Gedanken, ihr teures Vaterland auf die Weise in allen seinen Beziehungen an das Licht der größeren Welt zu bringen, und es seiner unverdienten Dunkelheit zu entziehen, bewogen worden, die Aufforderung anzunehmen. Se. Königl. Hoheit der Großherzog, das Ministerium und die Regierung billigen nicht allein ihr Vorhaben, sondern haben den Herrn Regierungs-Registrator Boccius auch zu Mitteilungen über die öffentlichen Verhältnisse Mecklenburgs ermächtigt, welche bisher stets der Publizität entzogen waren. Haben sie bisher zwar den Cotta'schen Plan im Wesentlichen auch für Mecklenburg grundleglich gemacht, so ist derselbe doch in vielen Stücken von ihnen verändert worden, weil vorauszusehen war, dass das Cotta'sche Unternehmen entweder gar nicht zu Stande kommen, oder sich doch noch viele Jahre verziehen werde, und unter solchen Umstanden es geratener schien und sie auch beschlossen haben, ihr Werk, das zwei bis drei Bände umfassen wird, abgesondert herauszugeben.
Die von mir gewünschten Beiträge zu demselben versprach ich um so bereitwilliger zu liefern, als ich bereits seit längerer Zeit, und zwar auf Veranlassung meines ewig unvergesslichen Lehrers und Freundes, des verstorbenen Geheimen Hofrats und Professors Karsten in Rostock, mit dem Plane umgegangen war, eine vollständige landwirtschaftliche Topographie Mecklenburgs zu entwerfen, auch bereits manche treffliche, Materialien zu einem solchen, gewiss ein vielseitiges Interesse, ansprechenden Werke eingesammelt hatte. Ich berechnete indessen nicht dm Reichtum eines Stoffes, welcher auch bei der größten logischen Kürze seiner Natur nach eine gewisse Vollständigkeit der Bearbeitung erfordert, die mit dem mir vorgeschriebenen Umfange von höchstens sechs, gewöhnlichen Druckbogen unverträglich war. Dazu kam, dass ich mich schon der allgemeinen Verständlichkeit halber, als auch wegen der richtigen Beurteilung mancher einzelnen Fälle genötigt glaubte, Punkte zu berühren und auf Dinge zurückzuweisen, welche im Grunde in die mir vorgezeichnete Disposition meiner Arbeit nicht hinein gehörten. Die Folge hiervon war daher die allmähliche Entstehung eines Werkes, das in Gestalt und Umfang den Absichten der Herren Boccius und Brückner eben so wenig zu entsprechen schien, als es dem Plane meines ursprünglichen Entwurfes über die Mecklenburgische Wirtschaftsweise sich näherte. — In dieser Verlegenheit, da ich mich, trotz einer gewiss nicht mühelosen praktischen Beschäftigung mit dem Plane obiger Herren, dennoch außer Stand gesetzt sah, meinem ihnen gegebenen Versprechen nachzukommen, schlug ich dem Herrn R. R. Boccius vor, mir zu gestatten, auf meine einmal lieb gewonnene Weise fortzuarbeiten und das Produzierte gleich ihrer separaten Ausgabe der Mecklenburgischen Statistik für sich abgesondert herauszugeben. Dagegen erbot ich mich, einen gedrängten Auszug für ihr Werk aus dem meinigen zu redigieren, oder ihnen in dieser Rücksicht selbst völlig freie Hand zu lassen. Herr R. R. Boccius war so gütig, meine desfallsigen Gründe, gelten zu lassen und meinen Vorschlag anzunehmen, welche freundliche Gewährung mich um so inniger erfreuen würde, wenn dieselbe mit Veranlassung zum rüstigen Fortarbeiten und zur baldigen Vollendung des vielseitigeren größeren vaterländischen Werkes bei den hochgeachteten Unternehmern geben dürfte. —
Indem ich nun mit diesem Versuche einer Beschreibung unserer Landwirtschaft hervorzutreten wage, fühle ich mich gedrungen, Behufs der nähern Verständigung und Würdigung derselben noch Nachstehendes zu bemerken:
Zuerst: was das Werk an und für sich betrifft, so wird Keiner in Abrede stellen, dass die Nutzbarkeit desselben zu Tage liegt. Unsere landwirtschaftlichen Verhältnisse und Verfahrungsarten sind eben so charakteristisch, als unterhaltend und belehrend. Über beide ist zwar, besonders in dem ersten Viertel dieses Säculums, eine große Anzahl von Bogen gedruckt erschienen; aber es ist nur kein Werk bekannt, das einen vollständigen Abriss der Mecklenburgischen Landwirtschaft im wissenschaftlichen Zusammenhange liefert, und —wäre dies selbst der Fall — das dieselbe in ihrer dermaligen neuesten Verfassung systematisch darstellt. Alles liegt fragmentarisch zerstreut. Es gehört entweder eine eminente Auffassungsgabe und ein außerordentliches Gedächtnis, oder die Herbeischaffung einer sehr großen Masse von Materialien und ein langwieriges Studium dazu, um sich ein vollständiges Bild des Ganzen unserer Landwirtschaft vorzuführen. Aber selbst denen, bei welchen alle diese Bedingnisse eintreffen, wird diese meine Monographie oft aushelfend und erleichternd an die Hand gehen. Insonderheit dem Ausländer wird ein Unternehmen ansprechen müssen, das Veranlassung zu den interessantesten Vergleichungen darbieten kann; dem Inländer hingegen möge es dienen, Aufklärung über einzelne Gegenstände der vaterländischen Betriebsamkeit allgemeiner zu verbreiten und den Impuls zu lehrreichen Kontroversen mancherlei Art zu geben.
Zwar darf ich mir wohl gestehen, Allem, was über unsere Landwirtschaft Taugliches vorhanden, mit angestrengtem Fleiße nachgespürt zu haben; dass mir aber dennoch Manches unbekannt geblieben, dass nur zu oft eigene Kenntnis der hiesigen Verhältnisse nicht genügend mag ausgeholfen haben: — wie wollt' ich dies leugnen?— Mancher Schriftsteller weiß uns seine eigenen Reflexionen und die daraus hervorgegangenen Schlüsse auf eine Art zu geben, dass man geneigt wird, ihnen Authentizität beizulegen. Habe ich mitunter Verdrehtes, Übertriebenes belegeweise angeführt, so bitte ich um Entschuldigung und Belehrung.
Manche statistische Zahlenverhältnisse Mecklenburgs glaube ich wie kein Schriftsteller vor mir geordnet und berichtigt zu haben. Dass sie dennoch vielfacher Ergänzung bedürfen mögen, gebe ich gern zu. Was über den Kulturzustand und den Charakter der Landbebauer gesagt ist, soll, wie es sich von selbst versteht, nur ganz im Allgemeinen gelten können. Ich habe keinem Stande und keiner Klasse wissentlich zu nahe treten wollen; sind Irrtümer vorgefallen, so nehme ich deren humane Berichtigung jederzeit dankbar auf. Die historischen Nachrichten über unsere Landwirtschaft sind vielleicht am mangelhaftesten, aber ich habe mich bemüht, die Geschichte unseres Landbaues auf eine Weise abzuhandeln, welche die Hauptdata scharf hervortreten und den allmählichen Fortgang der Kultur von Stufe zu Stufe in seinen Veranlassungen erkennen lässt. Was mit Freimut an Reflexionen in diesem, Abschnitt verflochten, bitte ich als die Ansicht eines Einzelnen, der nur das Gute will, nicht zu hoch aufzunehmen; mit Vergnügen nehme ich auch hier jede freundliche Zurechtweisung, wenn sie mich eines Bessern belehrt, entgegen. — Bei Abhandlung der Viehzucht konnte ich die abermalige Wiederholung meiner Ansicht über ihre Verhältnisse nicht vermeiden, leider! kann ich mich nicht überzeugen, dass die hochveredelte Viehzucht in ihrer dermaligen, noch immer stärker gewünschten Ausdehnung unserm Landbau so allgemein und ohne Ausnahme zu Nutz und Frommen sei, wie uns dies einige leidenschaftliche Verehrer der selben überzeugen wollen. Auch in dieser Rücksicht ist mir jeder Widerspruch, welcher den Knoten nicht zerhaut, sondern ihn löset, von großem Wert.
Dass ich sowohl bei der Viehzucht, als bei, den übrigen Artikeln manche Zitate tüchtiger Mecklenburgischer Landwirte angebracht, ja dass im Grunde ein Teil dieser Arbeit nur eine Zusammenstellung des Besten ist, was über Mecklenburgische Wirtschaft niedergezeichnet worden, kann derselben wohl nicht zum Vorwurfe gereichen. Ich bedaure nur, dass ich, aus Furcht ermüdend weitläufig zu werden, manche treffliche Randbemerkungen hiesiger Wirte vorläufig habe im Pulte lassen müssen. Die vorzüglich benutzten Schriften sind fast immer bemerkt; fehlt mitunter eine Angabe derselben, so kommt sie doch meistens späterhin vor. Jedenfalls bitte ich, einen solchen Mangel nicht als verstecktes Plagiat anzusehen. –
Somit empfehle ich denn auch diese Frucht meiner Mußestunden der nachsichtsvollen Beurteilung sachkundiger Richter und der freundlichen Aufnahme des gesammten landwirtschaftlichen Publikums.
Wiesch, bei Wismar in Mecklenburg-Schwerin, am 1. März 1830.
Der Verfasser.
Im Herbst 1827 forderte mich Herr Regierungs-Registrator Boccius in Schwerin auf, für eine von ihm im Vereine mit dem Herrn Hofmedicus Brückner zu Ludwigslust zu redigierende „Übersicht der naturhistorischen, statistischen und topographischen Verhältnisse Mecklenburgs“ die beiden Gegenstände: „Ackerbau und Viehzucht,“ zu bearbeiten.— Zu obigem Werke hatte die Cotta'sche Buchhandlung zu Stuttgart den Impuls gegeben, welche die Absicht hegt, nach einem aufgegebenen Plane ein allgemeines geographisch-statistisches Wörterbuch herauszugeben, das die Artikel mit einer Gründlichkeit und Genauigkeit abhandeln soll, wie bisher noch von keinem Werke der Art geschehen ist. So gewagt, umfänglich und zeitraubend es erwähnten beiden Herren auch schien, die Mecklenburg betreffenden Beiträge zu liefern; so sind sie doch durch den Gedanken, ihr teures Vaterland auf die Weise in allen seinen Beziehungen an das Licht der größeren Welt zu bringen, und es seiner unverdienten Dunkelheit zu entziehen, bewogen worden, die Aufforderung anzunehmen. Se. Königl. Hoheit der Großherzog, das Ministerium und die Regierung billigen nicht allein ihr Vorhaben, sondern haben den Herrn Regierungs-Registrator Boccius auch zu Mitteilungen über die öffentlichen Verhältnisse Mecklenburgs ermächtigt, welche bisher stets der Publizität entzogen waren. Haben sie bisher zwar den Cotta'schen Plan im Wesentlichen auch für Mecklenburg grundleglich gemacht, so ist derselbe doch in vielen Stücken von ihnen verändert worden, weil vorauszusehen war, dass das Cotta'sche Unternehmen entweder gar nicht zu Stande kommen, oder sich doch noch viele Jahre verziehen werde, und unter solchen Umstanden es geratener schien und sie auch beschlossen haben, ihr Werk, das zwei bis drei Bände umfassen wird, abgesondert herauszugeben.
Die von mir gewünschten Beiträge zu demselben versprach ich um so bereitwilliger zu liefern, als ich bereits seit längerer Zeit, und zwar auf Veranlassung meines ewig unvergesslichen Lehrers und Freundes, des verstorbenen Geheimen Hofrats und Professors Karsten in Rostock, mit dem Plane umgegangen war, eine vollständige landwirtschaftliche Topographie Mecklenburgs zu entwerfen, auch bereits manche treffliche, Materialien zu einem solchen, gewiss ein vielseitiges Interesse, ansprechenden Werke eingesammelt hatte. Ich berechnete indessen nicht dm Reichtum eines Stoffes, welcher auch bei der größten logischen Kürze seiner Natur nach eine gewisse Vollständigkeit der Bearbeitung erfordert, die mit dem mir vorgeschriebenen Umfange von höchstens sechs, gewöhnlichen Druckbogen unverträglich war. Dazu kam, dass ich mich schon der allgemeinen Verständlichkeit halber, als auch wegen der richtigen Beurteilung mancher einzelnen Fälle genötigt glaubte, Punkte zu berühren und auf Dinge zurückzuweisen, welche im Grunde in die mir vorgezeichnete Disposition meiner Arbeit nicht hinein gehörten. Die Folge hiervon war daher die allmähliche Entstehung eines Werkes, das in Gestalt und Umfang den Absichten der Herren Boccius und Brückner eben so wenig zu entsprechen schien, als es dem Plane meines ursprünglichen Entwurfes über die Mecklenburgische Wirtschaftsweise sich näherte. — In dieser Verlegenheit, da ich mich, trotz einer gewiss nicht mühelosen praktischen Beschäftigung mit dem Plane obiger Herren, dennoch außer Stand gesetzt sah, meinem ihnen gegebenen Versprechen nachzukommen, schlug ich dem Herrn R. R. Boccius vor, mir zu gestatten, auf meine einmal lieb gewonnene Weise fortzuarbeiten und das Produzierte gleich ihrer separaten Ausgabe der Mecklenburgischen Statistik für sich abgesondert herauszugeben. Dagegen erbot ich mich, einen gedrängten Auszug für ihr Werk aus dem meinigen zu redigieren, oder ihnen in dieser Rücksicht selbst völlig freie Hand zu lassen. Herr R. R. Boccius war so gütig, meine desfallsigen Gründe, gelten zu lassen und meinen Vorschlag anzunehmen, welche freundliche Gewährung mich um so inniger erfreuen würde, wenn dieselbe mit Veranlassung zum rüstigen Fortarbeiten und zur baldigen Vollendung des vielseitigeren größeren vaterländischen Werkes bei den hochgeachteten Unternehmern geben dürfte. —
Indem ich nun mit diesem Versuche einer Beschreibung unserer Landwirtschaft hervorzutreten wage, fühle ich mich gedrungen, Behufs der nähern Verständigung und Würdigung derselben noch Nachstehendes zu bemerken:
Zuerst: was das Werk an und für sich betrifft, so wird Keiner in Abrede stellen, dass die Nutzbarkeit desselben zu Tage liegt. Unsere landwirtschaftlichen Verhältnisse und Verfahrungsarten sind eben so charakteristisch, als unterhaltend und belehrend. Über beide ist zwar, besonders in dem ersten Viertel dieses Säculums, eine große Anzahl von Bogen gedruckt erschienen; aber es ist nur kein Werk bekannt, das einen vollständigen Abriss der Mecklenburgischen Landwirtschaft im wissenschaftlichen Zusammenhange liefert, und —wäre dies selbst der Fall — das dieselbe in ihrer dermaligen neuesten Verfassung systematisch darstellt. Alles liegt fragmentarisch zerstreut. Es gehört entweder eine eminente Auffassungsgabe und ein außerordentliches Gedächtnis, oder die Herbeischaffung einer sehr großen Masse von Materialien und ein langwieriges Studium dazu, um sich ein vollständiges Bild des Ganzen unserer Landwirtschaft vorzuführen. Aber selbst denen, bei welchen alle diese Bedingnisse eintreffen, wird diese meine Monographie oft aushelfend und erleichternd an die Hand gehen. Insonderheit dem Ausländer wird ein Unternehmen ansprechen müssen, das Veranlassung zu den interessantesten Vergleichungen darbieten kann; dem Inländer hingegen möge es dienen, Aufklärung über einzelne Gegenstände der vaterländischen Betriebsamkeit allgemeiner zu verbreiten und den Impuls zu lehrreichen Kontroversen mancherlei Art zu geben.
Zwar darf ich mir wohl gestehen, Allem, was über unsere Landwirtschaft Taugliches vorhanden, mit angestrengtem Fleiße nachgespürt zu haben; dass mir aber dennoch Manches unbekannt geblieben, dass nur zu oft eigene Kenntnis der hiesigen Verhältnisse nicht genügend mag ausgeholfen haben: — wie wollt' ich dies leugnen?— Mancher Schriftsteller weiß uns seine eigenen Reflexionen und die daraus hervorgegangenen Schlüsse auf eine Art zu geben, dass man geneigt wird, ihnen Authentizität beizulegen. Habe ich mitunter Verdrehtes, Übertriebenes belegeweise angeführt, so bitte ich um Entschuldigung und Belehrung.
Manche statistische Zahlenverhältnisse Mecklenburgs glaube ich wie kein Schriftsteller vor mir geordnet und berichtigt zu haben. Dass sie dennoch vielfacher Ergänzung bedürfen mögen, gebe ich gern zu. Was über den Kulturzustand und den Charakter der Landbebauer gesagt ist, soll, wie es sich von selbst versteht, nur ganz im Allgemeinen gelten können. Ich habe keinem Stande und keiner Klasse wissentlich zu nahe treten wollen; sind Irrtümer vorgefallen, so nehme ich deren humane Berichtigung jederzeit dankbar auf. Die historischen Nachrichten über unsere Landwirtschaft sind vielleicht am mangelhaftesten, aber ich habe mich bemüht, die Geschichte unseres Landbaues auf eine Weise abzuhandeln, welche die Hauptdata scharf hervortreten und den allmählichen Fortgang der Kultur von Stufe zu Stufe in seinen Veranlassungen erkennen lässt. Was mit Freimut an Reflexionen in diesem, Abschnitt verflochten, bitte ich als die Ansicht eines Einzelnen, der nur das Gute will, nicht zu hoch aufzunehmen; mit Vergnügen nehme ich auch hier jede freundliche Zurechtweisung, wenn sie mich eines Bessern belehrt, entgegen. — Bei Abhandlung der Viehzucht konnte ich die abermalige Wiederholung meiner Ansicht über ihre Verhältnisse nicht vermeiden, leider! kann ich mich nicht überzeugen, dass die hochveredelte Viehzucht in ihrer dermaligen, noch immer stärker gewünschten Ausdehnung unserm Landbau so allgemein und ohne Ausnahme zu Nutz und Frommen sei, wie uns dies einige leidenschaftliche Verehrer der selben überzeugen wollen. Auch in dieser Rücksicht ist mir jeder Widerspruch, welcher den Knoten nicht zerhaut, sondern ihn löset, von großem Wert.
Dass ich sowohl bei der Viehzucht, als bei, den übrigen Artikeln manche Zitate tüchtiger Mecklenburgischer Landwirte angebracht, ja dass im Grunde ein Teil dieser Arbeit nur eine Zusammenstellung des Besten ist, was über Mecklenburgische Wirtschaft niedergezeichnet worden, kann derselben wohl nicht zum Vorwurfe gereichen. Ich bedaure nur, dass ich, aus Furcht ermüdend weitläufig zu werden, manche treffliche Randbemerkungen hiesiger Wirte vorläufig habe im Pulte lassen müssen. Die vorzüglich benutzten Schriften sind fast immer bemerkt; fehlt mitunter eine Angabe derselben, so kommt sie doch meistens späterhin vor. Jedenfalls bitte ich, einen solchen Mangel nicht als verstecktes Plagiat anzusehen. –
Somit empfehle ich denn auch diese Frucht meiner Mußestunden der nachsichtsvollen Beurteilung sachkundiger Richter und der freundlichen Aufnahme des gesammten landwirtschaftlichen Publikums.
Wiesch, bei Wismar in Mecklenburg-Schwerin, am 1. März 1830.
Der Verfasser.
Bauern beim Dreschen
Arbeitspause für Mensch und Tier
Federvieh
Getreideernte, ein Fuder Getreidegarben
Getreideernte
Bauernjunge
Kühe auf der Wiese
Kühe im Stall
Mittagspause bei der Feldarbeit
Mittagstisch auf dem Bauernhof
Ochsengespann
Pferdeknecht beim Pferdefüttern
Pferdestall auf dem Gut
Schäfermeister
Viehmarkt
Bauerntanz
Hahn und Hennen
Landliebe
Mittagspause im Pferdestall
Ochsen vor dem Pflug
Schäfer mit seiner Herde auf dem Heimweg
Schaf- und Ziegenhirtin
Pferd zum Beschlag in der Dorfschmiede