Form der Oberfläche und Schichtung des Bodens

Mecklenburgs Boden hat in geologischer und agronomischer Hinsicht große Ähnlichkeit mit dem Boden des benachbarten Holsteins und Pommern. Die nördliche größere Hälfte des Landes hat sehr fruchtbare, aber eben so hügelige, mit Granitblöcken oft so zahlreich bedeckte Gegenden, dass die Kultur des Bodens dadurch ausnehmend erschwert wird. Die südliche ebnere Hälfte des Landes, wo die Gerölle minder häufig sind, besteht zum größten Teile aus Heide und Sandboden. Dr. G. A. Brückner, welcher sich um die vaterländische Geologie bereits sehr verdient gemacht, bemerkt in seiner interessanten Schrift: „Wie ist der Grund und Boden Mecklenburgs geschichtet und entstanden? dass Mecklenburg, gleich Holstein und Pommern, ein aufgeschwemmtes Land, Produkt des Meeres zu sein scheine. Er nimmt fünf verschiedene Formationen der Erdschichten an. Die erstere derselben zerfällt, nach ihm, in Versetzungen schon gebildeter Stoffe durch Menschenhände oder Naturkräfte, und die Bildung neuer Stoffe, als Torf, Moder, Raseneisenstein (Klump); blaue Eisenerde, natürliches Berlinerblau; kohlensaurer Kalk und Alaunerde. Der Torf ist hier in den größten Massen in flachen Tälern, deren schmaler Ausgang durch Versandung oder sonst einen Zufall verstopft und wodurch der Abfluss des Wassers gehemmt wird, entstanden. Von dieser Art sind unter andern die großen Torfmoore bei Loosen und das Moor bei der Krenzliner Glashütte. — Sehr häufig findet matt umgeworfene Tannen? und Birkenstämme an verschiedenen Stellen Mecklenburgs im Moore; das merkwürdigste fossile Holz aber ist, der sogenannte Röbelsche Wald unter dem Wasser der Müritz. Der Boden unter dem Dorfe besteht zumeist aus mit Steinen und Muscheln vermischtem Sande.

Der Moder, dies so wichtige Material für den Landbau, wozu nicht Moose und Sumpfpflanzen allein, sondern auch besonders die Wasserpflanzen und Tiere das Material geliefert zu haben scheinen, findet sich fast in allen Gegenden Mecklenburgs, und hat oft eine Mächtigkeit von 6 Fuß und darüber. Er ist nicht immer schwarz, sondern verschieden gefärbt, je nachdem die Gewässer ihre Lage, ihren Ab- und Zufluss haben. In Absicht des Nutzens hat die Erfahrung gelehrt, dass der schwarze den Vorzug behält.


Der Raseneisenstein, das Sumpferz und Moorerz, hier zu Lande Klump genannt, welches dem Landwirt, seiner Unfruchtbarkeit wegen, keine erfreuliche Erscheinung gewährt: findet man auf allen Stufen seiner Bildung von einer dünnen, kaum zusammenhängenden Schichte ockerähnlicher Erde bis zu einer ziemlich dichten Masse von 6 Fuß und mehr Mächtigkeit und einem Umfange von wenigstens 200 Quadrat-Ellen, wie am Sonnenberge bei Parchim, an. Die in Ludwigslust damit gemachten Versuche beweisen seine Brauchbarkeit zum Bau. Auch soll er in der Dömitzer Gegend, der es an Feldsteinen fehlte schon früher, zu Fundamenten der Häuser benutzt, und, nach alten Nachrichten, sogar die Festung Dömitz darauf gebaut sein.

Das Eisenerz gewahrt man in großen Lagern vorzugsweise in den südlichen Gegenden Mecklenburgs, in den Ämtern Neustadt, Grabow, Dömitz und Hagenow; aber auch bei Ribnitz und Teterow. Nach den Erfahrungen, die auf der Eisenfabrik bei Dömitz gemacht sind, ist das hiesige Eisenerz überall nicht kupferschüssig, welches an andern Orten bei dem Bearbeiten viele Hindernisse macht. Es soll etwa 40 Prozent Eisen liefern.

Die blaue Eisenerde und der kohlensaure Kalk finden sich in Wiesen, Torfmooren etc. erstere immer nur in kleinen Quantitäten, letztere an manchen Orten so häufig, dass nicht allein eine bedeutende Masse davon zum Mergeln verwandt, sondern auch mehrere Kalkbrennereien im Lande mit einem Teil des nötigen Materials versorgt werden, wie z. B. bei Schwerin.

Die Existenz der Alaunerde scheint noch zweifelhaft. Eine einzelne Erfahrung, welche dieselbe darzutun scheint, erzählt Herr Brückner in seiner lehrreichen Schrift, der wir diese geognostisch, geologischen Bemerkungen, wenn gleich nicht wörtlich, doch dem Sinne nach, entlehnen. —

Die zweite Formation, Geröll-Formation, begreift die rings über Mecklenburg ausgestreuten Granit, und andern Gerölle, und den größten Teil des auf der Oberfläche liegenden Sandes. Die festern finden sich am zahlreichsten und größten in den unebenen Gegenden Mecklenburgs, auf den höchsten Hügeln, zumal auf dem Gipfel und auf dem nördlichen und östlichen Abhang derselben.

Fürchterlich und zurückschaudernd ist's, schreibt ein älterer Darsteller der Mecklenburgischen Erden *), wenn wir ganze Gegenden gewahr werden, die mit einer unzählbaren Menge großer und kleiner Steine bestreut sind. Gewiss ist's, dass in Mecklenburg solche Felder zum größten Missvergnügen ihrer Besitzer gefunden werden, z. B. auf dem Wege von Güstrow nach Malchow, wo der Acker so häufig mit Steinen besäet ist, dass man, dem Anscheine nach, glauben sollte, jeder Landwirt müsse sich scheuen, dieses Land zu bearbeiten und zu besäen; und gleich, wohl trägt keiner Bedenken, dasselbe zu kultivieren und oft reiche Früchte davon zu ernten. Freilich nicht so reichlich, wie aus andern Feldern, wo man von diesen Anstößen befreit ist. —

*) In einem o – v unterzeichneten Aufsatze, im ersten Bande des Siemßen’schen Magazins, 1788.

Die bei uns auf der Oberfläche liegenden Gerölle sind auf der West, und Süd.-Westseite der Hügel selten, und, je tiefer hinab, desto öfter von aufliegendem Sande bedeckt. Vornehmlich findet sich dieser Sand an dem Fuße der größeren Hügelketten und zwar an der Südwestseite desselben. Das ganze nördliche und östliche unebene und fruchtbare Mecklenburg ist als eine fortgesetzte Hügelkette zu betrachten, der das südliche und südwestliche Mecklenburg seinen Sandreichtum verdankt. Es ist in dieser Hinsicht sehr füglich mit den Herzogtümern Schleswig und Holstein zu vergleichen.

Mitten in den sandigsten Gegenden unseres Landes findet man mitunter fruchtbare Oasen, wie z. B. auf dem ganzen Wege von der kleinen Landstadt Krakow bis nach Ludwigslust, wo wir, in einem Zwischenräume von 7 Meilen bald Sand, bald schwarze, bald wiederum Lehmerde in der häufigsten Abwechselung antreffen. —

Die mancherlei Hypothesen über das eigentliche Vaterland und die Herkunft der merkwürdigen Urgebirgs-Gerölle hat Herr Brückner sehr scharfsinnig beleuchtet und ein lehrreiches Resultat seiner Untersuchungen in mehrerwähnter Schrift S. 29 — 53, worauf der Geologe mit Recht aufmerksam gemacht zu werden verdient, geliefert.

Die dritte Formation ist die des Mergels, dessen Lagerungsverhältnisse im Ganzen noch sehr dunkel sind. In der Regel ist er auf Anhöhen zu suchen. Außer der Dammerde liegt gewöhnlich über seinem Lager eine Decke von Sand, Thon, oder eine Mischung beider, dann Lehm, die oft so mächtig ist, dass sie die Benutzung des Mergels sehr schwierig macht. Über die Beschaffenheit des Mergels etc. wird am gehörigen Orte geredet werden. Seine Entstehung betreffend: so verweisen wir wiederholt auf die Abhandlung des Herrn Dr. Brückner.

Die vierte Formation ist die Alaunschachtung. Man kennt bisher allein drei Alaunlager, wovon hauptsächlich das Bockuper der Geologen Aufmerksamkeit erregte, und zwar schon im 16ten Jahrhunderte, wo bei Maliß die Alaunerde mit so gutem Erfolg gewonnen und benutzt ward, dass jährlich gegen 500 Zentner Alaun gesotten wurden. Der dreißigjährige Krieg brachte das Werk in Stillstand, bis der jetzige Großherzog, nach manchen misslungenen Versuchen, in einem reichen Braunkohlenlager zwischen Bockup und Maliß der Industrie Mecklenburgs wiederum eine neue Quelle eröffnete. Bereits sind Versuche über die Brauchbarkeit der Kohlen angestellt, und man hat gefunden, dass dieselben einer mannigfaltigen Anwendung zu technischen Gewerben fähig sind.

Über das Dasein der fünften Formation des Grund-Flötzes, welche die nur an wenigen Orten sichtbar hervortretende Grundlage des vaterländischen Bodens abgibt, haben die Carenzer Berge die erste sichere Kunde gegeben, Herr Dr. Brückner teilt höchst lehrreiche Beobachtungen hinsichtlich der Zusammensetzung jener mit, deren Studium wir dem Liebhaber der Geognosie an Ort und Stelle empfehlen wollen.

Für unsern Zweck war es genügend, einen allgemeinen kurzgefassten geologischen Abriss des vaterländischen Bodens mitzuteilen.