Mecklenburg und der 7jährige Krieg

Autor: Schultz, Wilhelm von (?) Oberst im Großherzoglichen Mecklenburg-Schwerinschen Militär-Departement, Erscheinungsjahr: 1888
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg, 7jähriger Krieg, König Louis XV., Zar Peter III., Marquise Pompadur, König Friedrich II., Kaiserin Maria Theresia, Herzog Friedrich von Mecklenburg-Schwerin, Freiharr von Plotho, Baron Teuffel von Pürkensee, Graf von Bassewitz, Baron von Dittmar, Kaiserin Elisabeth von Russland, Georg II. von England
Einleitung

Nach mannigfachen Verschiebungen in der Gruppierung der Großmächte hatte sich die allgemeine politische Lage Europas im Frühling des Jahres 1756 so gestaltet, dass die Kaiserinnen von Österreich und Russland ihren ursprünglichen Plan, den König von Preußen noch in diesem Jahre mit Krieg zu überziehen, aufgegeben, den Angriff aber definitiv auf das kommende Frühjahr verabredet hatten. Zu gleicher Zeit hatte Österreich mit Frankreich ein Defensiv-Bündnis abgeschlossen - 1. Mai -, welches die letztgenannte Macht verpflichtete, Österreich, falls es angegriffen würde, mit 32.000 Mann zu Hülfe zu kommen. Zu Weiterem hatte sich König Louis XV. vorläufig nicht herbeilassen wollen, doch hoffte man in Wien mit voller Bestimmtheit, dass es der Geschicklichkeit des Grafen Starhemberg in Versailles gelingen werde, mit Hülfe der Marquise Pompadour den König zu bewegen, im nächsten Frühjahr dem Offensiv-Bündnisse der beiden Kaisermächte mit dem ganzen Gewicht seiner Streitkräfte beizutreten.

Von diesen Plänen wurde König Friedrich II. um die Mitte des Juni auf das Genaueste unterrichtet; teils durch die Berichte seiner Diplomaten und Generale, teils durch die zwischen den Höfen von Wien, Petersburg und Dresden gewechselten Depeschen, welche ihm ein erkaufter Sekretär des österreichischen Gesandten in Berlin und der sächsische Kanzlist Mentzel abschriftlich übermittelten, teils aber auch durch vertrauliche Briefe „von hoher Hand“ aus Petersburg. 1) Der König ersah aus allen diesen im Wesentlichen gleichlautenden Mitteilungen mit völliger Sicherheit, dass er im Frühjahr des Jahres 1757 gegen eine überwältigende Uebermacht zu kämpfen haben werde, aber auch, dass er, wenn er sich entschlösse, sofort das Schwert zu ziehen, in diesem Jahre nur die Armeen Österreichs und Sachsens, und auch diese nur unvollkommen gerüstet, gegen sich im Felde finden würde.

König Friedrich schwankte keinen Augenblick. Nachdem er dem englischen Gesandten Mitchel, als dem Vertreter der einzigen Macht, von welcher ein Bündnis für Preußen zu erhoffen war, seinen Plan enthüllt und auf dessen dringende Vorstellungen vor dem Losschlagen zwei, jedoch vergebliche Sommationen an die Kaiserin Maria Theresia gerichtet hatte überschritten seine völlig kriegsbereiten Colonnen am 29. August die sächsische Grenze und hiermit begann der gigantische Kampf, welcher fast 7 Jahre lang die gesegneten Fluren des deutschen Vaterlandes zum Kriegsschauplatz für die Heere aller Großmächte Europas machte. -