Die politische Lage bei Beginn des Jahres 1762

Die politische Lage bei Beginn des Jahres 1762. Ausschreibungen in Mecklenburg; Verhandlungen am russischen Hofe; Kriegsschaden im Jahr 1762.

Das Jahr 1761 war ungünstig für den König von Preußen verlaufen. Schweidnitz war in die Hände der Österreicher gefallen und Colberg durch die Russen erobert. Laudon und Czernicheff bezogen Winterquartiere in Schlesien, der Feldmarschall Daun und die Reichsarmee in Sachsen, während die russischen Armeen zum größten Teil in dem eroberten Hinterpommern, zwischen der Persante und Oder, also bis unter die Kanonen der Festung Stettin Cantonnementsquartiere bezogen hatten.


Nach menschlichem Ermessen mußte der König von Preußen in dem kommenden Jahre der Uebermacht seiner Feinde und der Ungunst der Verhältnisse sicher unterliegen. Alle Hilfsquellen, aus denen er es bisher verstanden hatte in jedem Frühjahr wohlausgerüstete Heere ins Feld zu stellen, versiegten. England, unter dem Ministerium Bute, hatte aufgehört Subsidien zu zahlen und wenn es auch stets des Königs erste Sorge gewesen war, sobald er die Winterquartiere bezogen hatte, die Geldmittel für das kommende Jahr bereit zu stellen, und ihm eine unmittelbare Geldverlegenheit auch im Jahre 1762 nicht erwuchs, so war der Ausfall auf die Dauer doch nicht zu ertragen. Am schlimmsten war aber der Mangel an waffenfähigen Mannschaften. Seine Heere waren auf weniger als 80.000 Mann zusammengeschmolzen, die Provinzen des Landes entvölkert und zum Teil vom Feinde besetzt. Nur mit der größten Anstrengung gelang es ihm die Regimenter zu komplettieren durch Rekruten, welche in Sachsen, den anhaltischen Fürstentümern und in Mecklenburg mit Gewalt weggenommen wurden. Die Truppenteile bekamen viel elendes Gesindel, Vagabunden, welche die erste Gelegenheit ergriffen zu desertieren, aber auch betagte Männer und halbe Kinder. Nur eins blieb dem Könige wie in den früheren Jahren: seine Charakterstärke, der unerschütterliche Entschluss, lieber zu sterben, als einen unehrenvollen Frieden zu unterzeichnen.

Doch auch die Mächte der Koalition waren in ihrem Kriegseifer erlahmt. Maria Theresia und ihr Kanzler ersehnten den Frieden; der österreichische Staat war nicht mehr im Stande die Kosten des Krieges zu tragen, so dass man sich gezwungen sah, das Heer um 20.000 Mann zu reduzieren. Die Zarin Elisabeth hielt zwar unverrückt an ihrer Feindschaft gegen König Friedrich fest, allein sie war krank und die Zustände an ihrem Hofe so chaotisch, dass von den russischen Operationen nicht viel zu erwarten stand. Frankreich war des Krieges in Deutschland gründlich überdrüssig, und verwendete alle Anstrengungen darauf, mit Hülfe Spaniens im Seekriege Erfolge zu erringen. Schweden endlich war, seit die französischen Subsidien aufgehört hatten, unfähig, den Krieg wieder aufzunehmen.

Immerhin aber konnten die Mächte der Koalition, abgesehen von den französischen Armeen, 220.000 Mann zum Frühjahr in das Feld stellen, waren also den Preußen fast um das Dreifache überlegen.

Nachdem die preußischen Truppen in Mecklenburg die Winterquartiere bezogen hatten, begann das Feldkriegs-Kommissariat sofort seine Tätigkeit. Am 8. Januar 1762 erließ dasselbe Ausschreibungen an den Engeren Ausschuss zur Regelung der Kontributions-Zahlungen und der Lieferungen. Die Ritterschaft und die Städte sollten 493.500 Thaler Kontribution, eine große Menge Lebensmitteln zur Proviantierung der Festung Stettin, für deren Sicherheit man bei der Nähe der russischen Armeen anfing ernstlich besorgt zu werden, 2.084 Rekruten und 1.398 Pferde liefern; außerdem eine sehr große Menge Rationen und Fourage zur Verpflegung der preußischen Truppen im Lande. Das Domanium allein sollte 2.148.841 Thaler Kontribution zahlen, ebensoviel Rekruten und Pferde stellen wie die Ritterschaft und die Städte zusammen und eine große Menge Lebensmittel zum Unterhalt der Truppen liefern.

Die mecklenburgische Regierung, völlig außer Stande diesen ungeheuerlichen Forderungen gerecht zu werden, erließ sofort Rundschreiben an ihre Gesandten in Regensburg, Wien, Versailles, Petersburg und Stockholm, und erbat in der dringlichsten Weise die Hülfe der befreundeten Mächte. Außerdem wurden Kommissare an den Prinzen von Württemberg abgeschickt, um auf Ermäßigung der Forderungen zu unterhandeln. Die Antwort war eine trostlose. Der Prinz hatte die bestimmtesten Befehle des Königs mit rücksichtsloser Härte vorzugehen; von einem Loskaufen der Rekruten durch Geld sollte keine Rede sein, es waren dem Prinzen gedruckte Formulare übersandt mit spezieller Bezeichnung der Regimenter und Compagnien, an welche die Rekruten direkt geschickt werden sollten und mit Angabe der zulässigen Altersgrenze. „Männer von 60 Jahren und Kinder von 12 Jahren sollten genommen werden,“ schrieb die Regierung Anfangs Februar, „wenn die junge Mannschaft nicht gestellt wird! Der Prinz droht mit Verwüstung des Landes, mit Verbrennen der Häuser und mit Niederhauen der Wälder! Dabei könnte Ehrenswärd helfen, wenn er wollte, denn die Mehrzahl der preußischen Truppen befindet sich in einem elenden, fast wehrlosen Zustande!“

Trotzdem sich die preußischen Offiziere die größte Mühe gaben, die Leute von den Landstraßen ausgriffen, Beamte und Pächter arretierten und nach Rostock bringen ließen, Prediger und Küster nicht sicher waren, und preußische Kommandos nach Lauenburg geflüchtete Knechte gewaltsam zurückholten, trotzdem die Gutsbesitzer und die Städte Vagabunden und Deserteurs für Geld anwarben, überstieg die Anzahl der erlangten Rekruten im März kaum 100 Mann.

Ebenso wenig gingen die Kontributions-Zahlungen und die Lieferungen zur festgesetzten Zeit ein. Der Magistrat zu Rostock wurde bei Wasser und Brod aufs Rathaus gesperrt, konnte aber nicht zahlen. Die Anerbietungen der Pächter, statt Geld Naturalien liefern zu wollen, wurden zurückgewiesen, da sie in dem Falle nicht im Stande sein würden, ihre Quoten an Korn und Fourage zu liefern.

Alle Hoffnung und Hülfe schwand der mecklenburgischen Regierung als die Kaiserin Elisabeth von Russland am 5. Januar 1762 starb und Peter III. den Thron bestieg. Am 16. März schlossen die preußischen und russischen Befehlshaber in Pommern einen Waffenstillstand ab und am 5. Mai wurde zu Petersburg der Friede zwischen Russland und Preußen zugleich mit einem Schutz- und Trutz-Bündnis abgeschlossen.

Die veränderte Haltung Russlands übte sogleich ihren Einfluss auf die Regierung Schwedens aus. Schon seit längerer Zeit hatte sich im Reichsrate die dem Hofe freundliche Friedenspartei mehr und mehr geltend gemacht und der Einfluss des französischen Gesandten war in dem Maße geringer geworden, als der Versailler Hof nicht mehr im Stande war, die Subsidien zum Unterhalt des schwedischen Heeres und zur Bestechung der Reichsratsmitglieder regelmäßig zu zahlen. Die Ratschläge des russischen Gesandten gewannen die Oberhand und am 7. April 1762 schlossen die schwedischen und preußischen Oberbefehlshaber zu Ribnitz einen Waffenstillstand ab.

In Schwerin war man nicht mehr im Zweifel, dass die Krone Schwedens den ernstlichen Vorsatz hatte, den Krieg mit Preußen zu beenden. Der Baron von Lützow konnte indessen in Stockholm keine Gewissheit erlangen, da der Minister von Eckebladt die Sache sehr geheimnisvoll betrieb und dem Gesandten die feierlichsten Versicherungen gab, dass keine Friedensunterhandlungen in naher Aussicht seien. Der Herzog erfuhr aber durch den Oberstlieutenant von Plessen, dass der schwedische Regierungsrat von Olthoff zu Stralsund Auftrag habe nach Hamburg zu reisen, wahrscheinlich um dort die Friedensunterhandlungen mit Preußen zu beginnen. Sofort schickte der Herzog den Geheimen Kammerrat von Müller und den auf Parole aus der Kriegsgefangenschaft entlassenen Obersten von Glüer nach Hamburg mit dem Auftrage, dahin zu wirken, dass bei dem wahrscheinlich dort verhandelten Particular-Frieden zwischen Schweden und Preußen die Interessen Mecklenburgs durch den schwedischen Bevollmächtigten wahrgenommen würden. Beide Herren suchten am 21. Mai den Regierungsrat von Olthoff in seinem Hotel auf. Letzterer behauptete, keinerlei Aufträge zu Verhandlungen zu haben, riet aber dringend, die mecklenburgische Regierung möge sich in dieser Sache doch mit den Höfen von Stockholm und Petersburg in genauere Verbindung setzen, und versprach schließlich, wenn er desbezügliche Instructionen von seiner Regierung erhalten sollte, die Interessen des Herzogs mit zu vertreten. Da die Schweriner Abgesandten aus der Antwort des schwedischen Regierungsrats die Überzeugung gewannen, dass er ihnen seinen Auftrag verheimlichen wolle, drangen sie lebhafter in ihn und entlockten ihm endlich unter dem Versprechen einer reellen Erkenntlichkeit seitens ihres Herzogs, die vertrauliche Mitteilung, dass er mit dem preußischen Minister-Residenten, dem Geheimen Rat von Hecht, in Hamburg in Friedensunterhandlungen getreten sei; dass er allerdings den Auftrag habe, die Interessen des Herzogs wahrzunehmen, dass aber seine Instructionen in diesem Punkte wenig vollständig wären. Dabei verwies er nochmals auf russische Hülfe. Eiligst wandten sich die mecklenburgischen Abgesandten nun an den russischen Residenten; dieser aber behauptete, von der ganzen Sache nichts zu wissen und als sie am 24. Mai wiederum zu dem schwedischen Bevollmächtigten gingen, war derselbe Tags zuvor abgereist. Der Friede zwischen Preußen und Schweden war bereits am 22. Mai abgeschlossen worden. Der Minister von Eckebladt aber erklärte dem Baron Lützow auf dessen lebhafte Beschwerden, der General Ehrenswärd habe den Ribnitzer Waffenstillstand ohne Vorwissen seiner Regierung geschlossen und dafür einen Verweis bekommen;

beim Friedensschlusse habe der Regierungsrat von Olthoff für Mecklenburg getan, was in seinen Kräften gestanden, aber der preußische Bevollmächtigte habe nichts gelten lassen wollen, was mit dem bisherigen Kriege nichts zu tun hätte, und bei dem veränderten russischen Regierungssystem sei es unmöglich gewesen, den Krieg allein fortzuführen. Der Minister Schloss mit den Worten: „Ich bitte, dispensiren Sie mich von der humilianten Erzählung der Beweggründe!“

Nachdem Peter III. den russischen Thron bestiegen, sandte der Herzog - Ende Februar - ein Beglaubigungsschreiben und die Instruction an den Obersten von Petersdorf, sich nunmehr aller unliebsamen Äußerungen über den preußischen Hof zu enthalten und bei einem etwaigen Friedensschluss darauf hinzuwirken, dass Mecklenburg von dem jetzigen Druck befreit und angemessen entschädigt werde. Demjenigen, welcher dies bewirke, sei der Herzog erbötig 10 – 50.000 Thaler oder bis zu 5 Proz. der etwaigen Entschädigungssumme zu zahlen.

Bevor aber das Beglaubigungsschreiben und die genannten Instructionen in Petersburg eintrafen, war der Mission des Obersten Petersdorf ein jähes Ende bereitet worden. Der Kaiser hatte keinen Grund, einen nicht offiziell beglaubigten politischen Agenten eines als preußenfeindlich bekannten Fürsten an seinem Hofe zu dulden und hatte sich über Petersdorf wiederholt als über „einen militärischen petit-maitre“ lustig gemacht, der als Kavallerie-Offizier mit Stiefeln und Sporen in polnischer Uniform bei Hofe erschien, wo jetzt nur eine Uniform in Geltung stand - die preußische. Am 3. Februar ließ der Großkanzler, Graf Woronzoff, dem Obersten durch den polnischen Gesandten sagen, er könne abreisen, wenn es ihm beliebe und da seine Geschäfte jetzt beendet seien, vermuteten seine Kaiserliche Majestät, dass er seine Abreise beschleunigen werde. Aus Petersdorfs Frage nach den Gründen dieses befremdlichen Schrittes, schrieb der Großkanzler zurück, die Umstände erforderten seine Abreise, und fügte dabei großmütig die Versicherung hinzu, man werde ihm das vorteilhafteste Zeugnis an seinen Souverain mitgeben; leider habe indes der Kaiser das Geschenk von 3.000 Rubeln - dasselbe erhielt sonst jeder Diplomat bei seinem Weggang aus Petersburg - nicht zu bewilligen geruht.

Der mecklenburgischen Regierung kam die Ausweisung des Obersten von Petersdorf gerade jetzt äußerst ungelegen. Der Krieg gegen Dänemark, zur Eroberung des Herzogtums Schleswig, war beschlossene Sache bei Peter III. und da die russische Armee Mecklenburg passieren mußte, um nach Holstein zu gelangen, war es wichtig, mit dem Petersburger Hofe durch einen Geschäftsträger in direkter Verbindung zu stehen. Dieser bevorstehende Krieg brachte für Mecklenburg die schwersten Gefahren mit sich, und die Regierung war in großer Verlegenheit, welche Stellung sie zu demselben einnehmen sollte. Auf einen Bericht des Barons Dittmar aus Wien, welcher besagte, dass Dänemark sich höchst wahrscheinlich mit Frankreich alliieren werde, forderte der Herzog ein eingehendes Gutachten von allen Gesandten, wie sich Mecklenburg im Fall dieses Krieges zu verhalten habe. Die Gutachten fielen sehr verschieden aus; Teuffel und Lützow rieten entschieden zur Neutralität, Dittmar und Petersdorf - Letzterer befand sich in Warschau und wollte selbst den Krieg im dänischen Heere mitmachen - dagegen zum engen Anschluss an Dänemark und zur aktiven Teilnahme am Kriege. Letzteres verwarf der Herzog, da es zur Eroberung seines Landes führen könne, mit Entschiedenheit; er beschloss strenge Neutralität, selbst wenn er auch noch einige Zeit länger Gewalt und Unrecht erleiden müsse.

Ende März zeigte Peter III. dem Herzog seinen Regierungsantritt an und dankte ihm für die Glückwünsche, welche Letzterer sich beeilt hatte durch Petersdorf dem Czaren zu übermitteln. Hieraufhin bat der Herzog den Kaiser - 27. April -, einen Gesandten an den russischen Hof schicken zu dürfen, „um seinen lebhaften Empfindungen der Freude über die Thronbesteigung des Czaren mehr Ausdruck geben zu können.“ Hierzu wurde der Baron Lützow bestimmt; jedoch sollte derselbe noch bis zum Abschlusse des Friedens zwischen Preußen und Schweden, welchen man für nahe bevorstehend hielt, in Stockholm bleiben.

Baron Lützow benutzte diese Zeit, um sich durch den russischen Gesandten am schwedischen Hofe, den Grafen Ostermann, über die Verhältnisse in Petersburg genauer zu informieren und gewann hierbei die Überzeugung, dass er nur dann im Stande sein würde, zu Gunsten Mecklenburgs in der Entschädigungsfrage beim Friedensschlusse am russischen Hofe zu wirken, wenn der Herzog sich entschließen könnte, direkt mit dem Könige von Preußen in Verbindung zu treten und einen Separat-Vergleich abzuschließen. Hierzu bot sich jetzt eine gute Gelegenheit und der Herzog, welcher sich von allen Mächten der Koalition im Stiche gelassen sah, zögerte nicht, dieselbe zu ergreifen.

Im Mai 1762 befahl der König dem Obersten von Belling den mecklenburgischen Ständen zu eröffnen,1) dass die preußischen Truppen Mecklenburg verlassen und auch im Winter 1762/63 nicht dorthin zurückkehren würden, wenn sich Erstere, unter Gestellung von Geißeln verpflichten wollten, die noch rückständigen Reste der Kontribution bis zum Oktober desselben Jahres zu tilgen. Wenn die Stände hierauf nicht eingehen würden, sollte der Oberst von seinem Detachement, welches unverzüglich zur Armee nach Sachsen abzumarschieren hätte, ein Husaren-Bataillon zur unnachsichtlichen Beitreibung der Rückstände in Mecklenburg zurücklassen. Auf dieser Grundlage wurde eine Konvention mit dem Obersten Belling abgeschlossen, in welcher sich die mecklenburgische Regierung verpflichtete, zum 1. Oktober die noch restirenden 400.000 Thaler zu zahlen. Hieraufhin verließen die preußischen Truppen, Ende Mai, den mecklenburgischen Boden. Die Regierung war aber nicht im Stande den Zahlungstermin inne zu halten und bat den russischen Hof, die Bewirkung eines Aufschubs beim König von Preußen zu vermitteln. Da Letzterer dies kurz abschlug, streckte der König von Dänemark die Summe vor, und diese wurde, als letzte Kriegsleistung Mecklenburgs, zu Wittstock an Preußen abgeführt. Friedrich der Große hatte den unglücklichen mecklenburgischen Landen in dem letzten Kriegsjahre die volle Wucht seiner Macht fühlen lassen; 6.700.288 Thaler betrugen die Gesamtschäden des Jahres 1762; davon an barem Gelde 1.712.427, an Lieferungen 4.987.861 Thaler; 602 Rekruten wurden gewaltsam ausgehoben. Danach hat Mecklenburg in der Zeit vom Dezember 1757 bis zum 1. Juni 1762,2) also in circa 4 1/2 Jahren die ungeheure Summe von 14.864.921 Thalern, 6 Schillingen und 1 Pfennig,1) teils bar, teils in Lieferungen aller Art gezahlt und 4395 Rekruten gestellt. Bei der spezifiziert bei den Akten liegenden Berechnung der Kriegsschäden sind auch die Zinsen, welche damals observanzmäßig 6 Proz. betrugen, mit in Ansatz gebracht, und zwar pro 1758 die Zinsen von 4 1/2 Jahren, pro 1759 von 3 1/2 Jahren u. s. w. Dies ergibt die Totalsumme aller Kriegsschäden von 16.559.975 Thalern, 33 Schillingen und 1 Pfennig. Da man annehmen muss, dass der Wert des Geldes zur Zeit des 7jährigen Krieges ein viermal größerer war, als zu unserer Zeit, so waren die Kriegslasten für Mecklenburg ebenso schwer zu tragen, als wenn jetzt der Bevölkerung des Landes die Summe von circa 66.000.000 Thalern zu zahlen auferlegt würde, d. h. wenn jetzt die Einwohnerzahl so groß wäre, wie in den Jahren 1757 - 1762; da sie in Wirklichkeit aber circa dreimal so groß ist, wie damals, so hatte Mecklenburg an den Schäden des 7jährigen Krieges ebenso schwer zu tragen, als wenn der heutigen Bevölkerung unseres Landes die Summe von circa 198.000.000 Thalern aufgebürdet würde.

1) Der König hielt bis an das Ende des Krieges daran fest, nur mit dem Organ der mecklenburgischen Stände, dem Engeren Ausschuß, officiell in Verbindung zu treten.

2) Inclusive der von Dänemark vorgeschossenen 400000 Thaler.


Vergleichen wir die aus Mecklenburg gezogenen Hilfsmitteln mit den englischen Subsidien, welche, wie allgemein angenommen wird, Friedrich dem Großen die lange Kriegsführung überhaupt ermöglichten. so kommen wir zu dem Resultat, das unser Vaterland circa 3.000.000 Thaler mehr als England, zu den Kosten der preußischen Kriegsführung beigetragen hat.

Wir können bei dieser Gelegenheit eine naheliegende Betrachtung nicht unterdrücken. Beim Beginn des Krieges war es für Friedrich den Großen aus politischen Gründen wichtig, dass kein Reichskrieg gegen ihn beschlossen wurde. Deshalb bemühte sich der König anfangs die Stimmen der protestantischen Staaten, also auch Mecklenburgs, für sich zu gewinnen und ein Bündnis mit denselben einzugehen. Als aber das Reich sich gegen ihn entschieden, als der König gegen die Heere fast ganz Europas Front zu machen hatte, trat diese Rücksicht gänzlich in den Hintergrund. Jetzt kam es darauf an, im Kampfe um die Existenz, Soldaten, Geld und Korn zu schaffen, und da war ihm die Feindschaft eines Landes, welches, wie Mecklenburg überreiche Hilfsquellen bot, erwünschter als dessen Bundesgenossenschaft. Letztere hätte ihn moralisch gezwungen, sich mit dem Beistande einer Hand voll Soldaten und mäßig bemessenen Geld- und Naturallieferungen zu begnügen; erstere gestattete ihm das Land nach allen Richtungen hin auf das Äußerste auszunutzen. Deshalb versuchte der König während des ganzen Krieges auch niemals, den Herzog zum Abschluß eines Bündnisses oder eines Vergleiches zu bewegen, und seine Befehlshaber mußten sich, um der herzoglichen Regierung keine Gelegenheit zu Unterhandlungen mit der Krone Preußens zu bieten, mit ihrer Forderung direkt an die Stände des Landes wenden.

1) In der Anführung der Kriegsschäden der einzelnen Jahre sind Schillinge und Pfennige nicht mit in Ansatz gebracht worden.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Mecklenburg und der 7jährige Krieg