Der Weltkrieg und die Judenfrage.

Autor: Kreppel, Jonas (1874-1940 im Konzentrationslager in Buchenwald) österreichisch-jüdischer Schriftsteller und Publizist, Erscheinungsjahr: 1915

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Juden, Judentum, Russland, Russen, Judenfrage, Weltkrieg, Patriotismus, jüdisches Leben, Ostjuden, Tapferkeit, Heldenmut, Pogrome, Hass, Antisemitismus, Heuchelei, Frieden, Freiheit, Völker, Habsucht, Judenschaft,
Bereits im Jahre 1935 warnte Jonas Kreppel in seiner Anti-Hitler-Schrift 1935 vor einem Nachgeben der Westmächte gegenüber den außenpolitischen Forderungen NS-Deutschlands und damit vor einem bevorstehenden großen Krieg. Diese Schrift wurde von den Nationalsozialisten auf die „Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums“ gesetzt.

Jonas Kreppel selbst wurde unmittelbar nach dem „Anschluss Österreichs“ im Mai 1938 verhaftet und zunächst ins Konzentrationslager Dachau (Juli 1938) und dann nach Buchenwald (September 1938) überführt, wo er nach zweijähriger Zwangsarbeit („Vernichtung durch Arbeit“) an Erschöpfung starb. Seine Asche wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof / Israelitische Abteilung beigesetzt.

In der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem wird seiner als Opfer der Shoah in der „Halle der Namen“ gedacht.

Jonas Kreppel steht durch seine politischen Publikationen für die Vereinbarkeit von jüdischem Glauben und österreichischem Staatsbürgertum. Als streng orthodoxer Jude äußerte er gewisse Vorbehalte gegenüber dem politisch-säkularen Zionismus. Für eine Besiedlung Palästinas durch „glaubenstreue“ Juden setzte er sich ebenso ein wie für ein Verbleiben in der „Diaspora“, das mit der Forderung nach einem gleichberechtigten Zusammenleben von Juden und Nichtjuden in ihren jeweiligen Heimatländern verbunden war. Vor allem durch seine enzyklopädischen Erforschungen, z. B. durch seine Mitarbeit am Jüdischen Lexikon, internationaler Judaica wie für seine Sammlungen und Editionen ostjüdischer Legenden in deutscher und jiddischer Sprache erlangte er literarhistorische Bedeutung. [wikipedia]

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Glaubensstark und voller Weihe
Ist des Juden Kaisertreue.

Der Krieg gegen Russland ist für
die Juden ein "heiliger Krieg".


      Der Reinertrag ist zu Gunsten der jüdischen Flüchtlinge aus Galizien und der Bukowina gewidmet.
      Dem Andenken der tapferen jüdischen Helden, welche auf dem Felde der Ehre ihr Leben für Kaiser und Vaterland geopfert haben.



            Der Weltkrieg und die Judenfrage.

Volle fünf Monate tobt bereits der so lange vorausgesagte und befürchtete, immer noch hinausgeschobene, aber doch zum Ausbruch gelangte europäische Krieg' Österreich-Ungarn und Deutschland haben denselben trotz aller Friedensliebe, trotz aller bis zu den äußersten Grenzen gehenden Geduld, aufnehmen müssen, um sich gegen die russischserbischen Quertreibereien, französischem Chauvinismus, belgischer Heuchelei und englisch japanischer Habsucht zu verteidigen. Volle fünf Monate tobt bereits dieser gewaltige Kampf, in welchem die Heere der verbündeten Zentralmächte Wunder der Tapferkeit und des Heldenmutes leisten. Noch immer ist das endgültige Resultat dieses gewaltigen Ringens, in welchem die meisten Völker Europas, Asiens und Afrikas beteiligt sind und in welchem ca. 20 Millionen Soldaten ihre Waffen kreuzen, ebenso wie die Folgen dieses Weltkrieges, unabsehbar und unübersehbar.

Eines jedoch ist sicher; wie immer das Resultat dieses Krieges ausfallen sollte, wird dasselbe ganz gewaltige Umwälzungen im politischen, ökonomischen und geistigen Leben der Völker zur Folge haben und die wichtigsten Probleme der modernen Welt werden Lösungen, Umwälzungen, Neugestaltungen und Neugruppierungen erfahren.

In der großen Reihe dieser Probleme darf die sog. Judenfrage wohl nicht in allerletzter Linie gestellt werden. Die Judenfrage ist ja bekanntlich ein Problem, welches von jeder Umwälzung, von jeder politischen, geistigen und sozialen Strömung berührt und beeinflusst wird und sehr treffend erklärte ein bekannter Schriftsteller, es genüge, einen beliebigen Band eines Konversations-Lexikons aufzuschlagen, ein beliebiges Schlagwort zu wählen und demselben die Worte „und die Juden" hinzufügen, um ein entsprechendes Thema nicht bloß für einen Aufsatz, sondern zuweilen auch für ein ganzes Buch zu finden.

Wenn nun fast zwischen jedem wichtigen Worte, Begriffe oder Erscheinung des Lebens und der Judenfrage ein causalnexus sich konstruieren lässt, um so eher ist der Zusammenhang derselben mit dem gegenwärtigen Weltkriege unwillkürlich gegeben. Der Weltkrieg und die Judenfrage greifen tief ineinander. Das Resultat des ersteren wird auch entscheidend für das Schicksal der letzteren sein.

Und um es gleich zu sagen: die Juden der ganzen Welt sind daran interessiert, dass das gegenwärtige blutige Ringen mit dem Siege Österreich-Ungarns und Deutschlands endige. Ohne dass zwischen den Juden und den europäischen Zentralmächten jemals irgendwelcher Allianzvertrag abgeschlossen worden wäre, ist doch für die Juden der „casus foederis" gegeben und die Judenschaft aller Länder wünscht den Sieg ihrer natürlichen Verbündeten herbei.

Von den zwölf Millionen Juden, die gegenwärtig gezählt werden, nehmen ca. zehn Millionen im gegenwärtigen Weltkriege direkten Anteil. Ohne Übertreibung lässt sich sagen, dass ca. 3/4 Million jüdischer Soldaten in den Armeen der kriegsführenden Staaten kämpfen.

Jedoch nicht dieser Umstand allein kommt hier in Betracht. Nicht darum handelt es sich, wie viel jüdische Leichen die Schlachtfelder bedecken, wie viel jüdische Witwen und Waisen zurückbleiben, wie viel jüdisches Familienglück zerstört und vernichtet, wie viel gesunde, kräftige Juden verkrüppelt werden. Es handelt sich um eine viel bedeutendere Sache, um ein viel tieferes und weitgehenderes Problem, es handelt sich um die Zukunft der Juden.

Für die Juden Österreich-Ungarns und Deutschlands kommt hierbei noch ein ganz spezieller Umstand in Betracht. Die beiden europäischen Zentralmächte zählen nach Russland die meisten jüdischen Bürger unter allen europäischen Staaten. In diesen beiden Kaiserreichen ist auch die Emanzipation der Juden in der weitgehendsten Bedeutung dieses Wortes zur Durchführung gelangt. Der Kampf gegen das finstere, barbarische Russland muss für jeden Juden geradezu als „heiliger Krieg" angesehen werden. Im Vergleich mit dem Los ihrer Brüder im Zarenreiche können die Juden Österreich-Ungarns und Deutschlands erst recht deutlich die eigene Position wertschätzen. Der Sieg Österreich-Ungarns und Deutschlands über Russland bedeutet für die Juden ganz speziell den Sieg des Lichtes über die Finsternis, der Humanität über mittelalterlicher Barbarei. den höchsten Triumph von Freiheit und Gerechtigkeit.

greiser Jude aus dem Osten Europas

greiser Jude aus dem Osten Europas

greiser Jude aus dem Osten Europas 02

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greiser Jude aus dem Osten Europas 03

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greiser Jude aus dem Osten Europas 04

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greiser Jude aus dem Osten Europas 07

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greiser Jude aus dem Osten Europas 08

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junge jüdische Frau

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jüdisches Mädchen

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