Israel und die Völker
Eine Übersicht der Geschichte der Juden bis auf unsere Zeit
Autor: Isaak da Costa Dr. (1798-1860) Holländisch-jüdischer Dichter und Schriftsteller, Erscheinungsjahr: 1855
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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Juden, Judentum, Israel, Nation, Volk, Geschichte der Juden, Jerusalem, Babylon, Ägypten, Vertreibung, Judenhass, Antisemitismaus, Religion, Glauben, Kirche, Reformation, Reformationszeit, Reformationszeitalter, Luther, Hutten, Mittelalter, Karl der Große, Kreuzzüge,
Seit meiner frühesten Jugend war mir die Geschichte der Juden immerwährend ein Gegenstand, der mich interessierte, dem ich nachdachte, den ich studierte. Es war ein entscheidender Augenblick für mein späteres inneres Leben, als ich, mitten unter vielfacher Berührung mit Unglauben und Spott, endlich, nach allmählichem Lichte, zur vollen Gewissheit gelangte, dass die Geschichte Israels und seiner Väter, wie wir sie in der Bibel besitzen, keine künstlich erdichtete Fabel sein könne. Zwei große Lichtpunkte blieben mir von dem Augenblick an, da mir dieses Studium wichtig und später teuer geworden war, in meinem Herzen fest: bei Gott ist kein Ding unmöglich! — unmöglich hingegen, menschlich und sittlich unmöglich wäre eine so aneinandergereihte, konsequent fortgeführte, mit allerlei unleugbaren Wahrheiten auf allen Seiten übereinstimmende Dichtung, für welche man sie annehmen muss, sobald man die unbedingte Wahrheit der biblischen Erzählung als historische Wirklichkeit abweist. Auf diesem Wege kam ich endlich zur vollen Erkenntnis, der göttlichen Wahrheit der neutestamentlichen Offenbarung, indem es unterdes meinem Geiste klar wurde, dass allein hierin die Erfüllung Alles dessen zu finden sei, was die Propheten Israels von einem leidenden sowohl als verherrlichten Messias und Erlöser verkündigt haben.
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Inhaltsverzeichnis
Israel und Edom
Israel und Moab
Israel und die Phönizier
Israel und Syrien
Israel und die Assyrer
Die zehn Stämme
Die babylonische Gefangenschaft
Die Juden in Babylon
Cyrus, die Juden in Persien
Alexander der Große und die griechischen Juden
Die Juden im makedonischen Ägypten
Die Juden zu Rom
Die Juden in ihrem Lande zur Zeit des zweiten Tempels
Die Juden und die Römer
Die Juden und das Evangelium Jesu Christi
Jerusalem und Rom
Der Geschichtsschreiber Flavius Josephus
Jerusalem und Rom
Jerusalem bis auf diesen Tag
Zweites Buch. Einleitung
Tiberias, Mischna und Gemara
Der Talmut, Massorah und Kabbalah
Östliche und westliche Verbannung
Die Juden im römischen Kaiserreich
Die Juden seit Konstantin
Die Juden im griechischen Kaiserreich
Die Juden in Persien und Babylonien
Die Juden in Arabien
Die Juden und Mohamed
Die Juden und die Bekenner des Islam
Die Juden auf der Küste von Malabar
Die Juden in Hindostan
Die Juden in China
Die Juden und die Goten
Die Juden und die Franken
Die Juden und Karl der Große
Die Juden und Ludwig der Fromme
Die Juden und die Normannen
Die Juden und die Kreuzzüge
Die Juden und Abt Bernhard von Clairvaux
Es war jedoch nicht sowohl die biblische Geschichte des Volkes Israels, worauf sich meine Untersuchungen zuerst erstreckten und zu deren Erforschung ich mich besonders hingezogen fühlte. Es war vielmehr die spätere Geschichte, es waren die Schicksale des zerstreuten, über die ganze Erde verbannt dahinziehenden Israels, womit sich zuerst mein Herz und Verstand beschäftigten. Die Frage nach der Ursache dieser beispiellosen Erscheinung, dass Israel als Nation besteht, lange nachdem es aufgehört hat, in staatsrechtlichem Sinne eine Nation zu heißen, — und die Verwunderung über diese sonderbare Erscheinung, wovon ich durch meine eigene Abkunft ein Teil war —: sie leiteten mich zuletzt zu der einzigen Auflösung so vieler Lebensfragen, die mir seitdem die höchsten, teuersten und heiligsten geworden sind. Diese Auflösung war — der Glaube an einen persönlichen Gott, der sich persönlich und menschlich den Menschen bekannt gemacht hat, ihnen erschienen ist und sich geoffenbart hat.
Ja, selbst in der späteren Geschichte Israels, welche mit dem Untergang des alten Vaterlandes ihren Ausgang nimmt, war es wieder eine ganz besondere Einzelheit, woran sich meine Fragen und Forschungen knüpften: nämlich die Erforschung des jahrhundertelangen Aufenthalts der Juden auf der spanischen Halbinsel und ihrer Zerstreuung, auch von da aus, über die Welt seit 1492 und 1495. So wurde ich durch die allezeit überraschenden und beschämenden Führungen des HErrn, den meine Seele anbetete, durch die Untersuchung, so zu sagen einer Familienangelegenheit, aufwärts geleitet bis zu Abraham und wieder abwärts bis zu Jesu Christo, dem Sohne Abrahams, dem Sohne Davids, Israels Messias und Erlöser und aller Völker Heil.
Und auch nachdem mir das Buch der Bücher, worin Israels Weg und Schicksal vor seiner allgemeinen Zerstreuung beschrieben liegt, der reichste und für mein Herz einzig wesentliche Schatz der Erkenntnis geworden war, blieb der spätere und neuere Teil der Geschichte meines Volkes bis auf diesen Tag für mich fortan ebenso anziehend, als eine Fülle großer Lehren enthaltend. Er wurde mir auch, nachdem ich tiefer in die Einzelheiten eingedrungen war und ihre Übereinstimmung, sowohl mit den Aussprüchen des Wortes Gottes, als mit dem Laufe von achtzehn Jahrhunderten durchschaut hatte, in demselben Maße ein stets auffallenderes Zeugnis der göttlichen Wahrheit der beiden Testamente, — eine stets genügendere Apologie, insbesondere des Evangeliums im neuen Testamente, — ein stets entsprechenderer Beweis von dem wesentlichen Inhalt der bereits erfüllten Weissagungen, — ein stets gewisserer Bürge für die zukünftige Verwirklichung der noch unerfüllten.
Auch ohne diese kurze Andeutung oder Erwähnung dessen, was das Studium der Geschichte meines Volkes für mich selbst war, wird niemand, der mich kennt, von dieser hier dargebotenen Übersicht etwas Anderes erwartet haben, als dass sie die Ereignisse betrachtet und als ein in sich selbst zusammenhängendes Ganze gruppiert vom Standpunkte des positiven Christentums aus. Aber gerade darum mag diese meine Übersicht meinen Brüdern nach dem Fleische vielleicht Torheit, ja hier und da Ärgernis sein; doch wird sie nimmermehr Etwas sein, was auch für ihr Gefühl des Kennzeichens der gleichen Nationalität des Schriftstellers entbehren wird. Ich blieb dennoch — nein! ich wurde erst recht ein — Israelite, als ich, durch die Gnade des Gottes und Seligmachers meiner Väter, mich als Christen bekannte.
Und nun möge das Werk für sich selbst sprechen, d. h. die Anschauung, welcher es seinen Ursprung verdankt, klar machen und die Art und Weise, wie es diese Anschauung zu vollziehen strebt, nach Kräften rechtfertigen. Der Erwartung, als ob es eine regelrechte vollständige Geschichte der Juden sein solle, wird schon genügend, wie ich hoffe, sein Titel: Übersicht, vorbeugen. Ich glaube, dass man für eine vollständige Geschichte der achtzehn Jahrhunderte von Israels Verbannung in unsern Tagen noch nicht viel weiter gekommen ist, als zum Beibringen oder Aufweisen der Baumaterialien derselben. Meine Behandlung des angekündigten Gegenstandes ist bloß ein Griff in das noch zu wenig geordnete Chaos, ein Griff jedoch, der, wenn einigermaßen gelungen, einen wesentlichen Anfang zur Erreichung des Ziels vorstellen kann. Er enthält die Beobachtung und Hinweisung auf das genaue Verhältnis, welches Gott sowohl in gegenseitiger Anziehung als Abstoßung zwischen Israel und den übrigen Völkern der Erde festgesetzt hat, und das sich in größter Verschiedenheit von Formen und Zeiten in der älteren und neueren jüdischen Geschichte offenbart. Er enthält die Erklärung der Erscheinung der Person Christi, um dessen willen Israel einst von allen Völkern der Erde abgesondert worden ist, durch welchen es einmal mit allen Völkern, zur Erreichung schließlicher Endzwecke für das Schicksal der ganzen Welt, wieder vereinigt werden soll.
Vier Bücher werden für die Übersicht, wie wir sie uns vorstellen, genügen.
Das erste Buch soll uns die Geschichte der Juden, sowohl innerhalb als außerhalb ihres Landes, in den großen Zeiträumen bis auf den Fall Jerusalems vorführen und zugleich die Zustände vor Augen stellen, die Jerusalem auch nach seinem Untergang als Tempelstadt durchgemacht hat.
Das zweite ist bestimmt, uns die Juden in ihrer zwiefachen Verbannung, sowohl im Morgen- als im Abendlande, kennen zu lernen, und uns ihren verschiedenen Verkehr mit den Volksstämmen von vier Weltteilen vor Augen zu stellen.
Das dritte hat zum Gegenstand den Teil der neuen jüdischen Geschichte, zu deren Untersuchung mich mein frühestes Interesse drang, für welche Familien- und Verwandtschaftsverhältnisse mir zuerst wichtige Quellen eröffneten. Es ist dies der spanisch- und portugiesisch-jüdische Teil der Geschichte der Fremdlingsschaft Israels.
Das vierte soll die Juden in ihrem Verhalten zu der Reformation des sechszehnten Jahrhunderts bis zu der Revolution des achtzehnten betrachten, bis zu den großen gesellschaftlichen Bewegungen des neunzehnten, und endlich bis zu der im Worte Gottes angekündigten Zukunft seines Königreichs, bis zur Wiederkunft Jesu Christi, des Königs der Juden, in Herrlichkeit.
Später vielleicht liefert eine Fortsetzung dieser Übersicht neue Materialien für die Geschichte der Juden in einer Sammlung von besonderen Begebenheiten, von ächten Piecen und authentischen Überlieferungen, welche wir in den Plan des hier gelieferten Werkes nicht aufnehmen konnten, ohne die Einheit und den Zusammenhang desselben zu stören.
Amsterdam im Juni 1848.
Da Costa.
Ja, selbst in der späteren Geschichte Israels, welche mit dem Untergang des alten Vaterlandes ihren Ausgang nimmt, war es wieder eine ganz besondere Einzelheit, woran sich meine Fragen und Forschungen knüpften: nämlich die Erforschung des jahrhundertelangen Aufenthalts der Juden auf der spanischen Halbinsel und ihrer Zerstreuung, auch von da aus, über die Welt seit 1492 und 1495. So wurde ich durch die allezeit überraschenden und beschämenden Führungen des HErrn, den meine Seele anbetete, durch die Untersuchung, so zu sagen einer Familienangelegenheit, aufwärts geleitet bis zu Abraham und wieder abwärts bis zu Jesu Christo, dem Sohne Abrahams, dem Sohne Davids, Israels Messias und Erlöser und aller Völker Heil.
Und auch nachdem mir das Buch der Bücher, worin Israels Weg und Schicksal vor seiner allgemeinen Zerstreuung beschrieben liegt, der reichste und für mein Herz einzig wesentliche Schatz der Erkenntnis geworden war, blieb der spätere und neuere Teil der Geschichte meines Volkes bis auf diesen Tag für mich fortan ebenso anziehend, als eine Fülle großer Lehren enthaltend. Er wurde mir auch, nachdem ich tiefer in die Einzelheiten eingedrungen war und ihre Übereinstimmung, sowohl mit den Aussprüchen des Wortes Gottes, als mit dem Laufe von achtzehn Jahrhunderten durchschaut hatte, in demselben Maße ein stets auffallenderes Zeugnis der göttlichen Wahrheit der beiden Testamente, — eine stets genügendere Apologie, insbesondere des Evangeliums im neuen Testamente, — ein stets entsprechenderer Beweis von dem wesentlichen Inhalt der bereits erfüllten Weissagungen, — ein stets gewisserer Bürge für die zukünftige Verwirklichung der noch unerfüllten.
Auch ohne diese kurze Andeutung oder Erwähnung dessen, was das Studium der Geschichte meines Volkes für mich selbst war, wird niemand, der mich kennt, von dieser hier dargebotenen Übersicht etwas Anderes erwartet haben, als dass sie die Ereignisse betrachtet und als ein in sich selbst zusammenhängendes Ganze gruppiert vom Standpunkte des positiven Christentums aus. Aber gerade darum mag diese meine Übersicht meinen Brüdern nach dem Fleische vielleicht Torheit, ja hier und da Ärgernis sein; doch wird sie nimmermehr Etwas sein, was auch für ihr Gefühl des Kennzeichens der gleichen Nationalität des Schriftstellers entbehren wird. Ich blieb dennoch — nein! ich wurde erst recht ein — Israelite, als ich, durch die Gnade des Gottes und Seligmachers meiner Väter, mich als Christen bekannte.
Und nun möge das Werk für sich selbst sprechen, d. h. die Anschauung, welcher es seinen Ursprung verdankt, klar machen und die Art und Weise, wie es diese Anschauung zu vollziehen strebt, nach Kräften rechtfertigen. Der Erwartung, als ob es eine regelrechte vollständige Geschichte der Juden sein solle, wird schon genügend, wie ich hoffe, sein Titel: Übersicht, vorbeugen. Ich glaube, dass man für eine vollständige Geschichte der achtzehn Jahrhunderte von Israels Verbannung in unsern Tagen noch nicht viel weiter gekommen ist, als zum Beibringen oder Aufweisen der Baumaterialien derselben. Meine Behandlung des angekündigten Gegenstandes ist bloß ein Griff in das noch zu wenig geordnete Chaos, ein Griff jedoch, der, wenn einigermaßen gelungen, einen wesentlichen Anfang zur Erreichung des Ziels vorstellen kann. Er enthält die Beobachtung und Hinweisung auf das genaue Verhältnis, welches Gott sowohl in gegenseitiger Anziehung als Abstoßung zwischen Israel und den übrigen Völkern der Erde festgesetzt hat, und das sich in größter Verschiedenheit von Formen und Zeiten in der älteren und neueren jüdischen Geschichte offenbart. Er enthält die Erklärung der Erscheinung der Person Christi, um dessen willen Israel einst von allen Völkern der Erde abgesondert worden ist, durch welchen es einmal mit allen Völkern, zur Erreichung schließlicher Endzwecke für das Schicksal der ganzen Welt, wieder vereinigt werden soll.
Vier Bücher werden für die Übersicht, wie wir sie uns vorstellen, genügen.
Das erste Buch soll uns die Geschichte der Juden, sowohl innerhalb als außerhalb ihres Landes, in den großen Zeiträumen bis auf den Fall Jerusalems vorführen und zugleich die Zustände vor Augen stellen, die Jerusalem auch nach seinem Untergang als Tempelstadt durchgemacht hat.
Das zweite ist bestimmt, uns die Juden in ihrer zwiefachen Verbannung, sowohl im Morgen- als im Abendlande, kennen zu lernen, und uns ihren verschiedenen Verkehr mit den Volksstämmen von vier Weltteilen vor Augen zu stellen.
Das dritte hat zum Gegenstand den Teil der neuen jüdischen Geschichte, zu deren Untersuchung mich mein frühestes Interesse drang, für welche Familien- und Verwandtschaftsverhältnisse mir zuerst wichtige Quellen eröffneten. Es ist dies der spanisch- und portugiesisch-jüdische Teil der Geschichte der Fremdlingsschaft Israels.
Das vierte soll die Juden in ihrem Verhalten zu der Reformation des sechszehnten Jahrhunderts bis zu der Revolution des achtzehnten betrachten, bis zu den großen gesellschaftlichen Bewegungen des neunzehnten, und endlich bis zu der im Worte Gottes angekündigten Zukunft seines Königreichs, bis zur Wiederkunft Jesu Christi, des Königs der Juden, in Herrlichkeit.
Später vielleicht liefert eine Fortsetzung dieser Übersicht neue Materialien für die Geschichte der Juden in einer Sammlung von besonderen Begebenheiten, von ächten Piecen und authentischen Überlieferungen, welche wir in den Plan des hier gelieferten Werkes nicht aufnehmen konnten, ohne die Einheit und den Zusammenhang desselben zu stören.
Amsterdam im Juni 1848.
Da Costa.
Ein schwarzer Scheich.
arabisches Ehepaar auf der Reise
Zwei stolze Araber.
Straßenhändler
auf dem Kamelmarkt
Der Korn- und Weinjude (aus einem satirischen Flugblatt)
Schwörende Juden vor Gericht
Judenfriedhof in Fürth im 18. Jahrhundert
Jüdischer Hausierer zu Nürnberg 1790
Plünderung der Judengasse in Frankfurt 1614