Mennonitentum in der Ukraine

Schicksalsgeschichte Sagradowkas
Autor: Dietrich Neufeld, Navall Dederich 1886-1958, Erscheinungsjahr: 1922

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Ukraine, Russland, Schwarzes Meer, Kuban, Don, Tschernigow, Kiew, Charkow, Poltawa, Podolien, Kaukasus,
Das russische Reich hat seit seiner Entstehung selten geordnete Zustände gehabt. Die Entwicklung dieses Staates war nie eine glückliche. Oft verhinderten schicksalsschwere fremde Einwirkungen ein harmonisches Gedeihen, zum Beispiel während der Tatarenzeit vom 13. bis 15. Jahrhundert. Sehr oft jedoch wurde dem russischen Volke Unglück verursacht von Männern, die bestellt waren, den Staat zu lenken.

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Einige Jahrzehnte vor dem Weltkrieg begann das Volk allgemein zu merken, dass die Beherrscher Russlands Ruhm und Größe nicht darin suchten, sein soziales Wohlbefinden zu heben, sondern nur an die Ausdehnung der geographischen Grenzen des Reiches dachten. Auch die hungernden Bauern wünschten ihre Scholle zu vergrößern, aber nicht zu Ungunsten der Nachbarreiche, sondern auf Kosten der Großgrundbesitzer, deren Felder sie jahraus, jahrein bearbeiteten, ohne einen Nutzen davon zu haben. Diesem begreiflichen Volksbegehren gegenüber verhielten sich die Machthaber dauernd feindlich. Hass aber erzeugt Gegenhass.

So wurde die Revolution die notwendige Folge einer verkehrten Politik.

Die Geschichte aller Völker lehrt, dass Revolutionen nur dann entstehen, wenn die notwendige, natürliche Entwicklung gehemmt wird. Und sie werden umso verhängnisvoller, je mehr die Entwicklung aufgehalten und je weniger die Volksmasse der Bildung zugeführt worden ist. Demzufolge musste die russische Revolution verhängnisvoll werden. Das ist tatsächlich eingetroffen.

Verwirrung der Gemüter, Verrohung der Instinkte, bedauerliche Unwissenheit, aufgepeitschte Leidenschaften, — alles das waren augenfällige Erscheinungen beim Ausbruch der Revolution. Sie machten während der Übergangszeit zu neuen Zuständen ein ordnungsmäßiges Leben unmöglich. Das Alte war unwiederbringlich vergangen, und ein neues Leben mit ihm entsprechenden Gesetzen konnte nicht also gleich anerkannte Geltung finden. Die große Bewegung wuchs auch ihren neuen Führern über den Kopf, und so herrschte zeitweilig jenes Chaos, jene Anarchie, die wie ein verheerender Wirbelwind im Lande wüstete und die Menschen zu Hunderten und Tausenden — Schuldige mit Unschuldigen — dahinraffte.

In Kiew erschien die erste Proklamation des Bundesrates

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Odessa

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