VI. Schlussbetrachtung.

Die große Trübsal hat alle Mennoniten in Sagradowka tief aufgerüttelt. Sie müssten geläutert den Entschluss fassen, ein neues besseres Leben zu beginnen. Aber jeder Menschenkenner weiß, dass auch der beste Vorsatz unausführbar bleibt, wenn der Mensch nur ein Andachtschrist zu sein vermag und sich nicht tatsächlich übt im Werkchristentum. Dies bedingt eine tiefe ethische Weltanschauung, einen im Guten unbeugsamen Willen, eine unnachsichtige Selbstkritik und ein Handeln, das sich jederzeit verantworten kann.

Diese Stufe ethischer Kultur ist leider bei den Mennoniten Sagradowkas noch nicht vorhanden.


Die gegenwärtige Notlage Sagradowkas ist deshalb nicht nur darin begründet, dass durch Machno ein ganzes Dorf ausgerottet wurde, viele Menschen verwaist, verwitwet und obdachlos geworden sind, sondern auch in der ethisch-sozialen Hilflosigkeit.

Neuerdings verschärft sich das Elend noch durch die Hungersnot, die auch in Sagradowka immer mehr in den Vordergrund tritt. Vielleicht werden die Mennoniten Amerikas, auf deren Veranlassung ich dieses Manuskript veröffentliche, auch an Sagradowka denken, wenn sie an der Linderung der russischen Not arbeiten.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Mennonitentum in der Ukraine