Gedicht

Ich suchte Dich!

Wir waren draußen auf dem Friedenshof.
Da ist ein Massengrab schwarz aufgeschüttet.
Ich lese oftmals alle Tafeln ab
Und bebe, wenn der einen ich mich nahe,
Die ich zwar suchen, doch nicht finden wollte.
Heinrich Neufeld liegt an diesem Ort begraben.
Das Auge irrt, die Schrift verlischt. Der
Atem stockt — das Sein wird zum Problem.
Und lauschend höre ich, wie Schritte gehn:
Er ist's! er will zu mir, weil ich ihn suchte!“
Ich warte bang . . . . Minuten werden Ewigkeit!
Ein Flügelschlag! Dann Stille ringsherum.
Die Dohle hat am dürren Ast gehackt.
Ich wende mich zurück. Das Grab liegt hinter mir.
Die Sehnsucht täuscht mir vor: Sein Tod ist nur ein Traum.
Daheim will ich ihn wiederfinden! —
Ich fand ihn nicht. Und öde wurde mir die Welt.
O Mörder, höre ewigfort: gib her das Leben!
Was tatest du, o armer Wicht!
Vor deine Seele treten seine Kinder.
Erträgst du ihren schmerzgetränkten Blick?
Und sieh, sein Weib tritt gramgebleicht hinzu.
Wo willst du Ruhe finden vor dem Fluch der Tat!
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Mennonitentum in der Ukraine