Rügensch-Pommersche Geschichten aus sieben Jahrhunderten (Bd. II)
Band II. Stralsund und Greifswald im Jahrhundert der Gründung
Autor: Fock, Otto Heinrich Friedrich (1819-1872) deutscher Theologe und Historiker, Erscheinungsjahr: 1862
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Landeskunde, Greifswald, Stralsund, 13. Jahrhundert, Mittelalter, Ritter, Ritterwesen, Religionskriege, Kreuzritter
Dem zweiten Heft Rügensch-Pommerscher Geschichten, welches ich hiermit dem Publikum vorlege, habe ich wenige Bemerkungen voranzuschicken.
Im dreizehnten Jahrhundert fehlt es der Geschichte unserer Gegenden an hervorragenden Episoden, die sich für eine ausführlichere historische Darstellung eigneten. Zwar ist der verwüstende Krieg, mit dem der Rügensche Fürst Jaromar II. bald nach der Mitte des Jahrhunderts die Dänischen Inseln überzog, unzweifelhaft ein Ereignis von dem höchsten Interesse; aber die uns davon gebliebene Kunde ist so äußerst mangelhaft und fragmentarisch, dass die ganze Darstellung bequem auf einer oder ein paar Seiten Statt finden würde. Und ähnlich wie hiermit steht es mit andern Episoden der Art, wie mit der Beteiligung des Fürsten Wizlaw II. von Rügen an den Kämpfen gegen die Brandenburger Markgrafen.
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Im dreizehnten Jahrhundert fehlt es der Geschichte unserer Gegenden an hervorragenden Episoden, die sich für eine ausführlichere historische Darstellung eigneten. Zwar ist der verwüstende Krieg, mit dem der Rügensche Fürst Jaromar II. bald nach der Mitte des Jahrhunderts die Dänischen Inseln überzog, unzweifelhaft ein Ereignis von dem höchsten Interesse; aber die uns davon gebliebene Kunde ist so äußerst mangelhaft und fragmentarisch, dass die ganze Darstellung bequem auf einer oder ein paar Seiten Statt finden würde. Und ähnlich wie hiermit steht es mit andern Episoden der Art, wie mit der Beteiligung des Fürsten Wizlaw II. von Rügen an den Kämpfen gegen die Brandenburger Markgrafen.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung. Allgemeiner Charakter des dreizehnten Jahrhunderts. Das Abendland und seine Haupt-Staaten
- Die Städte, ihre Bedeutung und Machtentwicklung, namentlich in Deutschland
- Deutsche Ansiedelungen in den östlichen Grenzländern. Magdeburgisches und Lübisches Recht
- Germanische Kolonisation in den Rügensch-Pommerschen Ländern durch Fürsten und Kirche gefördert
- Stralsund, seine Gründung, älteste Schicksale und fernere Entwicklung
- Greifswald von seiner Entstehung bis zum Ausgang des Jahrhunderts
- Kleinere Rügensch - Pommersche Städte: Loitz, Barth, Damgarten, Tribsees, Grimmen, Garz, Gegensatz der späteren Schöpfungen Bergen und Franzburg
- Verfassung, Recht, Sitte, Verbrechen und Strafen in den Städten
- Handel und Schifffahrt
- Hemmnisse und Gefahren des Verkehrs, Assoziationen der Kaufleute und Städte. Stralsund und Greifswald als Mitglieder des Lübisch-Norddeutschen Städtebundes. Schluss
- Die ältesten chronikalischen und urkundlichen Nachrichten über die Gründung und die ersten Schicksale der Stadt Stralsund
- Die ältesten chronikalischen Nachrichten und Urkunden über die Gründung der Stadt Greifswald
- Eine alte Greifswalder Zollrolle aus der zweiten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts
Anhang
Dennoch durfte das dreizehnte Jahrhundert in der Reihe der von mir beabsichtigten Darstellungen aus unserer heimatlichen Geschichte nicht unrepräsentiert bleiben. Gerade dies Jahrhundert ist von grundlegender Bedeutung für unsere ganze spätere Entwicklung gewesen, und jede Darstellung aus der letzteren würde ohne Unterbau in der Luft schweben, wenn hier eine Lücke gelassen würde.
So beschloss ich bei dem Mangel einer geeigneten Episode aus der Gesamtheit des historischen Stoffs dieser Periode eine bestimmte Gruppe von Erscheinungen herauszuheben, welche, an sich von hervorragender Wichtigkeit für die ganze Gestaltung unserer heimischen Zustände, in der Darstellung die für meinen Zweck erforderliche Begrenzung und Abschließung gestattete. Es ist die Begründung und erste Entfaltung unserer städtischen Deutschen Gemeinwesen, Stralsund und Greifswald an ihrer Spitze. Es fehlt hier allerdings der romantische Schimmer und die fast dramatische Entwicklung, wodurch die Geschichte von dem Untergang des Heidentums auf Rügen so anziehend ist; aber dafür bietet unser diesmaliges Thema ein tiefes und reichhaltiges kulturhistorisches Interesse; es ist fürwahr kein schlechtes Stück Arbeit, welches Deutscher Fleiß und Deutsche Tatkraft auch in unserer Heimat durch die Schöpfung städtischer Gemeinwesen inmitten einer fremden Nationalität vollbracht haben.
Dass ich für meine Darstellung die gründlichen Spezial-Arbeiten unserer namhaften älteren und neueren Forscher, eines Alb. von Schwartz, Brandenburg, Gesterding, Fabricius, Kosegarten, Barthold und Anderer beständig zu Rate gezogen habe, ist selbstverständlich; doch war dadurch nicht ausgeschlossen, dass ich in manchen Punkten zu abweichenden Resultaten gelangte.
Das hier in Betracht kommende urkundliche Material liegt zwar, soweit es überall noch vorhanden ist, durch die feit etwa einem Jahrhundert veröffentlichten Urkundensammlungen in leidlicher Vollständigkeit vor, wenn es auch namentlich für die Geschichte Greifswalds zu bedauern ist, dass der von Kosegarten, Hasselbach und von Medem herausgegebene Codex diplomaticus Pomeraniae nicht über die Mitte des dreizehnten Jahrhunderts hinausgeführt ist. Die Schwierigkeit für meine Darstellung lag hauptsächlich darin, den spröden Urkundenstoff in Fluss zu bringen, und dadurch auch für einen größeren Leserkreis genießbar zu machen. Es musste zu diesem Ende oft weiter ausgeholt, es mussten Parallelen gezogen, Perspektiven eröffnet, die lokal-historischen Spezialitäten durch verwandte Erscheinungen erläutert und in die Beleuchtung ihrer Zeit gestellt werden.
Und bei alledem blieb immer ein empfindlicher Mangel. Es fehlt in dem Zeitraum, mit dem sich die gegenwärtige Darstellung befasst, für unsere heimische Geschichte durchaus an erzählenden und schildernden Berichten von Zeitgenossen, wie wir sie für die vorige Periode an den Geschichtswerken eines Helmold und Saxo Grammaticus hatten. So einseitig und unvollständig auch solche zeitgenössischen Darstellungen sein mögen: indem sie uns Selbst-Gesehenes, Selbst-Gehörtes, Selbst-Erlebtes vorführen, sind sie es vorzugsweise, die den späteren Geschichtsschreiber in den Stand setzen, das dürre Knochengerüst urkundlicher Daten mit dem Fleisch und Blut wirklichen Lebens zu bekleiden.
Schließlich erfülle ich hier noch die angenehme Pflicht, allen Denjenigen, welche meiner Arbeit irgend wie förderlich gewesen sind, namentlich dem Ratsbibliothekar Herrn Prof. Dr. Zober, meinen besten Dank abzustatten.
Stralsund, im Mai 1862. D. V.
So beschloss ich bei dem Mangel einer geeigneten Episode aus der Gesamtheit des historischen Stoffs dieser Periode eine bestimmte Gruppe von Erscheinungen herauszuheben, welche, an sich von hervorragender Wichtigkeit für die ganze Gestaltung unserer heimischen Zustände, in der Darstellung die für meinen Zweck erforderliche Begrenzung und Abschließung gestattete. Es ist die Begründung und erste Entfaltung unserer städtischen Deutschen Gemeinwesen, Stralsund und Greifswald an ihrer Spitze. Es fehlt hier allerdings der romantische Schimmer und die fast dramatische Entwicklung, wodurch die Geschichte von dem Untergang des Heidentums auf Rügen so anziehend ist; aber dafür bietet unser diesmaliges Thema ein tiefes und reichhaltiges kulturhistorisches Interesse; es ist fürwahr kein schlechtes Stück Arbeit, welches Deutscher Fleiß und Deutsche Tatkraft auch in unserer Heimat durch die Schöpfung städtischer Gemeinwesen inmitten einer fremden Nationalität vollbracht haben.
Dass ich für meine Darstellung die gründlichen Spezial-Arbeiten unserer namhaften älteren und neueren Forscher, eines Alb. von Schwartz, Brandenburg, Gesterding, Fabricius, Kosegarten, Barthold und Anderer beständig zu Rate gezogen habe, ist selbstverständlich; doch war dadurch nicht ausgeschlossen, dass ich in manchen Punkten zu abweichenden Resultaten gelangte.
Das hier in Betracht kommende urkundliche Material liegt zwar, soweit es überall noch vorhanden ist, durch die feit etwa einem Jahrhundert veröffentlichten Urkundensammlungen in leidlicher Vollständigkeit vor, wenn es auch namentlich für die Geschichte Greifswalds zu bedauern ist, dass der von Kosegarten, Hasselbach und von Medem herausgegebene Codex diplomaticus Pomeraniae nicht über die Mitte des dreizehnten Jahrhunderts hinausgeführt ist. Die Schwierigkeit für meine Darstellung lag hauptsächlich darin, den spröden Urkundenstoff in Fluss zu bringen, und dadurch auch für einen größeren Leserkreis genießbar zu machen. Es musste zu diesem Ende oft weiter ausgeholt, es mussten Parallelen gezogen, Perspektiven eröffnet, die lokal-historischen Spezialitäten durch verwandte Erscheinungen erläutert und in die Beleuchtung ihrer Zeit gestellt werden.
Und bei alledem blieb immer ein empfindlicher Mangel. Es fehlt in dem Zeitraum, mit dem sich die gegenwärtige Darstellung befasst, für unsere heimische Geschichte durchaus an erzählenden und schildernden Berichten von Zeitgenossen, wie wir sie für die vorige Periode an den Geschichtswerken eines Helmold und Saxo Grammaticus hatten. So einseitig und unvollständig auch solche zeitgenössischen Darstellungen sein mögen: indem sie uns Selbst-Gesehenes, Selbst-Gehörtes, Selbst-Erlebtes vorführen, sind sie es vorzugsweise, die den späteren Geschichtsschreiber in den Stand setzen, das dürre Knochengerüst urkundlicher Daten mit dem Fleisch und Blut wirklichen Lebens zu bekleiden.
Schließlich erfülle ich hier noch die angenehme Pflicht, allen Denjenigen, welche meiner Arbeit irgend wie förderlich gewesen sind, namentlich dem Ratsbibliothekar Herrn Prof. Dr. Zober, meinen besten Dank abzustatten.
Stralsund, im Mai 1862. D. V.