Germanische Kolonisation in den Rügensch-Pommerschen Ländern durch Fürsten und Kirche gefördert

In diesen Zusammenhang der ganzen Zeit und ihrer Erscheinungen hat man sich zu versetzen, wenn man die Entstehungsweise und das rasche Emporblühen der Städte in dem heutigen Neu-Vor-Pommern, namentlich Stralsunds und Greifswalds als der beiden vornehmsten städtischen Zentralpunkte unserer Gegenden in ihrer ganzen Bedeutung verstehen und würdigen will.

Das Fürstentum Rügen hatte unter Dänischer Oberherrlichkeit im Laufe der letzten Jahrzehnte des 12. Jahrhunderts seine Grenzen bis in die Nähe von Wolgast und gegen die Peene hin ausgedehnt, und nach mancherlei Wechsel des Waffenglücks, als seit der Mitte des 13. Jahrhunderts das Verhältnis zu Pommern einen ruhigeren und stabileren Charakter angenommen hatte, blieben ihm auf dem Festlande die nordwestlichen Landschaften Barth und Tribsees mit dem Rik-Fluss, bei Greifswald, als Grenze gegen Südosten, und im letzten Viertel des Jahrhunderts kam noch als Abrundung die Herrschaft Loitz hinzu, die etwa fünfzig Jahre lang an dem kleinen Dynastengeschlecht der Gadebusch ihre eigenen Herren gehabt hatte.


Im Anfang der Periode, in der unsere Darstellung sich bewegt, war eben erst ein Menschenalter vergangen, seit Rügen und der angrenzende Teil von Pommern in die Reihe der christlichen Kulturländer eingetreten war. Damit war aber nur die erste Bedingung weiteren Fortschritts gegeben; die eigne Tätigkeit der Bevölkerung war eine ebenso unumgängliche weitere Bedingung, ohne deren Erfüllung eine gedeihliche Fortentwicklung der neuen Schöpfung eine Unmöglichkeit war.

Wie sah es aber damit aus? — Einmal war die Bevölkerung der Zahl nach in Folge der verheerenden Kriege, denen diese Gegenden seit etwa einem Vierteljahrhundert*) ausgesetzt gewesen waren, ohne Zweifel stark gelichtet; viel Eigentum war zu Grunde gegangen und die lange andauernde Störung, und Unsicherheit des Erwerbs hatte, wie es stets nach längeren Kriegen der Fall ist, Unlust zur Arbeit, Faulheit und Müßiggang zur Folge. Dazu kam, dass manche, früher als durchaus legitim geltende Erwerbszweige der Pommerschen und Rügenschen Küstenbewohner, dass Plünderung, Raub und Sklavenhandel unter dem christlichen Regiment wenigstens im Prinzip verfehmt waren, wenn sie auch in der Praxis erst allmählich verschwinden mochten. Statt des zwar gefährlichen, aber leichten und gewinnbringenden Räuberlebens, an welches man sich im Kriege um so mehr gewohnt hatte, als alle andern Erwerbszweige darniederlagen, sollten nun die Äcker von Neuem bebaut, sollten unbebaute Strecken dem Ackerbau gewonnen, sollten Wälder ausgerodet, Sümpfe urbar gemacht, Häuser und Kirchen gebaut, sollten Dörfer und Städte angelegt, sollten Handelsverbindungen zu Land und zur See nach allen Seiten angeknüpft und ausgebildet werden, um den Umtausch der Landes-Produkte gegen die Erzeugnisse anderer Länder zu vermitteln. Um diesen Umwandlungsprozess rasch und mit dem nötigen Geschick zu vollbringen, dazu fehlte es an Energie in der alten Bevölkerung. Der Slawische Volkscharakter scheut im Allgemeinen die schwere Arbeit und liebt den leichten Erwerb; er begnügt sich lieber mit dem Wenigen, was sich durch eine nicht zu anstrengende Tätigkeit erwerben lässt, als dass er sich einen reichlicheren Lebensunterhalt und eine behäbigere Existenz mit saurer Mühe und schwerer Anstrengung seiner Kräfte schaffen sollte.

Wären unsere Wendenländer weiter rückwärts in größerer Entfernung von den damaligen Kulturstaaten belegen gewesen, wären sie nicht stets der unmittelbarsten Berührung mit denselben, namentlich mit Deutschland und Dänemark, ausgesetzt gewesen, so hätten sie einen langsameren Fortschritt in der Umbildung ihrer alten Verhältnisse machen können, bei dem die Nationalität der Bevölkerung weniger gelitten hätte. So wie die Sache jetzt stand, war es eine Lebensfrage für unsere Wenden-Staaten, dass die Umwandlung rasch und gründlich geschah. Sie mussten mit vorwärts, rasch vorwärts, ober sie wurden, von der aus dem Westen andringenden Kultur über den Haufen gerannt. Eine andere Alternative gab es nicht.

In dieser Erkenntnis handelte das Rügensche Fürstenhaus. Seine Regenten begünstigten die Deutsche Einwanderung und Ansiedlung, weil sie ihr Land dadurch schneller auf diejenige Stufe der Macht und des Wohlstandes hoben, welche zur Behauptung ihrer Herrschaft notwendig war. Dem Mittelalter war die ideale Auffassung des Nationalitäts-Begriffes, den die neueste Zeit bis zum Extrem ausgebildet hat, fremd; die Anschauungen der Staatsmänner des 13. Jahrhunderts bewegten sich viel mehr auf dem Gebiet der realen Interessen-Politik, als die modernen Bewunderer des Mittelalters anzunehmen pflegen; selbst in der religiösen und kirchlichen Sphäre, wo das ideale Element noch am meisten vorwiegt, spielt bei genauerer Betrachtung — wenigstens gilt dies von den höheren Regionen — sehr viel Menschliches mit hinein und wir finden oft bei näherer Prüfung sehr handgreifliche materielle Interessen unter einem ideellen Deckmantel verfolgt. So nahm auch das Bewusstsein der Zeit keinen Anstoß daran, dass Fürsten Slawischen Stammes *) eine fremde Nationalität in ihr Land zogen, als sie fanden, dass diese besser als ihre alten Untertanen befähigt war, ihre Staaten auf eine den Nachbarn ebenbürtige Stufe zu heben.

*) Wir finden, wie früher erwähnt, in dieser Beziehung ganz dieselbe Erscheinung wie in Pommern, Rügen und Mecklenburg, auch in Böhmen, Mähren, Schlesien und Polen (hier allerdings nur teilweise, da es nicht mehr unmittelbar au Deutschland grenzte). Dasselbe gilt von Ungarn und Siebenbürgen, wo einheimische Fürsten Deutsche Kolonisation beförderten. In den Marken Brandenburg, Lausitz und Meißen, wie im östlichen Holstein, im Ratzeburg’schen, Schwerin’schen und Lauenburg’schen war dasselbe von Fürsten Deutscher Abkunft geschehen.

Man hat nicht nötig, in dieser Hinsicht einen ausgebildeten, von vorn herein feststehenden Plan der Fürsten von Rügen anzunehmen. Die Deutsche Einwanderung lag in den damaligen Verhältnissen begründet, und die Fürsten werden sie in eben dem Maße gefördert haben, als sie Gelegenheit hatten, den wohltätigen Einfluss derselben für das Gedeihen des Landes mit eigenen Augen zu sehen.

Zunächst war es die religiös-kirchliche Umwandlung, welche zahlreiche Fremde, und namentlich Deutsche Elemente, ins Land führte. Aus den eben noch heidnischen Wenden konnte man natürlich die christlichen Geistlichen nicht entnehmen, man musste Fremde dazu verwenden. Dass nach der Bekehrung der Insel Rügen Dänen als Geistliche herübergeschickt sind, wissen wir noch aus Saxo Grammaticus; dass auch Deutsche Geistliche zu diesem Zweck gekommen sein werden, können wir schon aus der Beteiligung des Mecklenburgischen Bischofs Berno schließen; zudem waren die festländischen Besitzungen der Fürsten von Rügen in kirchlicher Beziehung teils den Bischöfen von Schwerin, teils denen, von Kammin untergeordnet*), und schon dadurch der fortdauernde Zufluss Deutsch gebildeter Kleriker bedingt. Auch auf der Insel Rügen wich in der Kirche das Dänische Element bald genug dem Deutschen.

Aus der Geistlichkeit gingen wieder die fürstlichen Kapellane hervor, die in jener Zeit meistens zugleich als Sekretäre und fürstliche Kabinettsräte fungierten, weil sie allein die nötige Fertigkeit im Schreiben und die unentbehrliche Kenntnis der lateinischen Sprache, überhaupt die höhere Bildung damaliger Gelehrsamkeit zu besitzen pflegten.

So war schon mit dem Übertritt zum Christentum und der sich daran anschließenden Umwandlung der Verhältnisse ein Eindringen fremder, namentlich Deutscher Elemente, gegeben, welche bis in die nächste und einflussreichste Umgebung der Fürsten hinauf reichte. Und die Deutsche Geistlichkeit förderte dann schon im eigenen Interesse in ihren Sprengeln die Deutsche Kolonisation. Denn wo Deutsche Ansiedler waren, wurde auch nach Deutscher Weise der Kirchen-Zehnte erhoben, und dieser war ungleich ergiebiger und einträglicher als die sogenannte Biscopunitza, die Kirchen-Steuer der Wenden, über deren Geringfügigkeit und Armseligkeit lebhaft geklagt wurde.

Noch breiter wurde die Basis der Deutschen Einwanderung durch die Klöster. Schon zu Ende des 12. Jahrhunderts (1193) war von Jaromar I., dessen Jünglingsjahre noch in die heidnischen Zeiten fielen, das Nonnen-Kloster zu Bergen auf Rügen gegründet **); ihm folgte um 1207 das Mönchs-Kloster Hilda, heute Eldena, an der Mündung des Rikflusses. Hilda war gleichfalls von Jaromar, dessen Oberherrschaft in Pommern sich damals noch bis gegen Wolgast hin erstreckte, ins Leben gerufen und reichlich mit Grundeigentum dotiert; auch die Pommerschen Herzoge, die den Rechtsanspruch an diesen Teil ihres früheren Gebietes noch nicht aufgegeben hatten, wollten an Freigebigkeit gegen eine fromme Stiftung nicht zurückstehen und bestätigten und vermehrten die Verleihungen.***)

*) Die Landschaften Barth und Tribsees gehörten zum Schweriner Sprengel, die mehr südlich und südöstlich gelegenen Rügenscher Oberherrschaft untergebenen Gebiete zum Sprengel von Kammin, so dass sich also, da die Insel Rügen zum Bistum Roskild in Dänemark gehörte, die Grenzen dreier Bistümer in dem kleineren Staat begegneten.
**)Die Urkunde im Codex Pom. Dipl., herausgegeben von Kosegarten etc. I. p. 169. ff, — Vergl. Fabricius, Rüg, Urkunden II. p. 113 f.
***) Col. Dipl. Pom. I, 203 f 207 f. — 209 f. — 270 f. — Fabricius a. a. O. p. 113 f.

Ein Vierteljahrhundert nach der Gründung von Hilda stiftete der Sohn Jaromars, der erste Wizlaw, 1231 das Mönchs-Kloster Neuen-Camp an der Stelle, wo heute die kleine Land- und Kreisstadt Franzburg liegt, und von hier aus ward dann am Ende des Jahrhunderts (1296) als Filiale das Kloster zu Hiddensee gegründet. Neuen-Camp wie Hiddensee wurden mit Ländereien und anderen Einkünften reichlich ausgestattet, — das Letztere nicht bloß von Rügenschen Fürsten, sondern auch von den verwandten Herzogen von Jütland und der adligen Familie von der Osten. Alle diese Klöster gehörten dem Orden der Zisterzienser, der nach wenig mehr als hundertjährigem Bestehen um das Jahr 1200 bereits mehr als anderthalbtausend Abteien in Europa besaß; der glänzende Ruf feines berühmtesten Mitgliedes, des Abtes Bernhard von Clairvaux, war auf den Orden zurückgestrahlt; er war im 13. Jahrhundert einer der angesehensten des Abendlandes*). Seine Bedeutung ist eine zivilisatorische im weiteren Umfange gewesen; denn außer der Pflege religiösen und sittlichen Sinnes hat er sich verdient gemacht durch seine Arbeiten für Übermachung und Kultivierung des Bodens, für Garten- und Ackerbau, für Mühlen und wirtschaftliche Arbeiten aller Art. Die Feldklöster, in denen er sich niederließ, meist in bis dahin unbebauten, gering bevölkerten Gegenden, wurden durch die Tätigkeit der Mönche und ihrer Schutzbefohlenen bald zu Brennpunkten einer wirtschaftlichen Umgestaltung, welche mit den Sitten auch den materiellen Wohlstand der Bevölkerung hob. Die Fürsten von Rügen wussten wohl was sie taten, als sie gerade diesen Orden in ihr Land beriefen und wie man wohl sagen kann, fürstlich dotierten.

*) Das Mutterkloster des ganzen Ordens, von dem er auch den Namen führt, war Citeaux (cistercium) die Dijon in Burgund. Die von seinem Stifter Robert dem Orden 1097 verliehenen Statuten findet man unter Anderen in Dähnert, Pomm. Bibl. V. p. 295 f.

Auch auswärtige-Kirchen und Klöster wurden, wenn gleich in geringerem Maße, mit Schenkungen an liegenden Gründen oder Renten und Zollbefreiungen bedacht: so die Domkirchen von Ratzeburg und Riga, die Kloster Dargun, Sonnenkamp, Ivenack, Doberan, Reinfelden und das Kloster zum heiligen Kreuz in Rostock. Zu den Erwerbungen des Heiligen Geist-Hauses in Lübeck gab der Fürst von Rügen wenigstens seine Einwilligung. Indem die Klöster nicht nur für sich selbst, sondern auch für alle ihre Besitzungen sowohl von der Slawischen Rechtspflege als von den drückenden auf der Wendischen Bevölkerung lastenden Abgaben und Dienstleistungen aller Art entbunden wurden, ward ihnen ein Privilegium zu Teil, welches man vom Standpunkt moderner Staatswirtschaft verdammen mag, welches aber für die damaligen Verhältnisse von den günstigsten Folgen war. Denn gerade in steuerfreien und eximierten Stellung der Kloster-Untertanen lag die mächtigste Anziehungskraft für fremde Ansiedler, welche sonst das raue und unwirtliche Land mit seinen halbbarbarischen Rechtszuständen schwerlich in dem Grade, wie es jetzt geschah, für ihre Niederlassung gewählt hätten. Die Heranziehung von Fremden war schon bei der Gründung der Klöster ausdrücklich von den Rügenschen Fürsten ins Auge gefasst. Bei den Nonnen und Mönchen war es selbstverständlich, dass sie zu Anfang meist aus der Fremde rekrutiert werden mussten; das Dänische Kloster Esrom auf Seeland und das Kloster Camp am Niederrhein, das Mutterkloster des Pommerschen Neuen-Camp, lieferten die ersten Insassen der neuen Klöster. Aber auch auf Heranziehung fremder Ansiedler sehen wir meistens schon in den Stiftungsurkunden Bedacht genommen; die Klöster werden ermächtigt, Leute von allen Berufszweigen, von allen Nationalitäten in ihren Besitzungen anzusiedeln, Deutsche und Dänen sowohl als Wenden der einheimischen Bevölkerung. Bei den letzteren behalten sich indes die Fürsten, sofern es sich um ihre sonst anderweitig angesessenen Untertanen handelt, ihre Einwilligung vor und ohnehin scheinen die Klöster wenig darauf ausgegangen zu sein, die am alten Schlendrian hängenden, schwerer und andauernder Arbeit abgeneigten Wenden als Kolonisten an sich zu ziehen. Andere Gründe allgemeiner Natur verhinderten eine größere Ausdehnung Dänischer Ansiedlungen; — die sogenannte Dänische Wiek bei Eldena war die einzige Dänische Kolonie von einiger Bedeutung, die in unseren Gegenden existierte. So blieb die Deutsche Nationalität diejenige, aus der die Klöster vorzugsweise die Kolonisten ihrer neuen Ansiedlungen rekrutierten, und die ihnen zum Eigentum überwiesenen ursprünglich Wendischen Ortschaften wurden wenigstens allmählich und soweit es ohne Gewaltmaßregeln gegen die alte Bevölkerung tunlich war, mit Deutschen Insassen bevölkert.

Die Rügenschen Fürsten, fest und sicher auf dem einmal als richtig erkannten Wege fortschreitend, begnügten sich nicht mit der von ihnen geschützten, von Kirche und Klöstern ins Werk gesetzten Germanisierung des Landes. Die günstigen Resultate für Boden-Kultur, für gesteigerten Wohlstand und Verkehr mussten für die Fürsten einen Impuls bilden, dieselben Kolonisations-Grundsätze in weiteren und immer weiteren Kreisen zur Anwendung zu bringen. Der Fürst war ja nach Slawischen Rechtsbegriffen der Ober-Eigentümer alles Grundes und Bodens, und hatte er auch einen Teil desselben wieder zur Nutznießung an seinen Adel verliehen, indessen Gerechtsame er nicht so unmittelbar eingreifen konnte, so war doch ein anderer großer Teil des Landes, gewissermaßen als Kron-Domaine, wenn wir uns dieses modernen Ausdrucks bedienen dürfen, dem Fürsten zur unmittelbaren Verfügung geblieben. Vor Allem galt dies von den Ländereien, welche in der unmittelbaren Umgebung der landesherrlichen Schlossburgen lagen, von den Burgflecken oder Wieken mit ihrem Areal. Hier begründeten die Fürsten zuerst Deutsche Kolonien; die bisherigen Eingesessenen, die Wenden, mussten, wie es scheint, in vielen Fällen ihre Wohnsitze den neuen Deutschen Ansiedlern räumen, wenn diese es nicht vorzogen, sich in der Nachbarschaft eigene Niederlassungen zu gründen. In dem einen wie in dem andern Falle wurden die neuen Insassen von dem Obereigentümer mit Grund und Boden und Privilegien aller Art bewidmet.

Der Prozess der Umwandlung von Land und Leuten, wie er sich jetzt vollzog, war ein tiefgreifender, aber geräuschloser. Man machte nicht viel Redens und Schreibens, aber desto größer war die Arbeit. Darin liegt der Grund, dass wir in gleichzeitigen Aufzeichnungen nur wenige Anhaltspunkte haben, an welchen wir uns den näheren Hergang bei jener Umgestaltung veranschaulichen können. Das Resultat liegt vor unseren Augen in dem wesentlich Deutschen Gepräge, welches unsere Gegenden im Laufe des 14. Jahrhunderts bereits aufzeigen; herbeigeführt ist dies Resultat durch die Arbeit unseres Zeitraums, des 13. Jahrhunderts. Äußerlich können wir ihre Fortschritte verfolgen an der rapiden Zunahme Deutscher Ortsnamen, welche in den Urkunden vorkommen; die — dorp, — hagen, — garten, — kerken, — burg, erscheinen in immer größerer Anzahl unter den Slawischen — itz, — ow, — un und — in*). Und auch die letzteren hören auf ein Beweis für die Nationalität ihrer Bewohner zu sein in dem Maße, als Deutsche Ansiedler die alte Slawische Bevölkerung verdrängen. Nur hin und wieder fällt durch eine Urkunde ein helles Schlaglicht auf diese Zustände. So finden wir schon im Jahr 1221 eine starke Deutsche Bevölkerung in der Landschaft Tribsees; die Wenden haben ihre alten Wohnsitze zum Teil den Deutschen geräumt, so namentlich auf der einen Seite der Schlossburg von Tribsees; ein anderer Teil wohnt noch mit Deutschen vermischt; jedenfalls sind die Deutschen schon so zahlreich, dass ein Vertrag des Landesherrn, des Fürsten Wizlaw I. von Rügen und des Bischofs von Schwerin über den Zehnten der Deutschen und die Biscopunitza der Wenden zur Notwendigkeit geworden ist. Dabei wird, bezeichnend genug, ausdrücklich auf den Fall Rücksicht genommen, dass die Deutschen vertrieben werden, die Wenden wieder in Besitz kommen und die alten Zustände wieder hergestellt werden könnten. Man hatte dabei augenscheinlich reaktionäre Erhebungen der alten einheimischen Bevölkerung im Sinne, wie sie noch vor ein paar Menschenaltern im angrenzenden Meyenburg gegen die eindringende Deutsche Kolonisation erfolgte. Aber einen solchen Umschwung nach rückwärts bezeichnet der Rügensche Fürst als ein Unglück, vor dem Gott in Gnaden behüten möge**). Dieser Fall trat indes nicht ein; die Germanisierung ging immer stetig vorwärts.

*) Hierher gehören auch die Deutschen Appellativ-Bezeichnungen, welchen wir in den Urkunden begegnen, wie Dam, Last, Punt, Burgwerk, Bruckenwerk, Burggraf, Rarecth, Morgen, Oldenborgwall. Bolbrück, Vorstrant, Herschild, Schedehop, Hartanger und Andere. Vergl. Fabricius, Rüg, Urkunden II. p. 78, — Gleich zu Anfang des folgenden Jahrhunderts (1305) finden wir dann die erste in Deutscher Sprache abgefasste Urkunde unserer Gegenden, Fabricius a. a. O, IV. p. 33.
**) Es ist dies die wichtige Urkunde Wizlaws I. vom 21. November 1221 (Cod. Dipl. a, a. O. p. 310 f,), Man vergl. Auch die Anmerkungen Kosegartens zu dieser Urkunde.

Die Rügenschen Fürsten blieben sich gleich in der Gunst, die sie den Deutschen Einwanderern erwiesen; Alles was sie für ihre alten Stammesgenossen tun, ist, dass sie von den Sitten und der Lebensweise derselben gewaltsamen Zwang abzuhalten suchen. So finden wir im Jahr 1256 einen bezeichnenden Vorgang. Jaromar II. von Rügen, der Enkel des ersten Jaromar und Sohn Wizlaws I., verkauft dem damals schon meist von Deutschen bewohnten Dorf Zarnekevitz bei Barth das Eigentumsrecht an Grund und Boden. Da sich indes noch eine Anzahl Wenden dort befand, so wird über das Verhältnis, in dem sie fortanstehen sollen, der Verkaufsurkunde eine besondere Bestimmung eingefügt. Sie sollen zwar ungestört in ihrem Besitz bleiben, auch nicht zum Ackerbau angehalten werden, sondern sich auf die Benutzung der Viehweiden und Holzungen beschränken dürfen, wie es ohne Zweifel ihrem Geschmack zusagte; aber ihre Anzahl soll nicht vermehrt, es sollen nicht mehr Wenden angesetzt werden, als schon da sind, das heißt mit deutlichen Worten, sie sollen auf den Aussterbe-Etat gesetzt werden*). Die Politik der Regierung ging also dahin, die Wendische Bevölkerung allmählich durch Deutsche zu ersetzen, aber es sollte mit möglichster Rücksicht und Schonung gegen die alten Stammesgenossen geschehen. Wie weit sie schon bis Ende des Jahrhunderts zusammengeschmolzen waren, und wie wenig man geneigt war, die Rechte der alten Besitzer des Landes zu respektieren, erkennt man aus einer Bestimmung in dem Testament Wizlaws II. vom Jahr 1302. Der alte Fürst legt hiermit seinen Erben die Verpflichtung auf, seinen Wenden in Michelsdorf, Bresekevitz und in der Wyk bei Barth dieselbe Freiheit zu erhalten, die sie bei seinen Lebzeiten gehabt hatten. Er musste also wohl die gegründete Befürchtung hegen, dass man nach seinem Tode kurzen Prozess mit ihnen machen werde, wenn er nicht in dieser Weise für ihr künftiges Los Sorge trage*).

Es war nur eine Folge der verschiedenen geographischen Lage, dass der festländische Teil des Rügenschen Fürstentums schneller germanisiert und zivilisiert ward als die Insel, welche lange der Hauptsitz Wendischer Macht und Unabhängigkeit gewesen war. Die festländischen Landschaften Barth, Tribsees und Loitz grenzten an Meyenburg, in welchem die Einwirkungen Deutscher Kultur sich schon seit längerer Zeit festgesetzt hatten, und wo ein beständiger Nachschub Deutscher Einwanderung das Werk der Germanisierung des Landes binnen Kurzem vollendete. Aber von dem Festland aus musste alsbald auch die Insel in den Bereich des Umgestaltungsprozesses gezogen werden, und der zur See betriebene Handelsverkehr nach Westen, namentlich mit Lübeck, der Metropole der Deutschen Ostseestädte, für den wir schon aus früher Zeit urkundliche Belege haben, wird auch an seinem Teil dazu beigetragen haben, dem Deutschen Elemente hier festen Fuß zu verschaffen. Welche Arbeit auch hier das 13. Jahrhundert verrichtet hat, bezeugen nur zu einem kleinen Teil die Deutschen Orts-Namen, welche wir auf der Insel in den ersten Jahrzehnten des folgenden 14. Jahrhunderts finden, während die älteste Zeit nur Slawische Namen aufzuweisen hat. Die Oldenkerken, Nienkerken, Rodenkerken, die Strussemansdorp, Biscopsdorp, Bartsdorp, Nigendorp, die Teskenhagen, Nigenhagen, Sumeshagen, die Camp, Vorwerk, Rosengharde, Vogelsank, Vinkendal, Deutsch-Karow und Wendisch-Karow, Deutsch-Garz und Wendisch-Garz, um nur einige bezeichnende Namen zu erwähnen**), sind ein selbstredendes Zeugnis, dass auf der Insel die Deutsche Kolonisation in ausgedehntem Umfange festen Fuß gefasst haben musste. Aber auch von den Ortschaften mit Slawischen Namen, welche damals wie noch gegenwärtig bei weitem die Mehrzahl bildeten, müssen schon um das Jahr 1309 die meisten von Deutschen besetzt gewesen sein. Denn wenn, wie unsere alten Chronisten berichten, um das Jahr 1404 auf Jasmund die letzte der Wendischen Sprache kundige Person, eine alte Frau Namens Gulitzin starb, — und wir haben keine gegründete Ursache an der Wahrheit dieser Nachricht zu zweifeln — so muss schon hundert Jahre früher, also zu Ende des dreizehnten oder Anfang des vierzehnten Jahrhunderts auf unserer Insel das Deutsche Element weitaus im Übergewicht gewesen sein. Denn wenn wir auch annehmen mögen, nicht, dass der alte Wendische Stamm zugleich mit der Sprache ausgestorben fei, sondern nur, dass sich seine Abkömmlinge germanisiert und die Deutsche Sprache angenommen haben, so wäre eben dies nicht geschehen, wenn nicht der Deutsche Stamm bereits eine geraume Zeit auch auf der Insel das Übergewicht gehabt hätte. Das Deutsche musste schon lange die herrschende Verkehrssprache gewesen sein, als das Wendische mit seiner letzten Repräsentantin ausstarb.

*) Fabricius a. a. O. III. p. 128: Zu den Rechten der in der Wiek bei Barth ansässigen Wenden gehörte unter Andern auch die freie Weide ihres Viehs auf einer Wiese der Insel Zingst, welche derselbe Fürst Wizlaw II. mit Vorbehalt eben dieses Rechts der Wenden 1290 an die Deutsche Stadt Barth verkaufte, — Fabricius a. a. O. p. 72.
**) Sie sind teils der Roskilder Matrikel entnommen (bei Dähnert, Pomm. Bibliothek IV. 45 ff.), teils dem alten Hebungsregister fürstlicher Einkünfte vom J. 1314, einem für die Topographie und Statistik Rügens zu Anfang des 14. Jahrhunderts sehr wichtigen Aktenstück (bei Fabricius, Rüg, Urkunden IV. 2. p. 36 f.)

Bei der energischen Förderung Deutscher Kultur durch das Fürstenhaus , durch Kirche und Kloster konnte der Adel des Landes nicht passiv auf dem alten Standpunkt verharren. Wer nicht mit dem Strom vorwärts schwamm, ging zu Grunde. Wir dürfen annehmen, dass der alte Wendische Landesadel in seiner Mehrzahl sich den germanisierenden Bestrebungen des Hofes und der Kirche angeschlossen haben wird, in dem Maße als er gewahrte, wie sehr er dadurch seine eigenen Interessen förderte, einen wie viel höheren Ertrag seine Besitzungen in den fleißigen und geschickten Händen freier Deutscher Kolonisten abwarfen, als unter der erzwungenen Fronde-Arbeit seiner trägen am alten Schlendrian haftenden Slawischen Hörigen. Dazu kommt, dass der Adel unserer Gegenden im Laufe des 13. Jahrhunderts selbst viele Deutsche Elemente in sich aufnahm. Zwar ist die nähere Feststellung der Verhältnisse des Adels in dieser Zeit überhaupt eine der schwierigsten Fragen, deren sichere Lösung im Einzelnen oft ganz unmöglich ist. Denn es fehlt uns an sichern Kennzeichen des Adels. Das „von“ (de) ist bekanntlich erst ein neueres Kriterium adliger Namen; der alte Slawische Adel kennt es so wenig als der Deutsche; das „von“ (de) in unseren ältesten Urkunden bezeichnet lediglich den Ort der Herkunft oder des Besitzes und wird bei Personen bürgerlichen Standes ebenso gut angewandt als bei Adligen. Die Zusätze Edle, Barone, die wo sie sich finden, meist den hohen Adel kennzeichnen, werden doch häufig auch bei solchen fortgelassen, die notorisch unter diese Rubrik fallen; der Titel „Herr“ (dominus) wird überhaupt allen Personen von Distinktion, um uns eines modernen Ausdrucks zu bedienen, namentlich höheren Geistlichen oder Vorständen von Klöstern, Stiftungen und dergl. gegeben, und die Bezeichnung als Ritter (miles) kommt nur dem Ritterstande zu, der sich mit dem Adel so wenig deckt, dass weder alle Adlige Ritter waren, noch alle Ritter dem Adel entstammten. Dabei stand die Würde des Ritters in der Meinung der Zeit höher als der höchste Geburtsadel, und auch der adligste Baron oder Graf fühlte sich geehrt durch den Ritterschlag. Bei dieser Unsicherheit der äußern Kennzeichnung des Adels sind wir für die nähere Feststellung seiner Verhältnisse meist auf eine Wahrscheinlichkeitsrechnung angewiesen; wir schließen, dass die Personen, welche uns die Urkunden in der Umgebung des Fürsten, als Zeugen politischer Handlungen, oder als Vertraute und Räte vorführen, im Allgemeinen dem Adel angehört haben werden, wenn nicht ausdrücklich das Gegenteil erhellt. Und da finden wir denn nun im Laufe des 13. Jahrhunderts eine stets fortschreitende Zunahme Deutscher Adelsnamen in unseren Landen. Anfangs sind sie unter den zahlreichen Wendischen Namen eines Pribizlaw, Gorizlaw, Dobizlaw, Redozlaw, Tangomir, Tessimar, Nedamir, Vincemir, Pridbor, Crecoz, Pruz, Dersik, Popel, Zlawos und wie sie sonst alle heißen, noch spärlich und dünn gesät; wenn wir einen Verwalter oder Schultheißen (villicus) Karl, einen Münzmeister Martin, einen Friedrich Cronesben (Kranichsbein), einen Werner, Erich, Lorenz, einen Peter, Burggrafen von Barth, einen Richard, Arnold, Richold, Engelbert, Rathard und andere Namen der Art in den Urkunden finden, so liegt darin allerdings noch keine Sicherheit, dass ihre Träger Deutsche, noch weniger, dass sie Deutsche Adlige gewesen sind. Allein da wir in der letzten Hälfte des Jahrhunderts ganz unleugbar zahlreiche Deutsche Ritter und Adlige in Pommern und Rügen eingewandert finden, so die Lode, die Rosen, Rothermund, Platen, Bökmann, Kabolt, Dotenberg, Mörder, Wolde, Walsleben und viele Andere*), so ist es doch immer das Natürlichste, die Deutsche Ritter- und Adelseinwanderung schon in den vorangegangenen Jahrzehnten seit dem Ende des 12. oder dem Anfang des 13. Jahrhunderts allmählich beginnen zu lassen und ihre Träger unter jenen oben angeführten Namen zu suchen. Von Einzelnen, wie von dem Münzmeister Martin, dem der Fürst Jaromar I. eine Pfannen-Stelle bei Hilda verliehen hatte, kann wenigstens so viel mit Wahrscheinlichkeit behauptet werden, dass es kein einheimischer Wende war, denn Rügen hatte in älterer Zeit keine Münze, und wenn man später anfing eigene Münze zu schlagen, so musste man sich den Münzmeister aus der Fremde kommen lassen.

*) Man vergleiche die Zusammenstellungen der in den Urkunden unseres Zeitraums vorkommenden Adelsnamen bei Fabricius, Rüg. Urkunden II, 45 ff, — III, 180 ff.

Mit den Deutschen, den höheren Ständen angehörigen Einwanderern kam denn auch das Deutsche Ritter- und Lehnswesen ins Land. Die Fürsten ergriffen es als unschätzbaren Hebel ihrer reformatorischen Absichten mit Freuden; der alte Wendische Adel konnte auch keinen besonderen Anstoß daran nehmen, statt eines Slawischen Oberherrn und Obereigentümers einen Lehnsherrn nach Deutscher Weise über sich zu sehen, und der Glanz der Ritterwürde war in jener Zeit groß genug, um auch den allem Glänzenden, Ritterlichen geneigten Sinn des Slawischen Adels anzuziehen.

So war von den verschiedensten Seiten die tiefgreifende Umgestaltung eingeleitet, welche unser Land aus einem Slawischen zu einem Deutschen gemacht hat.

Aber ist es denkbar, dass sich die Wenden, das alte Volk des Landes, ein solches Eindringen fremder Elemente ohne die heftigste Opposition hätten gefallen lassen sollen? Müsste man nicht erwarten, dass die schroffsten Konflikte aus einem solchen Ringen hervorgingen, die auch in den uns erhaltenen Urkunden ihre unverkennbaren Spuren zurückgelassen hätten? Und von solchen Konflikten finden wir doch keine Spur. Wie ist dies zu erklären? Führt dies nicht darauf hin, dass es sich hier gar nicht oder wenigstens nicht vorwiegend um ein Eindringen fremder Elemente handelte, sondern nur um die Belebung und Kräftigung eines schon vorhandenen, bis dahin aber unterdrückten einheimischen Bevölkerungs-Elements Deutscher Nationalität*)?

Es ist an einem andern Orte ausgeführt, dass es dieser Annahme einer alten unter den Wenden unserer Gegend in Abhängigkeit lebenden Deutschen Bevölkerung an einem historischen Fundament fehlt, da kein zeitgenössischer Schriftsteller, kein älteres Aktenstück von einem solchen Sachverhältnis etwas weiß **). Hier möge nur noch in Kürze Folgendes bemerkt werden.

*) Es ist dies im Wesentlichen die Schlussfolgerung von Fabricius in den Rügenschen Urkunden; vergl. besonders die Stelle II. p. 70 und andere.
**) Vergl. Rügensch-Pommersche Geschichten I, Anhang 2.

Man findet es unbegreiflich, dass sich die Wenden ein solches Eindringen fremder Elemente von außen so ruhig hätten gefallen lassen sollen. Allein wäre es denn nicht noch viel anstößiger und revoltierender für das nationale Bewusstsein des Wendischen Stammes gewesen, wenn eine einheimische Deutsche Bevölkerung, der man bis dahin als Besiegten den Fuß auf den Nacken gesetzt, welche in den niedrigsten Klassen der Hörigen und Knechte rangiert hatte, nun durch einen radikalen Umschwung der Verhältnisse oben auf kam, wenn die Deutschen Knechte und Hörigen zu Freien und Herren wurden, wenn die niedrigste Volksklasse, die Parias von ehemals, nun eine überall bevorzugte und bevorrechtete Stellung erhielten, wenn die bis dahin Unterjochten nun die bisherigen Herren des Landes aus dem Besitz drängten, wenn sie sogar ihre Sprache und Sitte bald zur herrschenden machten? — Das wäre eine soziale innere Revolution gewesen, bei der das Ausbleiben von den heftigsten Konflikten und Erschütterungen viel unbegreiflicher gewesen wäre, als bei einer von außen durch Deutsche Einwanderung erfolgten Umgestaltung. Die Fremden, mochten sie auch von den einheimischen Wenden mit geheimen Widerwillen und Groll angesehen werden, hatten wenigstens durch die Jahrhunderte langen Kämpfe in Wendischen Augen das Prestige der militärisch-politischen Überlegenheit, überhaupt einer höheren Kultur erworben, welches ihnen einen Respekt verschaffte, der einer einheimischen Deutschen Bevölkerung, in der die Wenden nur Besiegte und Knechte, überhaupt eine niedere Rasse zu sehen gewohnt waren, ebenso selbstverständlich gefehlt hätte.

Dabei hat man endlich immer zu bedenken, dass die Kraft der Wendischen Nationalität durch ein furchtbares, langes Ringen in unseren Ländern gebrochen war, und dass Fürsten und Kirche die Germanische Einwanderung und Ansiedlung mit aller Energie förderten.

An Kräften für dieselbe fehlte es nicht. Den Deutschen Stämmen hat von jeher ein mächtiger Wandertrieb inne gewohnt. Im früheren Mittelalter zogen sie das Schwert in der Hand über den Rhein und über die Alpen, sich neue Wohnsitze zu suchen; in der neuesten Zeit schifften sie weit über das Meer nach fernen Weltteilen, um weite Ländergebiete auf dem Wege friedlicher Eroberung für die Deutsche Kultur zu gewinnen. Im späteren Mittelalter, zu der Zeit, welche unsere Darstellung umfasst, als weder Amerika noch Australien für die alte Welt existierten, war der Osten das Land der Deutschen Auswanderung. Hierher strömten Geistliche und Mönche, fahrende Ritter und ackerbautreibende Bauern, Handelsleute und Gewerbetreibende aller Art, zu Land und zur See. Rechnet man von den Tausenden von Auswanderern, welche Deutschland damals wie noch heute jahraus jahrein verließen, nur alljährlich ein paar hundert auf Rügen und die angrenzenden Teile des Pommerschen Festlandes, so erhält man, denkt man diese Einwanderung ein bis zwei Jahrhunderte lang fortgesetzt, schon eine ganz neue Bevölkerung Deutscher Abstammung, stark genug, die alten Wendischen Volksbestandteile in sich zu verschmelzen und zu germanisieren.

In diesem Umgestaltungs-Prozess bildeten nun die Deutschen Städte unseres Landesteils einen Hauptfaktor; ihrer ersten Entstehung und ihren ersten Schicksalen haben wir uns jetzt zuzuwenden.
Greifswald

Greifswald

Kleine Stubbenkammer auf Rügen

Kleine Stubbenkammer auf Rügen

Ruinen des KLosters Eldena

Ruinen des KLosters Eldena

Ruinen des Schlosses Balga

Ruinen des Schlosses Balga

Schloss Puttbus auf Rügen

Schloss Puttbus auf Rügen

Stralsund vor der Alten Fähre

Stralsund vor der Alten Fähre

Vitte bei Arcona

Vitte bei Arcona

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