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Reise nach Siam, Java, Deutsch-Neu-Guinea und Australasien.

Tagebuch mit Erörterungen, um zu überseeischen Reisen und Unternehmungen anzuregen.
Autor: Eisenstein, Richard Freiherr von und zu (1837-1913) Offizier, Weltreisender, Autor, Erscheinungsjahr: 1904

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Siam, Thailand, Java, Deutsch-Neu-Guinea, Schiffsreise, Seereise, Passagiere, Seekrankheit, Bangkok, Harem, Sitten, Gebräuche, Land und Leute, Wanderlust,
Mit 214 Abbildungen und 6 Karten im Text, 8 Tabellen mit meteorologischen Beobachtungen und 1 Reisekarte.

Einleitung.

Meine Reisen in den Jahren 1899 und 1901 nach Japan und Nordafrika haben meine Wanderlust, die ich ursprünglich dem Lesen des höchst interessanten Werkes Seiner kaiserlichen und königlichen Hoheit des durchlauchtigsten Herrn Erzherzogs Franz Ferdinand über seine Reise um die Erde verdanke, durchaus nicht verringert, sondern noch vermehrt. Und so entwickelte sich in mir der rege Wunsch, nochmals in die weite Welt hinaus zu ziehen und diesmal das fabelhaft reiche Königreich Siam, dann die in ihrer Tropenvegetation prangenden niederländischen Besitzungen in Ostindien, sonach das dem Deutschen Reiche einverleibte, von Kannibalen bewohnte Neu-Guinea und endlich den zuletzt entdeckten, nun rasch emporblühenden Weltteil Australien mit der dazu gehörigen, als irdisches Paradies gerühmten Insel Tasmanien zu besuchen, kennen zu lernen und die gemachten Wahrnehmungen zu dem Zwecke in diesem Buche zu veröffentlichen, um hiermit bemittelte Landsleute zu überseeischen Reisen und Unternehmungen anzuregen. Hierzu wurde ich durch das mich erhebende Bewusstsein angespornt, dass die bereits erschienenen Bücher allerorten wohlwollend beurteilt wurden, hie und da den gewünschten Anlass zu Reiseunternehmungen gaben und auch einigen Reisenden als Ratgeber und Führer willkommen waren.

Die Reisen auf den Dampfschiffen nach fernen Ländern bieten vielfältige Annehmlichkeiten und mannigfache Vorteile. Von den Annehmlichkeiten will ich nur erwähnen das dem Wohlsein sehr zuträgliche Einatmen der herrlichen Seeluft, die Betrachtung der schönen Bilder eines ruhigen oder bewegten Meeres bei Sonnen- oder Mondschein oder bei bewölktem Himmel, das von tausenden glühwurmähnlichen Tierchen erzeugte Leuchten des Meerschaumes, besonders in sternenhellen Nächten, die Bewegung oder die Kühe auf dem Verdeck oder in den Gesellschaftsräumen, das Lesen oder Schreiben, die Konversation oder die gemeinsamen Spiele mit den anderen Passagieren, das auf den Dampfern des österreichischen Lloyds bestehende stets zuvorkommende Benehmen des Schiffskommandanten und der Schiffsoffiziere, die auf denselben gebotene, zumeist sehr gute Verpflegung, die Meerwasser-Wannenbäder u. s. w. Es gewährt auch das Anlaufen des Schiffes in die Häfen der Zwischenstationen viel Vergnügen durch den Anblick der sich zeigenden Bilder von fremden Ländern und fremden Völkern mit ihren eigenartigen Sitten und Einrichtungen. Gelangt man endlich an das Ziel der Reise und betritt man das auserwählte ferne Land, dann erst kommen die Vorteile der Reise voll zur Geltung, und diese geben sich vor allem in der lebhaften Anregung des Geistes, dann aber auch in der Verfolgung des vorgesteckten Reisezweckes kund. Jedenfalls werden durch das Reisen der Überblick erweitert, die Einsicht geklärt, die Beurteilung gekräftigt, und damit im Verein werden einerseits die Nichtigkeit mancher Begebenheiten des Lebens erkannt und andererseits das Gute und Große erfasst und gewürdigt, und hierdurch wird schließlich die Vaterlandsliebe erhöht und gekräftigt.

Von den durch überseeische Reisen zu erlangenden Vorteilen muss jener besonders hervorgehoben werden, wenn es Industriellen gelingt, neue Absatzgebiete zu eröffnen und unseren Außenhandel zu erweitern, wie dies in den diesfälligen Abhandlungen meiner Reisebeschreibungen über Japan und über Nordafrika erörtert und klar dargelegt wurde. Wie hoch dieser Vorteil zu schätzen ist, beweist der folgende von Seiner Apostolischen Majestät unserem Allergnädigsten Kaiser und König schon im Jahre 1897 gemachte Ausspruch: „Wir stehen im Hinblicke auf die Ausdehnung unseres Außenhandels anderen Industrie-Staaten nach, es muss daher alles aufgeboten werden, den Export unserer heimischen Erzeugnisse zu heben, unsere Auslandsinteressen überhaupt zu fördern und zu erweitern."

Hierzu ist Unternehmungsgeist nötig. Ohne diesen gibt es kein Vorwärtsschreiten, und wo ein solches nicht besteht, da folgt der Niedergang. Der Unternehmungsgeist wird bei unseren industriellen Kreisen vorerst seine Tätigkeit einzusetzen haben, sich die Kenntnis von den zweckdienlichen Verhältnissen im allgemeinen und speziell von jenen in den fremden Ländern zu verschaffen, dann auf Grund der erlangten Nachrichten die Berechnung zu machen und im entsprechenden Falle die Exportartikel den gestellten Ansprüchen anzupassen, weiter dem Unternehmen den Weg zu bahnen und schließlich den gefassten Plan mit aller Energie auszuführen. Der österreichische Lloyd, der Träger des Mottos „Vorwärts“, wird den durch sein Motto bedingten Unternehmungsgeist am besten betätigen, wenn er sein Wirken mehr zur allgemeinen Kenntnis bringt und wenn er den Export sowie auch den Import durch Vermehrung der Fahrten auf den bestehenden Linien, durch Eröffnung neuer Fahrlinien, sowie durch Begünstigungen der Frachten fördert.

Andere Vorteile könnten von Ärzten, Ingenieuren, Technikern, Chemikern, Elektrotechnikern, Mechanikern u. dgl., welche im Heimatlande nicht hinreichend Beschäftigung und Entlohnung finden, erreicht werden, wenn sie sich in entfernten Ländern einträgliche Lebensstellungen erwerben, wenn Männer der Wissenschaft sich der Erforschung widmen oder wenn Reisende sich durch solche Unternehmungen ein großes Vergnügen bereiten würden. Schließlich sollen noch die bedeutenden Vorteile hervorgehoben werden, welche die Seereisen in hygienischer Hinsicht haben.

Indem ich nun diese Aufzeichnungen dem Publikum übergebe, hege ich den sehnlichen Wunsch, dass dieselben ein klein wenig zur Anregung der Initiative für die Reisen bei der intelligenten und bemittelten Klasse beitragen, dass sie manchen Reisenden als guter Ratgeber und Führer dienen, und dass sie endlich den Lesern einige unterhaltende Momente bereiten mögen.

Chulalongkorn (1853-1910) König von Siam, heute Thailand

Chulalongkorn (1853-1910) König von Siam, heute Thailand

001 Teil des inneren Palastes in Bangkok

001 Teil des inneren Palastes in Bangkok

002 Teil aus dem Tempelhof das Vat Phra Keo, Bangkok

002 Teil aus dem Tempelhof das Vat Phra Keo, Bangkok

003 Phra Thinang Ma Ha Chakkri, Hauptgebäude des großen Stadtpalstes zu Bangkok

003 Phra Thinang Ma Ha Chakkri, Hauptgebäude des großen Stadtpalstes zu Bangkok

004 Teil des königlichen Schlosses auf dem Berge bei Phetxaburi

004 Teil des königlichen Schlosses auf dem Berge bei Phetxaburi