Aufenthalt in Singapore.

Singapore.

Der letzte Teil der Fahrt nach Singapore bot ein schier endloses Panorama der herrlichsten Tropenbilder. Die Meerstraße von Malakka verengt sich hier immer mehr, und die mit üppigem Baumwuchs und Pflanzen von südlicher Schönheit dicht bestandenen Ufer treten ganz nahe ans Schiff heran. Je näher wir zur Stadt kamen, desto zahlreicher leuchteten aus dem dichten Grün zauberhafte Villen und Paläste. Lesern meiner schon erwähnten Bücher wird die Beschreibung der Stadt Singapore noch in Erinnerung sein. Bei meinem jetzigen Aufenthalte fand ich die Einwohner und besonders die Handelswelt des Settlement Straits in einer kritischen Lage. Der dort als Münze gängige Dollar hat nämlich seit vier Jahren 20 Prozent seines Wertes eingebüßt und drohte im gleichen Maße wie das Silber noch weiter an Bonität zu verlieren.


Bei meinem ersten Aufenthalte in Singapore hatte der dortige Dollar noch einen Wert von 2 Kronen 40 Heller, während er jetzt nur mehr 1 Krone 92 Heller galt. Trotzdem sind die Pensionspreise in den Hotels äußerst mäßig geblieben. Ich hatte im Hotel Adelphi eine Wohnung inne, bestehend aus einem großen Sitzzimmer, einem sehr großen Schlafzimmer und einem abgeschlossenen großen Balkon, und zahlte für sie nebst vier sehr reichlichen und allgemein anerkannt sehr gut zubereiteten Mahlzeiten täglich 6 Dollars oder 11 1/2 Kronen.

Der frühere Eigentümer des Hotels, ein Österreicher namens Haußner, starb vor einem halben Jahre in Wien an einem Nierenleiden, einer Krankheit, die in den Tropen öfter auftritt. Die Pension wird von seiner Witwe weitergeführt und ist von den vielen in Singapore lebenden Deutschen mit Vorliebe besucht. Mein Gepäck wurde bei der Zollbehörde gar nicht beachtet. In Singapore gibt es nämlich außer auf Getränke gar keine Zollabgaben.

Hier zog ich nun weitere Erkundigungen zur Ergänzung meines Reiseplanes ein. Die Abfahrtzeiten der Dampfschiffe entsprachen nur teilweise meinen Wünschen. Vom Norddeutschen Lloyd geht der Dampfer Petschaburi am 11. Dezember früh von Singapore nach Bangkok ab, wo er am 14. Dezember ankommt. Zur Rückfahrt ließe sich der Dampfer Deli der gleichen Gesellschaft verwenden, der vom 25.-29. Dezember von Bangkok nach Singapore verkehrt. Wenn ich diese beiden Dampfer benützte, so blieben für mich zur Besichtigung von Bangkok und Slam ein Zeitraum von 11 Tagen. Für meine weitere Reise erfuhr ich, dass das Norddeutsche Lloyd-Dampfschiff Stettin am 2. Jänner von Singapore abgehe, am 5. und 6. Jänner in Batavia verweilen und dann über Deutsch-Neu-Guinea nach Sydney fahren werde. Die Dauer der Fahrt beträgt 30 Tage. Das nächste Schiff dieser Gesellschaft fährt in dieser Linie sechs Wochen später ab. Von der Britisch–India-Gesellschaft fährt ein Dampfer zwischen dem 16. und 20. Jänner von Batavia nach Brisbane, nördlich von Sydney, ohne aber Guinea zu berühren. Die angegebene Abfahrtzeit des deutschen Schiffes ist mit Rücksicht auf die geplante Besichtigung von Java sehr ungünstig, weil, selbst für den Fall, als ich am 29. Dezember von Singapore nach Batavia fahren konnte, nur ein Zeitraum von sechs oder fünf Tagen zur Besichtigung dieser Stadt und von Buitenzorg auf der Insel Java entfiel. Bei der allseits gerühmten Schönheit und Bedeutung der Insel Java, sowie der Sundainseln überhaupt, sind so wenige Tage auch nur zur oberflächlichen Besichtigung ungenügend. Übrigens erfuhr ich von dem Konsulate in Batavia, dass sich diese Zeit wegen der eingetretenen Regenperiode zur Besichtigung wenig eignet. Ich setzte meinen Reiseplan daher nachstehend fest. Nach meiner Rückkunft in Singapore begebe ich mich sobald als möglich nach Batavia, von dort am 6. Jänner über Deutsch-Neu-Guinea nach Sydney, wo ich etwa 10 Tage bleibe. Von hier fahre ich nach Melbourne, im Süden Australiens, und nach Hobard auf Tasmanien. Den Aufenthalt dort, sowie die Rückfahrt von Hobard über Fremantle, an der Westküste Australiens nach Singapore will ich dann so einrichten, dass mir noch etwa 14 Tage für die weitere Besichtigung von Java erübrigen.