Bilder von der deutschen Landstraße. 1. Der Fuhrmann von Dazumal.

Aus: Die Gartenlaube, Illustriertes Familienblatt. Nr. 1. 1864. – Herausgeber Erst Keil.
Autor: Redaktion: Die Gartenlaube. August Topf., Erscheinungsjahr: 1864

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Fuhrmann, Gespann, Pferde, Wagen, Transport, Frachtfuhrwesen, Handelsmann, Eisenbahn, Konkurrenz, Fuhrmanns-Stolz, Bahnhof, Verladestation, Verladeplatz, Handelsstraßen, Handelsplätze, Wirte,
„Kein Kaiser und kein König kann ohne Fuhrmann sein.“ – Der Kärrner, der „Stiefelknecht“ und der großen Frachtwagen. – Die Krähwinkler Kärrner mit der höchsten Leiter. – Der Wirt in Lutterberg und seine Hemmschuhe. – Die Lüneburger Hengste. – Der weiße Kittel und die Ausrüstung des Kärrners; der „stinkende Balsam“ und die Salzunger Tropfen. – Die Geleitsreiter und das Geleitsgeld. – Des Kärrners „getreuer Gefährte und Helfer“, ein Fuhrmanns-Vademekum und Fuhrmanns-Bädeker. – Die kirchliche Fürbitte für den ausfahrenden Kärrner. – Fuhrmannglaube. – Das Zeremoniel des Kärrnerritterschlags in Nürnberg. – Die Peitsche der Wirtin. – Die Etiquette der Fuhrleute unter einander. – Die bedeutsamen Nullen der Wirtshausrechnung. – Die Salzkärrner und die Kärrner aus Montjoie bei Aachen, die letzten ihrer Art. – Die Popendieker „Langspänner“ oder Kuttenklepper“. – Der Hudelwagen. – Der große Frachtwagen. – Plantuch und Priesterrock. – Die Nürnberger „Rosen“. – Der blaue Brabanter Fuhrmannskittel. – Der Fuhrmannsgasthof. – Die verschiedenen Fuhrmannsgruppen: Die Bergschen und Muntschauer – Die Westfälinger – Die Pfälzer – Die Schwaben und Franken – Die Bayern – Die Eschweger und Fuldaer – Die Mündener und Popendieker – Die Harzer – Die Leister – Die „Österreicher“ – Die Langensalzer – Die Krahwinkler und Tambacher – Die Benshäuser und Suhlaer – Die Gräfentaler – Die Grüneberger und Breslauer. – Die Eilfuhren. – Das Deichselbrot. – Die Nachtriren und die „Kotze“. – Die Zeche und ihre Hieroglyphen. – Der Lochgroschen. – Das Krippengeld der Knechte. – Fuhrmannsgrobheiten und Fuhrmannsstolz. – Das Fuhrmannslied.

Wir stehen auf dem Perron eines Bahnhofes, in welchen mehrere Eisenbahnen ihre Schienenstränge einmünden; eben brausen von verschiedenen Seiten drei mächtige Güterzüge heran. Welch' eine Masse von Frachtgütern ist hier in wenigen Augenblicken zusammengebracht! Der Fall ist denkbar, dass jeder Wagen durchschnittlich mit 80 Zentnern beladen ist. Nehmen wir jeden der eben angekommenen Züge zu 36 Wagen an, so ergibt dies die Summe von 8.640 Zentnern. Um diese Lasten selbst auf ebener Chaussee fortzuschaffen, würden dennoch 108 vierspännige Frachtwagen mit 432 Pferden von mittlerer Zugkraft notwendig sein. Billige Tarifsätze gestatten, auch solche Dinge auf den Eisenbahnen zu befördern, an deren Versandt „per Achse" früher nicht zu denken war. Neben der Wohlfeilheit der Frachtsätze ward aber die große Geschwindigkeit, mit welcher der Schienenweg Güter transportiert, Ursache, dass das Fuhrmannswesen, welches früher die Stelle der Eisenbahn als Verkehrsmittel vertrat, nach und nach zum Erliegen kam und in unseren Tagen geradezu als der Vergangenheit angehörig betrachtet werden muss. Wir meinen hier natürlich das große Frachtfuhrwesen, wie sich dasselbe auf den alten Handelsstraßen Deutschlands bewegte, scheiden also das sogenannte Botenfuhrwerk, welches, gleichsam als Binnenvehikel den Güterverkehr zwischen nicht allzu entfernten Orten in regelmäßigen Zwischenräumen vermittelte und zum Teil noch vermittelt, selbstverständlich aus, wie ja auch der frühere Fuhrherr, selbst wenn er sich von dein sogenannten Fuhrmannsstolz frei wusste, solch' Botenfuhrwerk stets als zum eigentlichen Frachtfuhrwesen nicht gehörend betrachtet hat. Die äußerst wenigen Fuhrleute, welche uns gegenwärtig noch hier und da und namentlich zur Zeit der größeren Handelsmessen begegnen, können dem früheren Fuhrmannswesen gegenüber in gar keinen Vergleich gestellt werden. Die Besitzer dieser wenigen Wagen befrachten sich meist selber, indem der ehemalige Fuhrmann sich in einen Handelsmann verwandelt hat. Damit soll indessen nicht gesagt sein, dass der Refrain eines uralten Fuhrmannsliedes:

Kein Kaiser und kein König
Kann ohne Fuhrmann sein!

seine Bedeutung gänzlich verloren hätte; denn die Reglements der Eisenbahnen schließen gewisse Güter, wie z. B. Pulver, vom Transporte aus, und Kaiser und Könige können ohne Pulver leider doch nicht gut sein. —

Getreideernte, ein Fuder Getreidegarben

Getreideernte, ein Fuder Getreidegarben

Bauer mit Pferd

Bauer mit Pferd

Pferd zum Beschlag in der Dorfschmiede

Pferd zum Beschlag in der Dorfschmiede

Mittagspause im Pferdestall

Mittagspause im Pferdestall