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- Kategorie: Vermischtes
- Veröffentlicht: 20. Juli 2012
Schwerin, den 1. August. Kürzlich hat hier ein Vorfall, der sich ganz in der Nähe der Stadt, beim Eingange des Haselholzes, zugetragen, um so mehr Aufsehen erregt, als wir glücklicherweise seit langer Zeit nicht von ähnlichen Begebenheiten hier im Lande gehört haben. Es ist dies nämlich ein Mordanfall von Seiten eines Schustergesellen gegen einen mit ihm von Hamburg hierher gereisten Handlungsdiener, den Sohn eines bereits verstorbenen Steueroffizianten aus einer benachbarten Stadt.
Die eingeleitete Untersuchung hat zwar manche Umstände dieser Begebenheit noch nicht aufklären können, doch hat der Täter so viel eingestanden, dass er wirklich die Absicht gehabt, seinen Reisegefährten zu ermorden. Beide haben sich des Morgens früh um 4 Uhr zum Schlafen unter einen Baum gelegt, und als der Schuster erwacht, und seinen Gefährten noch schlafen findet, so versetzt er ihm einen heftigen Schlag über den Kopf, feuert auch eine Pistole gegen ihn ab, die aber fehlt; worauf er ihm noch mehrere Schläge versetzt. Als hierauf der Geschlagene seines Mörders Namen gerufen, ist dieser gerührt worden, und hat seinen Vorsatz , ihn zu ermorden, aufgegeben, doch hat er ihm befohlen sich im Korn zu verbergen, sich auch einen Eid von ihm ableisten lassen, dass er ihn nicht verraten wolle, wogegen er ihm aus der Stadt Essig zum Waschen seiner Wunden bringen würde. Der Täter ging so dann mit den sämtlichen Sachen des Beschädigten in die Stadt, woselbst jedoch diese am folgenden Tage Veranlassung zu seiner Entdeckung gaben. Erst gegen Abend kam der Handlungsdiener nach, und erzählte sofort, dass er angefallen sei, den Täter aber nicht kenne. Später hat er als Grund für seine Aussage den von ihm abgeleisteten Eid angegeben. Doch bleibt dieser Umstand immer merkwürdig, und es ist zu wünschen, dass derselbe bei der weiteren Untersuchung in Bützow, wohin der Täter dem Vernehmen nach wird abgeführt werden, vollständig möge aufgeklärt werden.
Aus: Freimütiges Abendblatt. 1826