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Wieder einmal wird die Lehrerschaft und werden alle fortschrittlich Denkenden hineingezwungen in einen Kampf für die Schule. Hin und her im Reich werden Spargutachten veröffentlicht, Sparmaßnahmen überlegt und die Vorbereitung diesbezüglicher Verordnungen und Gesetze in Angriff genommen. Und wer wollte das nicht begrüßen?! Deutschland ist in wirtschaftlicher Bedrängnis, Deutschland muss sparen, wenn es weiter leben soll. Aber zum Weiterlebenkönnen eines Volkes gehört nicht nur Geld, gehören nicht nur materielle Mittel. Zum Weiterlebenkönnen gehört dringlicher als das ein schaffendes Geschlecht, gehören Menschen, die etwas können, die viel können, die geschult sind darin, die Augen aufzutun, Hände und Hirne zu gebrauchen und die starke Kräfte des Geistes immer neu hineinzuwerfen vermögen in das Ringen um Sein oder Nichtsein.

Drängend ist die gegenwärtige wirtschaftliche Not. Sie ist so drängend und drückend, dass sie unsere Blicke wie mit Gewalt herunter zieht und uns schon nicht mehr gestatten will noch weit über das Heute hinauszuschauen. Ein Generationsegoismus will groß werden, wie wir ihn in Deutschland kaum je in diesem Maße erlebten. Oder liegt ein solcher Generationsegoismus nicht in den bisher veröffentlichten Spargutachten? Wo lebt darin noch der Gedanke und der starke Wille mit gesammelter Kraft für Zukunftswerte zu sorgen? Ein geschlagenes Volk muss sparen und Schulen bauen -  das sollte in lebendigem Volksidealismus immer aufs Neue der Leitstern sein durch dies Jahre. Fast greisenhaft klingt es daneben, was auf den Aktengrauen Seiten der Spargutachten zu finden ist.

Aber will denn unser Volk wirklich auch alles das durchführen, was in diesen Gutachten über die Schule gesagt ist? Geht nicht durch hunderttausend, durch Millionen Familien immer wieder der Wille, die Kinder, das kommende Geschlecht, die Kämpfer der Zukunft zu schulen und tüchtig zu machen, so gut wie es nur irgend geht?! Ist unser Volk wirklich so greisenhaft, dass es schon anfangen möchte, an der Schule zu sparen? Wir wollen, wir können das nicht glauben, den gerade wir Lehrer sehen es ja tagtäglich, wie sehr, wie brennen die Elter interessiert darin sind, dass ihre Kinder etwas lernen und dass sie vorwärts kommen. Wer gegen die beste Schule kämpft, kämpft gegen die Väter und Mütter – so liegen die Dinge, so möge es allen entgegenschallen, die heute schaben und bröckeln wollen an dem, was unser Volk sich für seine Jugend schuf.

In diesem Sinne mitzustreiten war auch der Sinn der großen Kundgebung, zu der am letzten Sonntag der Deutsche Lehrerverein seine Glieder nach Berlin gerufen hatte. Vollgefüllt war der große Saal des Lehrervereinshauses. Wie schon mehrmals in den zurückliegenden Jahren, so fand auch diesmal der Gedanke, sich schützend vor die Schule zu stellen, die einheitliche starke Zustimmung der Versammlung. Mögen die Worte, die Georg Wolff, Berlin, als 1. Vorsitzender des Deutschen Lehrervereins an die Öffentlichkeit richtete, Widerhall finden bei den Regierungen und Volksvertretungen der Länder. Was er ausführte enthält das, was auch wir in Mecklenburg den berufenen Führern zu sagen haben. Die Entschließung, die in Berlin unter Beteiligung der Mecklenburgischen Vertreter zustande kam, bringt die Forderungen, zu denen auch wir in Mecklenbu8rg stehen müssen und stehen werden und die wir darum der Regierung und dem Landtag auch zugleich als unsere Entschließung unterbreiten. ...

Aus: Mecklenburgische Schulzeitung. Organ des Landes-Lehrervereins in Mecklenburg-Schwerin. Begründet von Rektor Hinrich Burgwardt, Wismar. 61. Jahrgang. Wismar 28.03.1930 Nr. 13.

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