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Mecklenburgs VolkssagenAus: Mecklenburgs Volkssagen. Gesammelt und herausgegeben von M. Dr. A. Niederhöffer. 1858

So Manches, was die Geschichte nicht aufgezeichnet, erzählt uns die Sage, in jenem mystisch märchenhaften Dufte gehüllt, in jenem heimlich dunklen und doch so einfachen und religiösen Tone. Alles, was dieselbe erzahlt, hat seine Tiefe, seine Moral; sie beweiset, dass das Schlechte bestraft, das Gute belohnt wird. Sie wirkt nicht schädlich oder wohl gar entwürdigend, sondern belehrend und wohltuend auf das Gemüt des Menschen. Sie beschützt und verteidigt das Wahre und Edle; sie warnt vor dem Bösen und der Missetat. Sie erzählt von Gottes Güte, von Seiner Gerechtigkeit, aber auch von Seinem Zorne, der den Frevler gewiss trifft!

Alles Das, was sich nun von vaterländischen Volkssagen bis auf unsere Zeit erhielt, sich auf die jetzt lebende Generation fortpflanzte, zu sammeln, daraus nach und nach ein Ganzes zu bilden und es so dem etwanigen Untergange und Vergessen zu entreißen, ist meine Absicht und Bestreben.

In der Hoffnung und dem Vertrauen, dass dies mein Unternehmen Anklang und mithin die nötige Teilnahme findet, habe ich frisch damit begonnen. Hat dasselbe auch wohl nur für Mecklenburg spezielles Interesse, so hoffe ich doch, dass es auch diejenigen im weiteren deutschen Vaterlande, die Sinn für Altertum und Sagen haben, in Etwas interessieren werde.

Möchte nun das Lesen meiner Sammlung nicht allein eine einfache Unterhaltung gewähren, sondern auch zugleich für Manchen von sittlichem Nutzen sein. Ebenfalls würde es mich innig freuen, wenn ich hierdurch auch noch dazu beitragen könnte, bei diesem oder jenem der älteren Leser, alte liebe Erinnerungen wieder wach zu rufen und neu zu beleben. Denn Mancher derselben wird gewiss im Laufe der Fortsetzungen längst bekannte, wohl schon in frühester Jugend und seitdem nicht mehr vernommene Sachen wiederhören, und damit zusammenhängend, an vergangene Zeiten und liebe, vielleicht zum Teil schon in Frieden ruhende Personen, die ihm zuerst hiervon sprachen — war's nun der alte freundliche Großpapa oder die alte fromme Großmama; waren's die teuren Eltern oder sonstige liebe Verwandte; oder war's die alte treue Wartefrau, die Amme, das Kindermädchen oder eins der Jugendgespielen — erinnert werden. Doch nicht allein dem in Mecklenburg, sondern auch dem fern von dort lebenden Landsmanns — der vielleicht auswärts eine neue Heimat gefunden und sich einen Herd gebaut, das traute Heimatland aber dennoch nicht vergessen hat, — möge dies Büchlein eine kleine Freude bereiten.

Indem ich nun schließlich hierdurch noch allen denjenigen, die mich bereits auf die entgegenkommendste und freundlichste Weise durch Überlieferung von Materialien und fertigen Arbeiten erfreuten, meinen herzlichsten Dank ausspreche, richte ich zugleich an sämmtliche Freunde meines Unternehmens, die etwa im Besitze dergleichen Sachen sein sollten, die freundliche und dringende Bitte, mich gütigst für die nachfolgenden Hefte meiner Sammlung recht kräftig zu unterstützen, damit es mir gelinge, mein Vorhaben möglichst vollständig, also so auszuführen, wie ich es beabsichtige*).

Leipzig, im Februar 1857. Der Herausgeber. (A. N.)

*) Da ich für jetzt nicht bestimmen kann, wo ich mich zukünftig bleibend aufhalten werde, so bitte ich: etwaige geschätzte Beiträge, Materialien etc. mir gütigst unter meiner Adresse nach Röbel in Mecklenburg zugehen zu lassen; auch das Kleinste ist mir lieb und erwünscht und wird dankbarst von mir angenommen.

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